[Rezension] Stadt aus Rauch – Svealena Kutschke

[Rezension] Stadt aus Rauch – Svealena Kutschke

ID: 2062486

Lucie wird in einer eisigen Winternacht in der Trave geboren, mit einer Gabe, die für die kommenden Generationen Segen und Fluch sein wird. STADT AUS RAUCH ist ein faszinierendes Epos einer Familie, auf die die Wirren des 20. Jahrhunderts ihre langen Schatten werfen. Von großmäuligen Denunzianten und kleinmütigen Helden, von Bürokraten des Verbrechens und Hochstaplern der Kunst, von der Verführung des Faschismus und vom Schweigen derer, die glauben, schuldlos zu sein: Die Tragödie eines ganzen Jahrhunderts spiegelt sich in der eigentümlichen Welt von Lübeck, wo Historie von Seemannsgarn kaum zu unterscheiden ist. Ein mitreißendes literarisches Wagnis.



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(firmenpresse) - Klappentext:

Lucie wird in einer eisigen Winternacht in der Trave geboren, mit einer Gabe, die für die kommenden Generationen Segen und Fluch sein wird. STADT AUS RAUCH ist ein faszinierendes Epos einer Familie, auf die die Wirren des 20. Jahrhunderts ihre langen Schatten werfen. Von großmäuligen Denunzianten und kleinmütigen Helden, von Bürokraten des Verbrechens und Hochstaplern der Kunst, von der Verführung des Faschismus und vom Schweigen derer, die glauben, schuldlos zu sein: Die Tragödie eines ganzen Jahrhunderts spiegelt sich in der eigentümlichen Welt von Lübeck, wo Historie von Seemannsgarn kaum zu unterscheiden ist. Ein mitreißendes literarisches Wagnis.

Rezension:

Geschafft! Dies war gestern Abend mein erster Gedanke, als ich das Buch beendet hatte. Aber habe ich eigentlich dieses Buch geschafft oder war es vielleicht doch andersrum?

Gut, mit Familienromanen tue ich mir immer etwas schwerer. So auch mit diesem. Ich saß gestern noch hier und überlegte, warum ich mir mit diesem Buch so schwergetan habe? Da ist ganz einfach zu beantworten. Diese Geschichte regt einen immer wieder zum Nachdenken an. Teilweise rührt es das Herz an, so dass ich es nach 30 Seiten erstmal weglegen und eine Pause machen musste.

In dieser Familie sind die Frauen die eigentlich Starken, so wie Lucie, die 1908 in der Trave geboren wurde, und auf der toten Mutter ans Ufer getrieben ist. Sie wurde dann von ihrem Vater Michel, einem besonderen Maler der in der Gröpelgrube, einer Straße in Lübeck, malt und lebt, aufgezogen.

Lucie kann besondere Schwingungen erfühlen und erahnen. Ob dies wirklich daran liegt, dass der „Geburtshelfer“ der Teufel war, man weiß es nicht. Es wird immer wieder gesagt, dass man Lucie nur dann ertragen kann, wenn man mit sich selbst im Reinen ist. Neben Lucie lernt man auch die Familie ihres Ehemannes Christoph Maria Petersen kennen.

Vor allem der Vater von Christoph, ein Offizier der alten Schule, Johann Christoph Petersen, fällt einem da ins Auge. Ein Mann, der so dürfte man meinen, für seine Prinzipien gerade steht, sich aber in die Ehefrau seines besten Freundes verliebt und dann aber doch die Tochter der beiden heiratet. Wirkt auf uns heute nicht besonders positiv.



Aus der Ehe von Lucie und Christoph wird Freya Petersen geboren - mitten in den Kriegswirren des 2. Weltkrieges. In dieser Zeit gibt Christoph eine unrühmliche Figur ab. Er verwaltet als Beamter die Toten der Gestapo. Egal ob nun im Osten oder in Lübeck, er hält das Ganze auf Karteikarten fest.

Die Tochter der Beiden, Freya, heiratet Jürgen Mertens und daraus entsteht der letzte Spross der Familie um Lucie, nämlich Jessie. Jessie hatte am Anfang einen besten Freund Bjarne, den sie aus den Augen verliert und dann ausgerechnet bei den Punks von Lübeck wiederfindet. Einem kleinen Haufen von versprengten Menschen, die das Herz am rechten Fleck haben, aber nicht immer richtig verstanden werden. Genauso wie Lucie, Freya und eben auch Jessie, die drei, die in der Trave geboren wurden und laut dem Buch irgendwann wieder in die Trave zurückkehren müssen.

Das Buch „Stadt aus Rauch“ hat unglaublich viele Facetten. Man lernt vieles über Lübeck, man findet einen sympathischen Teufel, der eigentlich nicht so böse, nur richtig einsam ist. Man lernt vieles über das Wegsehen bei den Nationalsozialisten und das sich nicht Gerade machen. Auch die Aussage, ich habe doch den Juden und Andersdenkenden nichts getan, ich habe es „nur“ verwaltet und habe die Karteikarten geschrieben, bekommt eine besondere Dimension.

Man nimmt aber auch neuere Geschichte mit, so zum Beispiel Lichtenhagen oder der Anschlag auf ein Asylbewerberheim in Lübeck. Jessie spricht mit ihren Freunden immer wieder davon „sich gerade zu machen“, also aufzustehen und genau hinzusehen und zu sagen, Hee, da stimmt was nicht. Dies haben wir irgendwie nicht aus unserer Geschichte gelernt, die wie immer noch in unseren Knochen haben. Und genau deswegen ist es mir so schwergefallen, dieses Buch zu lesen, weil ich immer wieder gemerkt habe, hier stimmt etwas nicht in unserem Land. Wir sollten aufpassen, dass nicht wieder durch Schweigen, Populisten und Faschisten in unserem Land und woanders an die Macht kommen.

Dies alles macht dieses Buch so richtig schwer zu verdauen. Da ist die zerrüttete Familie mit Frauen, die genau hinschauen, und eine geschichtsträchtige Stadt, wo nur wenige Menschen genauer hinsehen und sich nicht gerademachen, dies alles ergibt eine extrem vielschichtiges und spannendes Szenario.

Es ist ein Roman, der Zeit benötigt. Ich musste teilweise länger über das Gelesene nachdenken, als ich eigentliche zum lesen benötigt habe. Für mich ein literarisches Wagnis, welches wichtig ist, aber für mich eher erschreckend war als mitreißend. Man sollte mit sich einigermaßen im Reinen sein, damit man diesen Roman auch aushält, wenn man ihn auf sich wirken lässt.Weitere Infos zu dieser Pressemeldung:
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Bereitgestellt von Benutzer: Literaturlounge
Datum: 10.09.2023 - 13:10 Uhr
Sprache: Deutsch
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