Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Ende der katholischen Familiensynode Reform im Schneckente

Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Ende der katholischen Familiensynode
Reform im Schneckentempo
Julius Müller-Meiningen, Rom

ID: 1280052
(ots) - Die Revolution ist ausgeblieben auf der
Bischofssynode im Vatikan. Umstürzende Botschaften hatte angesichts
der Zerstrittenheit der Bischöfe auch niemand erwartet. Im Gegenteil,
die von Papst Franziskus zu einem Perspektivwechsel gedrängte Kirche,
schien auf der Stelle zu treten bei der Frage, wie viel Wirklichkeit
die Doktrin verträgt. Die reformorientierten Kräfte im Episkopat
loben nun das Ergebnis der Versammlung. Vom Papst aufgestoßene Türen
seien nicht zugegangen, sondern offen geblieben. Beim Symbolthema der
wiederverheirateten Geschiedenen deutete sich eine zaghafte Öffnung
an. Fortan, so empfehlen die Bischöfe mit knapper Mehrheit, sei der
Empfang der Sakramente nicht mehr ausgeschlossen, sondern
letztendlich einer in Beichte und Buße ausgereiften
Gewissensentscheidung vorbehalten. Was auf die meisten Menschen wie
ein unverständlicher Kniefall wirken muss, ist für die katholische
Kirche ein Schritt nach vorne. Papst Franziskus hat den Reformprozess
mit einer Umfrage unter den Gläubigen angestoßen. Das Ergebnis nach
zwei Jahren Beratung ist für alle, die einen grundsätzlichen Wandel
der Kirche für möglich hielten, enttäuschend. Die Bischöfe, zu 90
Prozent in den Pontifikaten von Johannes Paul II. und Benedikt XVI.
berufen, tun sich unendlich schwer mit der Haltung, weniger zu
verurteilen, sondern in erster Linie positive Elemente in
menschlichen Beziehungen zu erkennen, die nicht dem katholischen
Ideal der sakramentalen Ehe entsprechen. Der von Papst Franziskus
vorgezeichnete Weg zu einer offeneren, weniger urteilenden Kirche ist
noch weit. Ob die Reform mit Papst und Bischöfen im Gleichschritt
gelingen kann, ist eine Frage der Zeit. Mitentscheidend ist, wie
viele Jahre Franziskus noch im Amt bleiben wird. Davon hängt ab, wie
viele Bischöfe und Kardinäle er in diesen Jahren ernennt, die die


Richtung der Kirche mitbestimmen. Noch über Jahre hinaus werden die
von seinen Vorgängern berufenen Prälaten das Gesicht der katholischen
Kirche prägen. Es bleibt die Frage, wie sehr der Papst die
amtierenden Bischöfe für seinen Kurs der Barmherzigkeit gewinnen
kann. Was auch nach der Synode bleibt, ist das Paradox, in das
Franziskus seine Kirche geführt hat und aus dem noch kein Ausweg
sichtbar ist. Der Papst will nicht nur Bewegung von seinen Bischöfen,
er wünscht sich von ihnen auch programmatische Inhalte. Die Bischöfe
sind nach Jahrzehnten des Gehorsams nur bedingt zum Dialog fähig. Sie
flehen beim Papst um ein lehramtliches Schreiben, in dem strittigen
Fragen geklärt werden. Ob Franziskus diesen aus Unvermögen
resultierenden Wunsch erfüllen wird, ist zweifelhaft. Ihm ist
zuzutrauen, dass er seine Mitbrüder noch eine ganze Weile
erbarmungslos vor sich hertreiben wird.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de

Themen in dieser Pressemitteilung:


Unternehmensinformation / Kurzprofil:
drucken  als PDF  an Freund senden  Westfalenpost: Die große Verunsicherung

Von Wilfried Goebels BERLINER MORGENPOST: Auch Europa braucht Hilfe / Leitartikel von Jörg Quoos
Bereitgestellt von Benutzer: ots
Datum: 25.10.2015 - 20:30 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 1280052
Anzahl Zeichen: 3157

Kontakt-Informationen:
Stadt:

Bielefeld



Kategorie:

Politik & Gesellschaft



Diese Pressemitteilung wurde bisher 296 mal aufgerufen.


Die Pressemitteilung mit dem Titel:
"Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Ende der katholischen Familiensynode
Reform im Schneckentempo
Julius Müller-Meiningen, Rom
"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von

Neue Westfälische (Bielefeld) (Nachricht senden)

Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).

Kita-Pläne in NRW: Eltern sollen wieder zahlen ...

Bielefeld. Die Kitalandschaft in NRW steht offenbar vor einer grundlegenden Veränderung. Dies geht aus einem bislang unter Verschluss gehaltenen Eckpunktepapier des Landes NRW hervor. Wie die in Bielefeld erscheinende Tageszeitung "Neue Westfä ...

Gewalt in NRW-Kitas hat sich mehr als verdoppelt ...

Die Gewalt in NRW-Kitas steigt drastisch an. Wie die in Bielefeld erscheinende Tageszeitung "Neue Westfälische" (Samstag) berichtet, haben sich die Meldefälle bei den Landesjugendämtern seit 2022 mehr als verdoppelt. Während in Westfale ...

Alle Meldungen von Neue Westfälische (Bielefeld)


 

Werbung



Facebook

Sponsoren

foodir.org The food directory für Deutschland
Informationen für Feinsnacker finden Sie hier.

Firmenverzeichniss

Firmen die firmenpresse für ihre Pressearbeit erfolgreich nutzen
1 2 3 4 5 6 7 8 9 A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z