Mittelbayerische Zeitung: Um "Bauern-Bashing" geht es nicht. Viele Landwirte sind wütend

Mittelbayerische Zeitung: Um "Bauern-Bashing" geht es nicht. Viele Landwirte sind wütend über das Glyphosat-Aus. Doch der Unkrautvernichter ist Symptom eines überkommenen Systems. Von Katharina Kellner

ID: 1770083
(ots) - Glyphosat - der Name des Unkrautvernichters ist zum Symbol
geworden für das, was in der Landwirtschaft falsch läuft. Doch ein Verbot des
Unkrautvernichters löst nicht alle Probleme. Es kann nur ein erster Schritt
sein, um einen grundlegenden Wandel in der Landwirtschaft einzuleiten. Die
Agrarpolitik der vergangenen Jahrzehnte hat ein System geschaffen, das auf
Massenproduktion und Preisdumping ausgerichtet ist. Es lässt Landwirten kaum
Spielraum, Rücksicht auf Natur, Klima und Tierwohl zu nehmen. Leidtragende
dieses Systems sind nicht zuletzt Verbraucher und Kleinbauern. Das Verbot von
Glyphosat erzürnt viele Landwirte, weil das Mittel effektiv und kostengünstig
ist. Für manchen konventionell arbeitenden Landwirt wird das Aus des Wirkstoffs
mehr Arbeit beziehungsweise weniger Ertrag pro Hektar bedeuten. Wer die
Perspektive wechselt, kann es aber so sehen: Glyphosat ist Symptom einer auf
Effizienz getrimmten konventionellen Landwirtschaft. Mit seiner Hilfe können
Bauern alles aus ihren Böden herauspressen, was geht. Der Wirkstoff zementiert
ein überkommenes System, das jetzt in die Krise geraten ist: Denn eine wachsende
Zahl von Bürgern sorgt sich um Klima und schwindende Ressourcen. Das
Bienenvolksbegehren hat eindrucksvoll gezeigt, dass die Gesellschaft die
Ausrichtung der Landwirtschaft, wie sie bis heute ist, nicht mehr hinnehmen
will. Denn sie richtet massiven Schaden an: Zuviel Nitrat im Grundwasser,
rasantes Artensterben, mit Antibiotika behandelte Schweine, zu
Hochleistungsmilchmaschinen degradierte Kühe. Politik und Agrarlobby haben
jahrzehntelang die Politik des "Wachse oder weiche" verfolgt, die viele kleine
Höfe in den Ruin getrieben und die großen Agrarfabriken begünstigt hat. Bis
heute kommen die EU-Agrarsubventionen vor allem den Flächenbetrieben zugute. Das
zaghafte Umsteuern der Politik hat massive Proteste hervorgerufen. "Auflagenflut


nimmt uns den Mut", hatte ein Demonstrant kürzlich auf ein Plakat geschrieben,
als Bauern gegen das Agrarpaket der Bundesregierung protestierten. Doch nicht
Naturschutzvorschriften sind das Problem der Bauern - im Gegenteil: Mehr
Umweltschutz erhält ihre Produktionsgrundlage. Mittlerweile gibt es Landwirte,
auch konventionell arbeitende, die mehr Umweltschutz wollen. Sie wissen, dass
der Klimawandel eine weitaus größere Herausforderung für die Landwirtschaft sein
wird als das Ende von Glyphosat. Andere lassen sich von Agrarlobbyisten in
Opposition zur Gesellschaft treiben. Dabei geht es den Bürgern, die eine andere
Landwirtschaft wollen, nicht um "Bauern-Bashing", das die Landwirte beklagen -
sondern darum, dass die Erde auch in Zukunft bewohnbar bleibt. Das hängt stark
von der Ausrichtung der Landwirtschaft ab. Das "Weiter so!", wie es der
Bauernverband seit Jahren propagiert, ist keine Option mehr. Es arbeitet gegen
die Interessen der Landwirte. Dass viele Bauern sich aktuell an den Pranger
gestellt fühlen, liegt auch daran, dass Politiker und Agrarlobbyisten sie
jahrelang glauben machten, es könne immer so weitergehen. Doch die
Landwirtschaft ist nur zukunftsfähig, wenn sie so schnell wie möglich den
Übergang zu nachhaltigem Wirtschaften meistert. Alleine können die Bauern den
Wandel jedoch nicht stemmen. Die Politik muss Rahmenbedingungen schaffen, dass
die Betriebe mit einer tier-, natur- und klimafreundlichen Landwirtschaft Geld
verdienen können. Der wichtigste Schritt wäre eine entschlossene Umwidmung der
EU-Agrarsubventionen: Statt Fläche muss umweltverträgliches Wirtschaften belohnt
werden. Nicht zuletzt sind auch die Verbraucher gefragt: Wer im Discounter bei
Milch und Fleisch nur zum billigsten greift, hilft, das alte System zu
zementieren. Die Leistung von Landwirten und Tieren, die Beanspruchung von Natur
und Klima, sie muss uns in Zukunft mehr wert sein.



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