Syrien: Tausende Verwundete nach Bombardierung auf belagertes Gebiet behandelt

Syrien: Tausende Verwundete nach Bombardierung auf belagertes Gebiet behandelt

ID: 1261164
(ots) - Heftige Bombardierungen an 20 aufeinanderfolgenden
Tagen haben im belagerten Ost-Ghouta nördlich der syrischen
Hauptstadt im August extrem viele Opfer gefordert. Nach Angriffen auf
Märkte und zivile Gebäude wurden in 13 provisorischen Krankenhäusern,
die Ärzte ohne Grenzen in der Region unterstützt, vom 12. bis 31.
August täglich mehr als 150 Menschen mit Kriegsverletzungen
behandelt. Zeitgleich zu den Bombardierungen wurde die Belagerung
rund um Damaskus verschärft und auf drei weitere Vorstädte nördlich
der syrischen Hauptstadt ausgeweitet.

Allein in 6 der 13 unterstützten Kliniken wurden in den 20 Tagen
1.932 Verwundete behandelt. 377 Menschen musste das Klinikpersonal
für tot erklären. 104 der Toten und 546 der Verletzten, also etwa
jedes vierte Opfer, waren Kinder unter fünf Jahren. Da die
Kommunikationswege durch die Angriffe unterbrochen wurden, liegen
Ärzte ohne Grenzen aus den anderen Klinken bislang keine genauen
Zahlen vor.

"Der August 2015 war in Ost-Ghouta einer der blutigsten seit den
grausamen Angriffen mit neurotoxischen Stoffen im August 2013", sagt
Bart Janssens, Programmleiter bei Ärzte ohne Grenzen. "Die
Krankenhäuser, die wir unterstützen, sind provisorische
Einrichtungen. Medikamente dorthin zu bekommen ist schwierig und
gefährlich, und die syrischen Ärzte tun das Möglichste, um Leben zu
retten. Angesichts der Umstände ist dies bei einer so massiven Zahl
an Verwundeten aber besonders problematisch."

Seit dem 22. Juli werden drei weitere Orte nördlich der syrischen
Hauptstadt belagert, in denen mindestens 600.000 Menschen leben:
at-Tall, al-Hameh und Qudsaya. Das bedeutet, dass weder Medikamente,
noch Nahrung, Hilfsgüter oder Treibstoff in diese Gebiete gelassen
werden; Personen werden angehalten und durchsucht. Die Belagerung von
Vororten wie Muadamija wurde zusätzlich verschärft: Es werden nicht


nur Lieferungen von medizinischem Material und Nahrung blockiert,
auch darf niemand mehr in das Gebiet hinein oder hinaus. Die
Evakuierung von Kranken aus den belagerten Orten ist derzeit nicht
möglich, auch nicht für dringend benötigte lebensrettende Hilfe.
"Diese Gemeinden haben keinen Zugang mehr zu Gütern des täglichen
Bedarfs, die die Bewohner zum Überleben brauchen", so Janssens. "Wir
wissen, dass im August in Ost-Ghouta rund 400 Amputationen
durchgeführt wurden. Viele Gliedmaßen hätten wahrscheinlich gerettet
werden können, wenn die medizinische Hilfe in den belagerten Gebieten
nicht derart behindert würde. Über medizinische Netzwerke schaffen
wir es weiterhin, medizinische Hilfslieferungen durch die
Belagerungsringe zu bringen. Das wird aber immer schwieriger." Ärzte
ohne Grenzen organisiert derzeit dringende Lieferungen von
Arzneimitteln und medizinischen Materialien an Apotheken. Dazu zählen
5.000 Infusionsbeutel und 5.000 Blutkonserven.

Rund zwei Millionen Syrer leben in belagerten Gebieten wie
Ost-Ghouta. "Der August war aus medizinischer Sicht der schlimmste
Monat, den wir bisher erlebt haben", sagt der Leiter eines von Ärzte
ohne Grenzen unterstützten Krankenhauses. "Jeder, der nicht verwundet
oder tot ist, muss sich glücklich schätzen. Genug Tod und Belagerung.
Genug Blut und Elend. Genug."

Vier Millionen Syrer sind ins Ausland geflohen und leben als
Flüchtlinge in Nachbarländern. Tausende riskieren ihr Leben beim
Versuch, Europa zu erreichen. Ärzte ohne Grenzen betreibt sechs
medizinische Einrichtungen im Norden Syriens und unterstützt 100
Gesundheitsposten und Feldkliniken im ganzen Land, speziell in den
belagerten Gebieten. Dabei handelt es sich meist um provisorische
Kliniken, in denen keine Mitarbeiter der Hilfsorganisation anwesend
sind, die Ärzte ohne Grenzen aber mit der Material und Schulungen
unterstützt. Dieses Hilfs-Netzwerk wurde in den vergangenen vier Jahr
aufgebaut.



Pressekontakt:
Svenja Kühnel, Tel. 030 700 130 230, svenja.kuehnel@berlin.msf.org
http://www.aerzte-ohne-grenzen.de

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Datum: 11.09.2015 - 13:12 Uhr
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Berlin



Kategorie:

Gesundheitswesen - Medizin



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