NRZ: Die Türkei hat alle Trümpfe in der Hand - ein Kommentar von JAN JESSEN
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vielen kleinen Schritten gelingen. Es ist ein mühseliger Weg,
manchmal auch ein demütigender. Wenn eine deutsche Kanzlerin die
Türkei besucht, wäre es eigentlich ihre Aufgabe, den Krieg zu
kritisieren, den Ankara gegen die eigene Bevölkerung im Süden des
Landes vom Zaun gebrochen hat; oder den immer größeren Druck, der auf
die türkische Presse ausgeübt wird. Kritik an der Türkei kann sich
Angela Merkel aber nicht leisten. Nicht in dieser Situation. In der
Flüchtlingskrise spielt die Türkei jetzt die Rolle, die ihr Präsident
Erdogan eigentlich für die gerade stattfindende Neuordnung der Region
zugedacht hatte: die des wichtigsten Akteurs. Zweieinhalb Millionen
syrische Flüchtlinge sind bereits jetzt im Land, Zehntausende warten
an der Grenze, weil sie vor den russischen Bomben auf die
Rebellengebiete bei Aleppo geflohen sind. Ankara hat alle Trümpfe in
der Hand, um noch mehr Zugeständnisse von Merkel erzwingen zu können.
Es sind allerdings gewaltige Aufgaben, vor denen die Türkei steht.
Die Bekämpfung der Schleuser-Wirtschaft und die adäquate Betreuung
der Flüchtlinge im Land können nur in enger Kooperation mit der
Europäischen Union und deren finanzieller Unterstützung gelingen.
Nebenbei: Es ist zumindest irritierend, dass die EU die Türkei dazu
drängt, noch mehr syrische Flüchtlinge ins Land zu lassen,
gleichzeitig aber die konsequente Schließung der Grenze zu Europa
fordert. Das Wichtigste ist aber: Die Türkei muss ein ernsthaftes
Interesse entwickeln, bei der diplomatischen Befriedung des
Bürgerkriegs in Syrien eine konstruktive Rolle zu spielen. Zumindest
darauf müssen Deutschland und Europa drängen.
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Datum: 08.02.2016 - 20:00 Uhr
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