Rassismus in der DDR weiter verbreitet als bisher angenommen / Tod zweier Kubaner jetzt erstmals ein

Rassismus in der DDR weiter verbreitet als bisher angenommen / Tod zweier Kubaner jetzt erstmals ein Fall für die Justiz

ID: 1390168
(ots) - Gemeinsame Recherchen des Historikers Harry Waibel
mit MDR-exakt belegen, dass Rassismus und fremdenfeindliche Gewalt in
der DDR stärker verbreitet waren als bisher bekannt. "Wir können
bisher 700 Vorfälle nachweisen und belegen, bei denen es mindestens
12 Tote gegeben hat", erklärte der Historiker Harry Waibel im
MDR-Format "Exakt - Die Story".

Der Historiker hat für seine Recherchen umfängliche Bestände der
Stasi-, Polizei- und Gerichtsakten ausgewertet und stieß dabei auf
Vorkommnisse im gesamten Gebiet der DDR. Demnach gab es über mehrere
Jahre ausländerfeindliche Parolen, Beleidigungen, Hetze, gewalttätige
Übergriffe und Körperverletzungen, Ausschreitungen und sogar Tote.
Laut Waibel sei die homogene Gesellschaft der DDR weitgehend nicht in
der Lage gewesen, mit Fremden umzugehen.

So wurde am 19.September 1987 in Staßfurt ein Lehrling aus
Mosambik von mehreren Männern mit fremdenfeindlichen Motiven
bewusstlos getreten und in den Fluss Bode geworfen. Einen Tag später
wurde die Leiche gefunden. Sechs Staßfurter sollen laut Stasi-Akten
für seinen Tod verantwortlich sein. Doch nur ein Täter, ein bereits
Vorbestrafter, wurde zu fünf Jahren Haft verurteilt.

Erfurt wurde am 10. August 1975 zum Schauplatz eines bis dahin nie
dagewesenen Gewaltexzesses. Fünf Tage lang jagten Gruppen von bis zu
300 Deutschen algerische Vertragsarbeiter durch die Innenstadt und
verprügelten sie mit Latten und Stangen.

Ein besonders schwerer Fall ereignete sich in Merseburg am 12.
August 1979. Dabei wurden zwei kubanische Vertragsarbeiter von
mehreren Merseburgern in den Fluss Saale gejagt und wurden durch
Flaschen- und Steinwürfe offensichtlich so schwer verletzt, dass sie
anschließend ertranken. Die anfänglichen Ermittlungen der Polizei
wurden durch die Staats- und Regierungsführung unter Kenntnisname von


Erich Honecker eingestellt.

Mehr als 37 Jahre nach den Ereignissen hat die Familie eines
getöteten Kubaners durch die Recherchen von MDR-Exakt erstmals von
den tatsächlichen Todesumständen erfahren. Mittlerweile hat die
Familie den Münchner Anwalt Yavuz Narin mandatiert. Dieser sieht die
zuständige Staatsanwaltschaft Halle nun in der Pflicht zu handeln.

Yavuz Narin: "Wir gehen davon aus, dass die Staatsanwaltschaft
Halle von sich aus tätig werden dürfte, da es sich bei Mord um ein
Offizialdelikt handelt. Falls die Staatsanwaltschaft nicht von sich
aus tätig werden sollte, werden wir uns mit einem entsprechenden
Antrag möglicherweise mit einem Klageerzwingungsverfahren noch Mal an
die Staatsanwaltschaft wenden."

MDR-Exakt hat alle jetzt bekannten rassistischen Vorfälle in der
DDR erstmals in einer interaktiven Karte, mit Tatorten und konkreten
Vorkommnissen zusammengestellt.

Mehr dazu in "Exakt - Die Story" am 17.08.2016 ab 20.45 Uhr im MDR
Fernsehen und unter http://mdr.de/exakt.



Pressekontakt:
MDR, Hauptabteilung Kommunikation, Sebastian Henne,
Tel.: (0341) 3 00 63 76, E-Mail: presse@mdr.de; Twitter: @MDRpresse

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Datum: 17.08.2016 - 11:51 Uhr
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