Schwäbische Zeitung: Cannabis kann auch Arznei sein
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originellen Werbespruch unterwegs: "Beton - es kommt darauf an, was
man daraus macht". Für Cannabis gilt der Satz gleichermaßen. Die
Fachwissenschaft ist sich weitgehend darin einig, dass die Symptome
bestimmter chronischer Erkrankungen durch die Behandlung mit der
Droge gelindert werden können. Cannabis wäre aber in diesem Fall
keine Droge mehr, sondern ein Medikament.
Es ist gut, dass inzwischen in allen politischen Parteien ein
Umdenken in dieser Frage eingesetzt hat. Viele Jahre lang war die
Diskussion eher ideologisch überladen als an der Praxis orientiert.
Den Grundsatz, dass illegale Drogen keine legalen Drogen werden
könnten, haben vor allem konservative Politiker zum Dogma erhoben -
ohne zu bedenken, dass jeder Grundsatz auch Ausnahmen zulässt. Am
heftigsten war der Streit vor Jahren darüber entbrannt, ob man
Schwerstabhängigen Heroin geben dürfe, um sie wenigstens aus dem
bösen Kreislauf von Sucht und Beschaffungskriminalität zu befreien.
Sturheit und Mitleidlosigkeit der Gegner dieser Pläne waren teilweise
erschreckend.
Beim Cannabis geht der Trend weltweit in Richtung Lockerung. Wie
sich eine Freigabe - die USA experimentieren bereits damit - auf
Dauer auswirken würde, ist umstritten. Nicht wenige Ärzte warnen vor
den langfristigen psychischen Folgen des regelmäßigen
Cannabis-Konsums, vor allem für Jugendliche. Befürworter
argumentieren dagegen, dass der dauerhafte Missbrauch von Alkohol
noch schädlicher sei, und der sei schließlich erlaubt. Aber die
Drogenproblematik entschärft man kaum dadurch, dass zur einen legalen
Droge noch eine zweite kommt. Vorsicht ist geboten.
Im Fall der geplanten Abgabe von Cannabis-Präparaten an Kranke
gilt das nicht. Der theoretisch denkbare Fall, dass künftig einer zum
Arzt geht und erklärt, sein Medikament kenne er bereits, er brauche
jetzt nur noch die Bescheinigung einer passenden Krankheit, ist arg
weit hergeholt. Deutschland wird nicht zu einem Volk der Kiffer
werden.
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Datum: 03.02.2015 - 19:34 Uhr
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