Stefan Sprangs Roman: "Ein Lied in allen Dingen. Joseph Schmidt"
Ein außergewöhnliches literarisches Porträt. Joseph Schmidt hat in den 20er und 30er Jahren eine steile Karriere gemacht. Er war ein Star im aufkommenden Rundfunk, hat auf den großen Bühnen das klassische Opernrepertoire eines Tenors gesungen und war sich auch für populäre Musik nicht zu schade.

(firmenpresse) - In einer kunstvollen Komposition mit einem so musikalischen wie poetischen „Sound“
begleitet Sprang in seinem biografischen Roman den Sänger in das pulsierende Berlin der 20er Jahre, in dem Schmidt sich für das neue Medium Radio „casten“ lässt. Zwischen Wolldecken und Krepppapier zur Schalldämmung beginnt er mit dem Siegeszug des Rundfunks selbst eine unglaubliche Karriere nicht nur als Operntenor. Mit Schlagern wie „Heut ist der schönste Tag in meinem Leben“ und in Filmen wie „Ein Lied geht um die Welt“ wird er ein erfolgreicher „Crossover“-Künstler. Bei den Frauen hat er Schlag. Schmidt hat viele Liebschaften und Affären – dabei ist er gerade einmal 1 Meter 54 groß. Die Damenwelt stört es nicht, aber die Opernintendanten. Gerne würde Schmidt auch auf der Bühne spielen, aber dafür, sagt man ihm, sei er „zu klein“. Das trifft ihn tief.
Der Roman beginnt mit einer eindringlichen Szene: Joseph Schmidt und seine Freundin versuchen ein drittes Mal, aus Frankreich über eine gut gesicherte Grenze in die Schweiz zu fliehen: „Endlich denen entkommen, die Böses gut und Gutes böse nennen. Denen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen Tag für Tag … Endlich entrinnen denen, die Lärm zu Liedern erheben und seine Lieder verhöhnen als Lärm.“
Die Frage, warum sich Joseph Schmidt nicht schon früher in Sicherheit gebracht hat – auf zwei USA-Tourneen hatte er die Gelegenheit dazu -, war der Auslöser für den Autor Stefan Sprang, diesen Roman zu schreiben: „Ich hatte schon einen riesigen Respekt und habe mich gefragt, ob ich das überhaupt darf: mich als nicht-jüdischer Autor, der die Nazi-Zeit natürlich nur noch aus Büchern kennt, in die Gedankenwelt eines Joseph Schmidt zu versetzen.“
Als die Nazis die Macht übernehmen, muss Schmidt quer durch Europa von Österreich nach Belgien nach Frankreich und schließlich in die Schweiz fliehen. Dort wird er als „Illegaler“ in ein Internierungslager gesteckt unter menschenunwürdigen Umständen. „Aber weil ein fester Wind ging und sie keine Zeit hatten, sich für den Appell im Hof noch ein wärmendes Kleidungsstück mehr überzuziehen, hatten die Männer gezittert und geschlottert. Hier wie dort hatte man in den Reihen die Knochen aneinander schlagen hören. Wer als Gerippe nach Girenbad gekommen war, wie hätte der vom Löffel Kohlpampe und den drei verkeimten Kartoffeln Fett ansetzen können.“ Gerade in diesen Passagen zeigt sich dann auch, wie stark die Bezüge dieser Geschichte zu unserer Gegenwart sind. Auch das Thema „Flucht“ spielt eine zentrale Rolle im Roman.
Sprang gelingt es dabei, Schmidts Charakter in vielen Facetten zu zeigen und sich dabei der einmaligen Möglichkeit des Romans zu bedienen. So erklärt der Autor sein Vorgehen: „In der Mathematik nennt man das Extrapolieren. Aus dem, was bekannt ist, erschließen, wie es gewesen sein könnte, möglichst plausibel und nicht verstiegen oder verzerrend.“ Denn, wie könnte die Begegnung von Schmidt mit Joseph Goebbels abgelaufen sein, die es gegeben hat – Goebbels war ein Fan des Sängers und hat ihm sogar angeboten, ihm zum „Ehrenarier“ zu machen, wie man damals sagte: „Ich wollte in den bekannten Fakten die Emotionen aufspüren“, sagt der Autor.
Und so gelingt Sprang tatsächlich ein brillanter und vielschichtiger Roman. In einem großen dramatischen Bogen entsteht das ergreifende Porträt eines gläubigen, so bescheidenen wie seelenvollen Künstlers, der sein Talent in den „Dienst an den Menschen“ gestellt, aber auch zu sorglos auf den sich anbahnenden Horror des Nazi-Regimes geschaut hat. Zugleich ist der Roman eine großartige Hommage an den Zauber der menschlichen Stimme, den Schmidt mit seinem engelgleichen Tenor so sehr entfaltet hat. Oder wie der Musikkritiker Jürgen Kesting schrieb: „Schmidt singt mit leidender Inbrunst – und in seinen größten Momenten mit einer todberührten“.
Stefan Sprang: „Ein Lied in allen Dingen: Joseph Schmidt“. Roman. Größenwahn Verlag Frankfurt. 330 Seiten. 19,90 Euro.
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Datum: 26.04.2019 - 11:51 Uhr
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