Mutter eines Loveparade-Opfers bei stern TV: "Es ist, als wäre mein Sohn zum zweiten Mal gestorben"
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der Massenpanik der Duisburger Loveparade starb, hatte Gabriele
Müller auf einen Prozess gehofft, damit die Verantwortlichen zur
Rechenschaft gezogen werden. Dass das zuständige Landgericht das
Hauptverfahren nun nicht eröffnen wird, war ein Schock für sie: "Es
war, als wäre Christian ein zweites Mal gestorben, es war dasselbe
Gefühl, dieselbe Ohnmacht. Diese Nachricht des Landgerichts war wie
die Nachricht von seinem Tod", so Müller live bei stern TV. Der
Prozess, so Müller, wäre wichtig für sie gewesen. "Man muss doch
wissen, warum unsere Kinder gestorben sind, wer dafür verantwortlich
ist. Sie mussten ihr Leben lassen und ich finde, das Mindeste ist ein
fairer Prozess." Die Begründung des Landgerichts kann Müller nicht
nachvollziehen. "Ich finde es traurig, dass sich die ganze
Anklageschrift nur auf einem einzigen Gutachten aufbaut. Es gibt doch
noch andere Beweise wie Videos. Das verstehe ich nicht", so Müller
live bei stern TV.
Auch Manfred Bauknecht hat kein Verständnis für die Entscheidung
der Richter. "Was ist das für ein Zeichen - es können einfach so 21
Menschen sterben und niemand ist verantwortlich?", kritisierte der
33-Jährige. Bauknecht war - wie auch Christian Müller - im Juli 2010
zum Tanzen und Feiern zur Duisburger Loveparade gereist, überlebte
die Tragödie nur knapp. Er filmte die Katastrophe und versuchte
zudem, anderen Festival-Besuchern zu helfen. "Eine Frau und ein Mann
lagen leblos am Boden. Ich habe zuerst bei der Frau mehrere Minuten
lang versucht, sie zu reanimieren, später den Mann. Bei beiden war es
aber letztendlich zu spät", erzählt Bauknecht im Gespräch mit Steffen
Hallaschka bei stern TV.
Im Studio zu Gast war auch Strafverteidiger Khubaib-Ali Mohammed,
der Bauknecht in der Nebenklage vertritt. Er meint, dass es noch
einen Prozess geben wird. "Ich glaube, dass es in der nächsten
höheren Instanz eine Möglichkeit gibt, dass es zum Prozess kommen
kann. Wir haben Beschwerde eingelegt. Wir sind optimistisch."
Auf der legendären Loveparade mit Tausenden feiernden Menschen
aus aller Welt war am 24. Juli 2010 eine Massenpanik ausgebrochen:
Mehr als 650 Menschen wurden verletzt, 21 Frauen und Männer starben
im Gedränge.
Mehr als fünfeinhalb Jahre nach dem Unglück hatte das Landgericht
Duisburg die Eröffnung eines Strafprozesses am Dienstag nun
abgelehnt, obwohl die Staatsanwaltschaft vor zwei Jahren Anklage
gegen Mitarbeiter der Stadt Duisburg und des Veranstalters erhoben
hatte. "Die mit der Anklageschrift angeschuldigten Personen sind nach
Auffassung der Kammer keiner hinreichenden Straftat verdächtig",
erklärte dazu Landgerichtspräsident Ulf-Thomas-Bender - ein
Hauptverfahren könne aber nur dann zugelassen werden, wenn auch die
Möglichkeit einer Verurteilung der Angeklagten bestehe.
Die Entscheidung des Landgerichts dreht sich im Kern um ein
Gutachten des von der Staatsanwaltschaft bestellten britischen
Panikforschers Prof. Keith Still, welches das zentrale Beweismittel
war, vom Gericht nun aber als "nicht verwertbar" eingestuft wurde.
"Dieses Gutachten ist in sich an zentralen Punkten widersprüchlich",
so Bender. Mit solch mangelhaften Beweisen könne kein Prozess geführt
werden. "Die Kammer hat sich ihre Entscheidung nicht leicht gemacht.
Diese Tragödie lässt niemanden kalt, sie berührt uns alle, auch mich
persönlich und auch die mit der Sache befassten Richterinnen und
Richter", erklärte der Landgerichtspräsident weiter. Ein neues
Gutachten einzuholen, sei nicht möglich - die Strafprozessordnung
verbiete dieses.
Pressekontakt:
Heike Foerster & Simone Steinmetz
foerster@sterntv.de
steinmetz@iutv.de
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Datum: 07.04.2016 - 06:15 Uhr
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