Aachener Zeitung: Kommentar Ein Armutzeugnis Tröglitz ist ein Beispiel für fehlende Zivilcourage B

Aachener Zeitung: Kommentar
Ein Armutzeugnis
Tröglitz ist ein Beispiel für fehlende Zivilcourage
Bernd Mathieu

ID: 1184268
(ots) - Ehrenamt. Ehrensache. Markus Nierth hat zu viel
erwartet. Der Ortsbürgermeister des kleinen Dorfes Tröglitz in
Sachsen-Anhalt glaubte daran, dass ihn die Landratsbehörde vor den
Protesten rechtsextremer Demo-Touristen und einheimischer Mitläufer
schützen würde. Die Behörde, der Herr Landrat: Sie unternahmen
nichts. Sie ließen die Sache laufen. Und die politischen Parteien und
die Mehrheit der Dorfgemeinschaft reihten sich ein in diese Koalition
falscher Bequemlichkeit. Tröglitz ist ein Dorf mit rund 2700
Einwohnern und ein Beispiel dafür, wie desinteressiert, gleichgültig
und aggressive Parolen billigende bürgerliche Minderheiten sich
einrichten können. Der Ortsbürgermeister fühlte sich alleingelassen -
zunächst, als er vor Weihnachten im Gemeindeblatt um Verständnis für
den Zuzug von 40 Flüchtlingen bat, und dann, als der Landrat gar
nichts gegen die vor dem Haus des Ortsbürgermeisters angekündigte
Demo der Rechten unternahm. Seit drei Monaten gibt es in Tröglitz
"Spaziergänge" gegen die Flüchtlinge. Zunehmend gesellten sich
NPD-Mitglieder und Sympathisanten aus der rechten Szene dazu, die
nicht in Tröglitz wohnen. Gegenaktionen? Fehlanzeige. "Hätte ich
meinen Kindern, die in der letzten Zeit schon einiges ertragen
mussten, zumuten sollen, dass vor ihren Kinderzimmern bewaffnete
Polizisten stehen müssen, und zudem rassistische und hasserfüllte
Parolen bis dorthin dringen?" Diese Frage stellen zu müssen, darf
einem Ehrenamtler grundsätzlich nicht zugemutet werden. Keine
Unterstützung gegen die NPD-Agitation zu erfahren, kann man getrost
als Totalausfall von Zivilcourage bezeichnen. Wo blieben hier
Aufschrei, Protest, Widerspruch? Darum, nicht aus Angst, trat der
46-jährige parteilose Theologe zurück. Für Menschen, die sich gerne
uneigennützig engagieren, ist das wohl kaum Motivation. Menschen


einschüchtern, ihnen nicht helfen, sie nicht schützen gegen extreme
Akteure, das sind fatale Signale aus einem kleinen Dorf, die ins
ganze Land gesendet werden. Diese Haltung ist ein geistiges
Armutszeugnis für eine kleinbürgerliche Gesellschaft und eine
zimperliche Behörde. Immerhin hat gestern der Kreistag mit Mehrheit
entschieden, dass die 40 Asylbewerber aufgenommen werden. Nach dem
Rücktritt wäre alles andere auch regelrecht unappetitlich gewesen.



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Datum: 10.03.2015 - 17:42 Uhr
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