Reich werden durch Umweltpolitik
In (einer) Theorie möglich
Jeder Mensch ist bemüht, natürliche Ressourcen für zukünftige Generationen zu bewahren – in der Theorie eine beruhigende Annahme. In der Praxis sieht das oft anders aus. Denn nicht jeder Akteur einer Gesellschaft ist auf das Wohl anderer bedacht und sogar bereit sich dafür einzuschränken. Dies ist gerade im Bereich der Umweltpolitik ein ernstes Problem: Um allfällige Schäden in weiter Ferne zu vermeiden, müssen heute unmittelbar Ausgaben getätigt werden. Mit Unterstützung des Wissenschaftsfonds FWF wird nun eine neue dynamische Theorie entwickelt, die zeigen soll, dass der Wohlstand zukünftiger Generationen durchaus auch Wohlstand für heutige Generationen schaffen kann.
Klimaschutz & Kapital
Dr. Armon Rezai, Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU Wien) und Gastforscher am International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) in Laxenburg, analysiert dabei in Zusammenarbeit mit seinen internationalen KollegInnen folgendes Szenario: Zur Senkung des Ressourcenverbrauchs wird eine Politikmaßnahme verabschiedet, die zum Zeitpunkt der Umsetzung ökonomische Kosten verursacht. Gleichzeitig verringert sie aber auch zukünftige Umwelt- und insbesondere Klimaschäden und damit zukünftige Produktionskosten. Dieser relative Anstieg zukünftigen Wohlstands kann sich z. B. in Wirtschaftswachstum, Schaffung von Arbeitsplätzen und höheren Einkommen manifestieren.
Dazu Prof. Rezai: "Das zeitliche Auseinanderfallen von Kosten und Nutzen von umweltpolitischen Maßnahmen stellt eine große Herausforderung dar. Die wesentliche Beobachtung unseres Projekts ist, dass der Kapitalmarkt dazu dienen kann, derartige zukünftige positive Wirtschaftsentwicklungen bereits heute in höhere Vermögenswerte umzusetzen. Dies kann z. B. durch Anlagen in Form von Staatsanleihen, Wertpapieren oder Aktien erfolgen." Diese Veränderung in den gegenwärtigen Vermögenswerten kann dafür genützt werden die Kosten der Politikmaßnahme, zumindest teilweise, zu finanzieren. "Unser Modell berücksichtigt mehrere Generationen, theoretisch über einen unendlichen Zeitraum hinweg, und ist insofern besonders für die Analyse von Umweltpolitik geeignet, da natürliche Ressourcen sehr langsame Regenerationsprozesse aufweisen und umweltpolitische Maßnahmen deshalb mitunter weitaus längere Planungshorizonte erfordern als sonstige Politikmaßnahmen", so Prof. Rezai.
Generationen X-Y-Z
Ein weiterer Aspekt, der in das Modell einbezogen wird, ist die mögliche Revidierung heutiger Maßnahmen. So könnten die heute von der Generation X getroffenen Entscheidungen von der nachfolgenden Generation Y wieder abgeschafft werden, sodass Generation Z leer ausgeht. Um dieser "Commitment"-Problematik Rechnung zu tragen, werden unterschiedliche Wählermodelle und deren Relevanz für einen generationenübergreifenden Wohlstand analysiert. Insgesamt werden mehrere gesellschaftliche Szenarien aus dem Bereich der Ökonomie und Spieltheorie von Prof. Rezai miteinander verglichen: erstens ein Laissez-faire-Szenario, also ein Szenario ohne jegliche Politikintervention zur Ressourcenschonung, zweitens das soziale Optimum, in welchem sowohl heutige als auch zukünftige Generationen willig ihren Verbrauch mindern, und drittens ein sogenanntes Markov-perfektes Gleichgewicht – jenes Gleichgewichtskonzept der Spieltheorie, in welchem zukünftige Akteure heutige Maßnahmen abschaffen können.
Angewendet auf die Politikbereiche Klimawandel und Außenhandel wird dieses Rahmenwerk als theoretische Hilfestellung für die langfristige Planung zielgerichteter politischer Maßnahmen dienen können. Idealerweise wird dieses vom FWF unterstützte Projekt dazu beitragen, dass weltweit schnell und adäquat auf dringende umweltpolitische Fragen reagiert wird.
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Datum: 23.02.2015 - 12:22 Uhr
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Freigabedatum: 23.02.2015
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