Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Anleihenkäufe der EZB Zehn Milliarden Spaghetti-Eis Stefa

Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR
Anleihenkäufe der EZB
Zehn Milliarden Spaghetti-Eis
Stefan schelp

ID: 1164128
(ots) - Ab März gehen alle Schleusen sperrangelweit auf.
Dann beginnt der vom EZB-Chef Mario Draghi angezettellte gigantische
Ankauf von Anleihen. 1,14 Billionen Euro will er dafür ausgeben,
Monat für Monat 60 Milliarden. Und weil sich solche Summen niemand
vorstellen kann: 60 Milliarden Euro im Monat, das sind rund 10
Milliarden Spaghetti-Eis mit Sahne. Oder 20 Milliarden Glühwein ohne
Schuss und ohne Becherpfand. Schwer verdaulich, sagen Sie? Stimmt.
Denn die Risiken sind unkalkulierbar, daran ändert auch das
Entgegenkommen nichts, dass nur 20 Prozent der Anleihenkäufe der
gemeinsamen Risikohaftung unterliegen. Die Strategen der Europäischen
Zentralbank wollen damit der Deflationsgefahr, also der Sorge vor
fallenden Preisen, vorbeugen. Denn fallende Preise bremsen den
Konsum, die Kunden warten auf weiter sinkende Preise, warten mit den
großen Anschaffungen, die Produkte der Industrie erzielen geringere
Preise, die Bereitschaft zu Investitionen sinkt. Das, so die
Erklärung, schadet der Wirtschaft und damit uns. Im Umkehrschluss
müsste uns der gigantische Ankauf von Staatsanleihen also helfen. Wie
das? Kauft die EZB den Banken die Staatsanleihen ab, könnten
ebendiese Banken das Geld in Unternehmensanleihen, Aktien und
Immobilien investieren und damit deren Preise in die Höhe treiben.
Die Besitzer und Inhaber fühlen sich reicher, können mehr Geld
ausgeben, kurbeln den Konsum und damit letztendlich die Preise an.
Zum anderen bekommen die Banken mehr Luft, um Kredite zu gewähren,
was Unternehmen in die Lage versetzt zu investieren. Das unterstützt
die Nachfrage und - richtig - treibt die Inflation. Und schließlich
legen Banken ihr Geld dort an, wo sie mehr Zinsen bekommen als in
Deutschland. Das drückt den Euro nach unten und macht Importe in die
Eurozone teurer. Genau: Die Preise steigen. Im Idealfall um rund zwei


Prozent, diese Größenordnung hält die EZB für gesund. Derzeit liegt
die Inflation dagegen nur noch kaum wahrnehmbar über der Null-Linie.
Die Banken - ausgerechnet die Banken - spielen im Kalkül von Mario
Draghi eine entscheidende Rolle. Verweigern sie sich, sitzt die EZB
möglicherweise auf einem Berg von Schrottpapieren und hat die
unermesslichen Geldfluten in den Orkus geschossen. Auf die kriselnden
EU-Staaten hat die Maßnahme natürlich auch keinen erzieherischen
Effekt. Warum soll man denn gewissenhaft haushalten, wenn einem die
EZB am Ende doch aus der Patsche hilft? Neue Krisen sind daher
gewissermaßen systemimmanent. Auch ohne solche Horrorszenarien
bekommen wir die Auswirkungen der Draghi-Aktion unmittelbar zu
spüren. Zinsen auf Gespartes gibt es auch weiterhin nicht; wer sein
Geld aufs Konto packt, wird damit eher ärmer als reicher. Das gilt im
Übrigen ähnlich auch für die Altersvorsorge, die viele von uns sich
auf die hohe Kante gelegt haben. Das Geld der Lebensversicherer
steckt auch zum großen Teil in Staatsanleihen. Schon jetzt fällt es
den Unternehmen angesichts der niedrigen Zinsen immer schwerer, die
hohen Renditeversprechen für Altkunden am Kapitalmarkt zu
erwirtschaften. Das wird nach der Draghi-Entscheidung nicht leichter.
Solche Aspekte interessieren EZB-Chef Mario Draghi allerdings
vermutlich nicht einmal am Rande. Er hat das große Ganze im Blick.
Die deutsche Perspektive spielt dabei keine Rolle.



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Datum: 23.01.2015 - 19:40 Uhr
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