10-Minuten-Bringdienste frustrieren mit Barrieren beim Bestellen
Lebensmittelsofortbringdienste liefern fix. Aber was nützt‘s, wenn die Bestellung viel Zeit frisst? Wir haben bei den Anbietern mit den größten Werbebudgets - Gorillas, Flink und Getir - unsere Usabilitally-Tests gemacht und die drei Apps per Screenreader auf digitale Barrierefreiheit im Bestellprozess gecheckt. Fazit: Bei Gorillas war kein Kauf möglich. Auch bei den anderen beiden Portalen braucht man als versierter User mindestens zwanzig Minuten, um das Wunschprodukt zu beauftragen.
So vollmundig lockt die Plattform Flink – und hat uns damit herausgefordert, die Probe aufs Exempel zu machen: Gilt das Werbeversprechen auch für Personen, die auf assistive Technologien angewiesen sind? Wie "flink" können sich blinde Menschen tatsächlich per Onlinekauf versorgen und beispielsweise eine einfache Flasche Cola Zero kommen lassen?
Das Ergebnis: Bei einem der drei getesteten Anbieter, dem Branchenriesen Gorillas, konnte ein Lieferauftrag gar nicht erst erteilt werden. (Zu dieser simplen Erkenntnis kam man allerdings erst nach einer gefühlten Ewigkeit mit vielen Umwegen!) Aber auch bei den anderen zwei Apps war der Weg hindernisreich und zeitraubend.
Der Videobeweis
Sie müssen sich unserem Fazit nicht anschließen. Wir haben alle Sitzungen aufgezeichnet. Machen Sie sich selbst ein Bild - ob mit voller oder eingeschränkter Sehkraft:
https://www.gesellschaft-zur-entwicklung-von-dingen.de/de/presse/usabilitally-10-minuten-bringdienste
Halbzeitpause reicht nicht, um eine Bestellung abzuschicken
Zur Erinnerung: Eine Halbzeitpause dauert 15 Minuten. Ob die Bringdienste ihre angekündigte Lieferzeit einhalten, bezweifeln wir nicht - und das wurde ja auch schon vielfach anderswo getestet. Wir wollten lediglich wissen, ob der alleinige Bestellprozess uns bereits ins Abseits befördern würde.
Score: Möchten blinde Neukund*innen ihre Lieferung zur zweiten Halbzeit in den Händen halten, müssen sie spätestens eine halbe Stunde nach dem Spielanpfiff damit beginnen, sich einen Account in der App einzurichten. Heißt: Die Dauer einer Halbzeitpause reicht dafür überhaupt nicht aus!
Denn für Menschen, die aufgrund ihrer Sehbeeinträchtigung auf Screenreader angewiesen sind, braucht es - selbst im versiertesten Fall - mindestens zwanzig Minuten, sich im Menü zu orientieren, das Wunschprodukt zu finden und die nötige Registrierung zu durchlaufen.
First-Order-Prozedere erfordert Hartnäckigkeit und Fantasie
Sich zwischen schlecht beschrifteten Formularfeldern zurechtzufinden und nach mehreren vergeblichen Versuchen raten zu müssen, welche Eingabe erwartet wird, stellt sehbehinderte User insbesondere bei der Anmeldung vor einen Kraftakt. Dieser Frust führt wohl eher dazu, dass sie kurzerhand selbst zum Späti oder Discounter gehen oder eben Freunde um den Gefallen bitten.
Natürlich verringert sich der Aufwand beim zweiten Mal, weil dann die umständliche Anmeldung wegfällt. Voraussetzung ist allerdings, dass man nicht gleich beim ersten Anlauf durch das zermürbende Prozedere abgeschreckt und vergrault wird!
Die häufigsten Probleme
Keine, unzureichende oder gar falsche Beschriftung von Formularelementen, fehlendes Feedback beim Betätigen von Schaltflächen, inkorrekte Sprachausgabe oder -auszeichnung, Popups und Overlays, die für assistive Technologien nicht zugänglich sind - diese Hemmnisse gab es mehr oder weniger in allen drei Apps an mehreren Stellen. Im umständlichen Registrierungsprozess (mit den vielen geforderten Eingaben) wurden die Hürden beim Marktführer zur ausweglosen Sackgasse, bei den übrigen beiden Portalen zur Zeitfalle.
Testszenario
Thinking Aloud ist eine gängige Nutzer*innen-Testmethode, mit der Probleme bei der Benutzung z. B. einer Web-Applikation aufgespürt werden, indem die Gedanken und Empfindungen während der Durchführung einer Aufgabe laut ausgesprochen und aufgezeichnet werden. Üblicherweise werden diese Tests nur mit sehenden Proband*innen durchgeführt.
In unseren Usabilitally-Tests nutzen die Proband*innen assistive Technologien. Per Digitalkonferenz sind Teammitglieder anwesend und zeichnen die Thinking-Aloud-Protokolle auf. Die Audiovideodatei und eine schriftliche Auswertung zeigen die einzelnen Stolpersteine der Website auf. Der Name Usabilitally ist übrigens eine Zusammenziehung von Usability und Accessibility mit der verbreiteten Abkürzung A11y. (https://www.gesellschaft-zur-entwicklung-von-dingen.de/de/product/usabilitally)
Um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie man ohne Sehvermögen mit Computer, Notebook und Smartphone arbeitet, welche Hilfsmittel dabei zur Verfügung stehen und was für sie die häufigsten Hemmnisse im World Internet, empfehlen wir unseren Blog, in dem sich etliche Einträge mit diesen Themen befassen. (https://www.gesellschaft-zur-entwicklung-von-dingen.de/de/blog)Weitere Infos zu dieser Pressemeldung:
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Unternehmensinformation / Kurzprofil:
Die Gesellschaft zur Entwicklung von Dingen realisiert Lösungen für die digitale Souveränität unter Verwendung von Open-Source-Software. Leitprinzipien ihres Wirkens sind Nachhaltigkeit und Systemsicherheit, Barrierefreiheit und Datenschutz. Durch die Spezialisierung in verschiedenen Geschäftsbereichen ist die Firma breit und vielseitig aufgestellt. Typisch für die Teammitglieder: Sie schauen über den Tellerrand und stellen kluge Fragen.
Der Geschäftsbereich Broken Image bietet neben den Usabilitally-Tests auch klassische Barrierefreiheitstests an, z. B. Gutachten nach BITV oder WCAG, sowie die Erstellung und das Monitoring von Barrierefreiheitserklärungen. Und Beratung, wie man's besser macht, und Unterstützung bei der Umsetzung – das wird natürlich auch angeboten.
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Datum: 26.11.2021 - 18:07 Uhr
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Meldungsart: Produktinformation
Versandart: Veröffentlichung
Freigabedatum: 26.11.2021
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