Von Juden und Nationalsozialisten in St. Wolfgang im Salzkammergut (OÖ)
ID: 209499
BürgerListe St. Wolfgang im Salzkammergut (OÖ) den Antrag, die Doktor-Promenade
(ehemalige Dr. Fanz Xaver Rais Promenade) in Margit Bachler-Rix Promenade
umzubenennen. Der Vorschlag wurde nicht unbedacht vom Historiker Dr. Raimund Bahr
eingebracht, da eine Umbenennung nach Margit Bachler-Rix – sie war Halbjüdin und eine
der wichtigsten Kulturberichterstatterinnen der Nachkriegszeit - ein wichtiges Signal in einer
verrohenden politischen Kultur gewesen wäre. Margit Bachler-Rix stammte ursprünglich
aus Hamburg. Ihr Vater war Chemiker und ihr Ehemann der steirische Skispringer Reinhold
Bachler. Im Jahr 2009, ein Jahr nach ihrem Tod, erschien eine Biographie zu Margit
Bachler-Rix, die ihr Leben, ihr Verhältnis zu St. Wolfgang und ihr Werk dokumentiert.
In der im Gemeinderat kontroversiell geführten Diskussion, setzte sich Roland Wallner
[ÖVP] vehement für den Erhalt des Namens Doktorpromenade ein.
Roland Wallner sagte dazu bei der Gemeinderatssitzung vom 8.6.2010 folgendes: „ ... Ich
wäre schwerst dagegen, wenn man die Doktor-Promenade, für mich ist das nach wie vor
die Dr. Rais-Promenade, umbenennen würde. Ich kann behaupten, mein Großvater, der in
den 1930erJahren praktisch in der Verantwortung war, war kein Nazi. Mein Vater war bei
der Hitlerjugend, wie die meisten in dem Alter waren, meine Mutter war beim BDM, die aber
1943 unter schweren Umständen aus dem Verein ausgetreten ist, nur im Vorfeld. Sie hat
nachher sehr gute Beziehungen zu jüdischen Personen gehabt, freundschaftliche
Beziehung zu Hilde Spiel, gutes Verhältnis zum Leo Perutz, ....und wie sie alle geheißen
haben. Jeder der mich kennt, kennt auch mein distanziertes Verhältnis zu den damaligen
Machthabern. Es hat im deutschsprachigen Raum, auch Holland, sehr viele Nazis, sehr
viele Parteimitglieder gegeben, Millionen wahrscheinlich, aber es waren nicht alle Millionen
Unmenschen.
Ich würde jeden Wolfganger bitten (der da herinnen sitzt), seine Eltern oder seine
Großeltern zu befragen, was die vom Dr. Rais gehalten haben, was das für ein Mensch
war, was der wirklich für die St. Wolfganger geleistet hat. (Er war ja nicht lange
Bürgermeister, er ist ja erst Bürgermeister geworden, wie der Herr Hödlmoser abgesetzt
worden ist....)
Tatsache ist, er war wirklich bei der Partei, aber Tatsache ist auch, dass er für die
Menschen von St. Wolfgang Großartiges geleistet hat, dass ich es im nachhinein schade
finde, dass die Promenade nicht mehr Dr Rais Promenade sondern nur mehr Doktor-
Promenade heißt. Und ich würde mich, werde mich sehr dagegen wehren, dass
wenigstens das Andenken Doktor an den Menschen Rais verloren geht. Ich würde mich
dagegen verwehren, dass man das Andenken an Dr. Rais aufgibt.“
Der „Mann, der so Großartiges für die Menschen von St. Wolfgang geleistet hat“ war Franz
Xaver Rais, Bürgermeister in St. Wolfgang von 21.1.1942 bis 8.5.1945, Gemeindearzt in
St. Wolfgang und aktives Mitglied der NSDAP. Informationen dazu findet man im Internet,
unter anderem von den beiden Linzer Historikern Rudolf Kropf und Reinhard Kannonier,
die dazu eindeutig feststellen: "Dr. Rais trat bereits sehr früh der NSDAP bei. Er bekleidete
während des NS-Regimes hohe lokale Funktionen und brachte durch gezielte
Denunziation Frau Peter in größte Lebensgefahr. Wir teilen daher die Auffassung, [...]
wonach eine Umbenennung der Dr. Franz-Xaver-Rais-Promenade [...] ein wichtiges Signal
in Richtung der demokratischen Traditionen Österreichs wäre."
Erst auf politischen Druck wurde im März 2006 eine Umbenennung der ehemaligen „Dr.
Franz Xaver Rais Promenade“ im Gemeinderat beschlossen. Schweren Herzens wie aus
der Berichterstattung dazu zu erfahren ist.
Mit dem Vorschlag den Straßennamen, der an einen Nationalsozialisten, durch einen, der
an eine Halbjüdin erinnert, zu ersetzen, wurde anscheinend eine alte Wunde mancher
Wolfganger aufgerissen. Die SPÖ-Fraktion schloss sich der Meinung von Roland Wallner
an und stimmte ebenfalls gegen die Umbenennung.
Kulturreferent Arno Perfaller ließ verlauten, es wäre eigentlich noch zu früh, sich mit einer
Straßenbenennung nach Margit Bachler-Rix zu beschäftigen, da noch kein Urteil über ihre
Person gefällt werden kann. Dahinter steckt ein seltsame Logik, wie Gemeinderat Dr.
Raimund Bahr feststellte: „Wir wollen sie nicht heilig sprechen, sondern nur ihr Leben und
Werk würdigen.“
Die Frage eines Alternativvorschlages wurde an den Kulturausschuss verwiesen.
Gemeinderat Dr. Raimund Bahr zeigte sich erstaunt über die Art und Weise wie in St.
Wolfgang die Diskussion zum Thema Nationalsozialismus - 65 Jahre nach Kriegsende und
zwanzig Jahre nach Waldheim - geführt wurde.
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Datum: 12.06.2010 - 08:18 Uhr
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Meldungsart: Interview
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Freigabedatum: 12.06.2010
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