Basarökonomie oder globale Markterfolge?
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Kann Deutschland also auf den Titel "Exportweltmeister" nicht viel geben? Tatsächlich hat Deutschland unter den grossen Volkswirtschaften im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) die höchste Exportquote: im Jahr 2003 betrug sie 36,8 Prozent. Nach Sinns These gibt diese Zahl nicht wieder, welcher Anteil davon tatsächlich auf in Deutschland produzierter Wertschöpfung beruht. Auch Wolfgang Franz, Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZWE) http://www.zew.de in Mannheim, unterstützt Sinns Feststellung, dass ein immer geringerer Anteil der Exporte auf heimischer Wertschöpfung beruht. Franz ist daher skeptisch, ob der Export- wie schon mehrfach in der Vergangenheit, Deutschland aus der Konjunkturflaute ziehen kann.
Das Bundesfinanzministerium (BMF) http://www.bundesfinanzministerium.de widerspricht diesen Thesen und versucht zu belegen, dass die internationale Arbeitsteilung in Deutschland Arbeitsplätze sichert. Zwar sei der Anteil der Vorleistungen am Produktionswert in der deutschen Industrie seit Jahrzehnten gestiegen, bestätigt das Ministerium. So sei die Wertschöpfungsquote im verarbeitenden Gewerbe von rund 37 Prozent im Jahr 1995 auf 32 Prozent im Jahr 2003 gesunken. Die These von der Basarökonomie werde aber wackelig durch die Beobachtung, dass die hohen Steigerungsraten beim Export den tatsächlich zu beobachtenden Rückgang des Wertschöpfungsgehalts der Exporte überkompensiert haben. Die Ausfuhren haben seit Beginn der 90er-Jahre einen positiven Wachstumsbeitrag geliefert, zeigt das Statistische Bundesamt. Zwar sei der Importanteil an den Ausfuhren von 1995 bis zum Jahr 2000 von 29,7 auf 38,8 Prozent gestiegen. Trotzdem aber hätten die Exporte überdurchschnittlich stark zur Bruttowertschöpfung beigetragen. Elga Bartsch, Volkswirtin bei der Investmentbank Morgan Stanley, ist der Meinung, dass die These von der Basarökonomie zwar auf die zweite Hälfte der 90er-Jahre zugetroffen habe. Inzwischen aber trage der globale Aufschwung durchaus zur Schaffung von Arbeitsplätzen im Inland bei.
Der Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW) http://www.bvmwonline.de , Mario Ohoven, warnt davor, die Auswirkungen der Globalisierung zu vereinfachen: "Professor Sinn bestätigt eine alte Erkenntnis: Deutsche Unternehmen sind wettbewerbsfähig, der Produktionsstandort Deutschland ist es nicht. Nur bei einem Teil der relevanten Wirtschaftsbranchen ist der Standort der Produktion ausschlaggebend. Wir müssen uns von der Vorstellung einer klassischen Fabrik lösen. Erfolgreiche deutsche Sportartikelhersteller wie Adidas und Puma produzieren schon lange nicht mehr in Deutschland. Ausschlaggebend für ihren Erfolg ist aber auch nicht die Produktion, sondern das gesamte Konzept von Marketing, Werbung, Produktentwicklung und Vertrieb. Und diese Arbeit wird in Deutschland geleistet." Die eigentliche Wertschöpfung sei häufig nicht mehr in der Produktion, sondern im Produkt- und Markenimage, in der Zielgruppendurchdringung und in den Vertriebskanälen zu finden "Wir müssen uns von den starren Vorstellungen der industriellen Fertigung lösen. Weltweit wandert die reine Herstellung von Produkten dorthin, wo sie einschliesslich der Transport- und Logistikkosten am wirtschaftlichsten ist. Für den Markterfolg sind aber Fähigkeiten und Leistungen erforderlich, die kreativer, logistischer und kaufmännischer Art sind. Wir werden zwangsläufig dorthin kommen, dass wir zwar global produzieren lassen, aber die Kontrolle über die Produkte und Dienste von Deutschland aus tätigen. Erfolgreiche Vermarktung, natürlich auch im globalen Rahmen, sichert und schafft damit Arbeitsplätze in Deutschland", so die These von Ohoven.
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Datum: 25.08.2004 - 16:39 Uhr
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