PowerPoint als rhetorisches Viagra
ID: 16828
"Karl Kraus meinte einst, es genüge nicht, nur keine Gedanken zu haben, man müsse auch unfähig sein, sie auszudrücken. So mancher Zeitgenosse, der mit Powerpoint arbeitet, kommt diesem Diktum des grossen Spötters aus Wien schon recht nahe. Wer nicht reden kann, rettet sich in die neueste multimediale Technik und in aufwendige Animationen. Sie sollen ein hohes Vortragsniveau suggerieren und gleichzeitig von den eigenen Schwächen ablenken. Dumm nur, dass diese Rechnung selten aufgeht, denn der Dreh- und Angelpunkt für einen erfolgreichen Vortrag liegt nun einmal nicht in der Software, sondern in dem human interface, jenem menschlichen Appendix der Präsentationstechnik vor der Leinwand. Man nennt dieses Wesen auch Redner, obwohl es genau dies nicht kann. Durch Verabreichung von PowerPoint mutiert der Redner zum Präsentierer, aufgepumpt mit dem visuellen Steroidhormon von Microsoft geht er auf die Zuhörer los. Und so wie der Bodybuilder beim Posing jeden noch so kleinen, eigens herausgearbeiteten Muskel zeigt, so zeigt der Präsentierer alles, was er oft gar nicht hat", so Ross, der als freier Autor für Cicero http://www.cicero.de und Spiegel-Online http://www.spiegel.de tätig ist. In seinem Bestseller "Der perfekte Auftritt" nahm Ross bereits das Auftreten von Managern in der Öffentlichkeit kritisch unter die Lupe.
Powerpoint sei das rhetorische Viagra derer, die sonst kein Wort mehr hoch genug bekommen, um andere Menschen zu erreichen und zu überzeugen. Powerpoint ermögliche eine kommunikative Fortpflanzungsmöglichkeit selbst jenen Zeitgenossen, deren Ansichten und Worte es sonst schon längst aus dem geistigen Genpool der Organisation hinausgemendelt hätte, weil ihrem Gefasel keiner mehr folgen konnte. Powerpoint hebelt damit die Evolution aus, meint der Autor. Im Management werde Powerpoint so zu einem rettenden GPS-System für Mitmenschen, die sich sogar im Büro verlaufen und verhungern würden. Um den Leser mit den verschiedenen Variationen von "Präsentiertypen" vertraut zu machen, skizziert Ross nacheinander den Überflieger, den "Im-Bild-Steher", den Lehrer, den Befehler und den Vorleser. In der Realität sollte man gegen all diese Typen zivilen Ungehorsam üben, einen Kaffee trinken gehen oder mit Verweis auf ein sehr wichtiges Telefonat fluchtartig den Saal verlassen und mit den Füssen abstimmen.
Das Magazin NeueNachricht erscheint vierteljährlich. Das Einzelheft kostet 8,20 Euro. Bestellungen per Fax unter: 0228 - 620 44 75 oder E-Mail: baerbel.goddon@sohn.de. Redaktionen erhalten Besprechungsexemplare kostenlos. Unternehmensinformation / Kurzprofil:
Bereitgestellt von Benutzer: cklemp
Datum: 25.10.2005 - 09:53 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 16828
Anzahl Zeichen: 0
Kontakt-Informationen:
Ansprechpartner: Ansgar Lange
Kategorie:
Medien und Unterhaltung
Meldungsart: bitte
Versandart: bitte
Freigabedatum: 25.10.2005
Diese Pressemitteilung wurde bisher 791 mal aufgerufen.
Die Pressemitteilung mit dem Titel:
"PowerPoint als rhetorisches Viagra"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von
medienbüro.sohn (Nachricht senden)
Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).