Pfarrer Fliege: Der S-Bahn-Held darf nicht umsonst gestorben sein!
Sein Tod trifft uns in der Tiefe unseres Herzens. Hier ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Blutzeuge, ein Märtyrer der Zivilcourage,getötet worden. Ein Blutfleck auf dem Bahnsteig, das ist sein Blut. Und das ist das Zeugnis.
Tagen zwei junge Arbeitslose einen tapferen Mann erschlugen, der Kinder vor
ihnen schützen wollte. Ganz Deutschland ist von dieser Tat aufgewühlt. Und
wir müssen aufpassen, dass wir nach ein paar Tagen Schrecken und Trauer
nicht zur gewohnten Tagesordnung zurückkehren. Wir müssen die Botschaft der
Tragödien erkennen und lesen lernen. Sonst ist wieder ein Mann umsonst
gestorben. Und eine Mutter weint über den sinnlosen Tod ihres erwachsenen
tapferen Jungen.
Ich bin dorthin gefahren, um zu beten. Aber beten ist lauschen. Nach dem
Willen Gottes lauschen! Und was ist nun die Botschaft, die man dort
lauschend bekommt? Einmal spürt man, dass die Nähe, die man zu dem
Verstorbenen sucht, ansteckend ist. Der Trauernde spürt, dass er vom
Geschehen infiziert wird. Das bedeutet: Ich will auch ein Stück so tapfer
sein wie Sie!
Umgang färbt ab. Das gilt auch für die Toten. Und man spürt, dass man in
Zukunft zu denen gezählt werden will, die Widerstand leisten und nicht
wegsehen, wenn in der S-Bahn gewalttätige Jugendliche Zoff machen.
Aber auch wenn man alles richtig macht wie dieser erschlagene Mann auf dem
Bahnsteig von München, kann es sein, dass man sein Engagement mit dem Tod
bezahlt. Und da kommt dann die zweite Botschaft von drüben: Alles richtig
machen oder nicht, ist nicht die erste Frage. Wenn man tief in sich spürt,
dass man für das Leben selber einsteht und kämpft, für den Schutz und das
Leben schutzloser Kinder, dann treten alle anderen Gedanken und Gefühle in
den Hintergrund. Ein ethisches Verhalten an den Tag zu legen kann bedeuten,
den eigenen Tod nicht zu scheuen.
Und genau das trifft uns alle in der Tiefe unseres Herzens. Hier ist im
wahrsten Sinne des Wortes ein Blutzeuge, ein Märtyrer der Zivilcourage,
getötet worden. Ein Blutfleck auf dem Bahnsteig, das ist sein Blut. Und das
ist das Zeugnis.
Was sollen wir tun, um diesen Tod nicht sinnlos werden zu lassen? Reicht es,
ein Denkmal zu errichten, einer S-Bahn-Station seinen Namen zu geben oder
müssen wir, die wir in den Großstädten S-Bahnfahren, uns ein Zeichen ans
Revers heften, dass wir nicht wegsehen werden, sondern eingreifen? Wir müssen
was tun! Sonst ist Dominik B. bald umsonst gestorben.
Für die Täter habe ich jetzt kein Ohr und kein Herz. Über sie mache ich mir
zu einer anderen Zeit Gedanken. Manchmal muss ein bitterer Kelch aus
Gewalttaten, Raub und Erpressung, der schon seit Jahren getrunken wird, erst
gänzlich ausgetrunken werden bis zur bitteren Neige, um dann etwas gänzlich
Neues wachsen zu lassen. Aber jetzt schon steht fest, dass wir gerade
unseren Jungen in unserem Volk keine Perspektiven und Aufgaben geben. Und
wenn sie die nicht bekommen, wird ihre Kraft umschlagen in Gewalt.
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Unternehmensinformation / Kurzprofil:
Jürgen Fliege (geb. am 30. März 1947) ist Vater von zwei Töchtern, evangelischer Pfarrer, TV- und Radiomoderator, Filmemacher sowie Autor zahlreicher Bücher und Artikel. Er lebt in der Nähe von München.
Nach zwölf Jahren Pfarramt bei Aachen arbeitete er zunächst im Auftrag der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) freiberuflich bei verschiedenen Fernseh- und Hörfunkstationen. Von 1994 bis 2005 war "Fliege - Die Talkshow" (ARD) von Montag bis Donnerstag ein konstanter Programmbestandteil der deutschen Medienlandschaft. 1996 wurde Jürgen Fliege in Leipzig mit einem der begehrtesten Medienpreise ausgezeichnet: Er erhielt den "Bambi" für die beliebteste Talkshow. Dabei ist Jürgen Fliege seinem Konzept über die Jahre weitgehend treu geblieben: Seriosität und Einfühlungsvermögen, Aktualität und Information mit einem Schwerpunkt hin zu Gesundheits- und Service-Themen.
Pfarrer wollte Jürgen Fliege bereits mit vier Jahren werden. Doch später als Theologiestudent fand er die üblichen Gottesdienste "nicht nahe genug am Menschen". 15 Jahre lang arbeitete er dann als Pfarrer in Düsseldorf, Essen und Aldenhoven, einem Bergarbeiterdorf bei Aachen.
Der Deutsche Evangelische Kirchentag entdeckte bald sein Talent als unterhaltsamer, ebenso einfühlsamer wie tiefsinniger Redner. So wurde er immer wieder gebeten, große kirchliche Veranstaltungen zu moderieren. Beim Start der kommerziellen TV-Sender brachte die Evangelische Kirche Jürgen Fliege als Pfarrer ein. Durch sein zunehmendes Engagement in den elektronischen Medien war er jedoch bald gezwungen, sein Pfarramt vorübergehend ruhen zu lassen. Dennoch hält Jürgen Fliege auch heute auf Anfrage Gottesdienste und nimmt häufig als Pfarrer und Diskussionsleiter bei kirchlichen Veranstaltungen teil. 1999 gründete er ein privates Institut für Seelsorge und Kommunikation zur Fortbildung von Pfarrerinnen und Pfarrern.
Jürgen Fliege ist zudem Autor zahlreicher Bücher. Unter dem Titel "Der Menschenflüsterer. Schutzlose Erinnerungen" veröffentlichte er seine Autobiographie.
Für seine Verdienste erhielt Jürgen Fliege 2009 das Bundesverdienstkreuz.
Worte&Taten
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Datum: 16.09.2009 - 11:25 Uhr
Sprache: Deutsch
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Kategorie:
Politik & Gesellschaft
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