Langer Weg zur Kreislaufwirtschaft / Kreislaufwirtschaftsprojekt von Klimaschutz-Unternehmen und Uni

Langer Weg zur Kreislaufwirtschaft / Kreislaufwirtschaftsprojekt von Klimaschutz-Unternehmen und Universität Kassel stellt Umfrageergebnisse vor

ID: 2203340

(ots) - Das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderte Kooperationsprojekt "Wege zum zirkulären Geschäftsmodell" vom Verband Klimaschutz-Unternehmen und dem Fachgebiet umweltgerechte produkte und prozesse (upp) der Universität Kassel untersucht Zielkonflikte, Herausforderungen sowie Lösungsansätze bei der Umstellung auf zirkuläre Geschäftsmodelle.

Eine Umfrage unter den 13 teilnehmenden Unternehmen unterschiedlicher Größe aus verschiedenen Branchen wie Abfall, Kunststoff, Logistik, Medizin, Metall oder Textil zeigt, dass zwei Drittel bereits mit zirkulären Geschäftsmodellen arbeiten und mehr als recyceln. Fast alle sehen bei Recycling aber noch mehr Potenzial. Ein Drittel hat Reparaturmodelle. Oder sie bereiten Produkte wieder auf, nutzen sie oder einzelne Komponenten wieder. Potenzial sehen sie auch darin, Produkte über die gesamten Lebenszyklen neu zu denken oder neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, weniger Ressourcen einzusetzen oder funktionierende Komponenten für andere bzw. neue Produkte zu nutzen. Größte Herausforderung für die Projektunternehmen sind Sekundärrohstoffe: Mehr als die Hälfte nutzt nicht mehr, weil kein Sekundärmaterial verfügbar ist, zwei Drittel verzichten wegen Qualitätsanforderungen an Produkte darauf. Produkte zurückzunehmen, zu verarbeiten oder alte Materialien zu recyceln und wieder in den Kreislauf zurückzuführen ist oft teurer und energieintensiver, bedeutet schlechtere Verkaufschancen, höhere Treibhausgasemissionen und damit schlechtere Klimabilanzen.

"Zirkuläre Produkte aus Sekundärmaterial sind bisher wenig attraktiv für Verbraucher*innen oder Unternehmen, denn die meisten gucken nur auf den Preis. Kosten für Umweltbelastungen über den gesamten Lebenszyklus vom Rohstoffabbau über Produktion, Wiederaufbereitung und -verwertung bis zur Entsorgung werden bisher nicht eingepreist. Doch ohne diese Kosten sind Produkte eigentlich nicht vergleichbar. Und: Kreislaufwirtschaft ist nicht nur eine Preisfrage und Aufgabe für Unternehmen, sondern braucht auch Know-how und Umdenken in Politik und Gesellschaft", meint Philipp Andree. Als Praxisvertreter der Wirtschaft sitzt der Geschäftsführer der Klimaschutz-Unternehmen im Sachverständigenrat für Verbraucherfragen (SVRV).



Zentral ist auch eine branchenübergreifende Zusammenarbeit in Wertschöpfungsketten. Schäfer Mietwäsche, die Hoteltextilien und Berufskleidung waschen, reparieren und vermieten, arbeiten schon immer mit einem Servicemodell. Der Betrieb verarbeitet aussortierte Textilien weiter oder nutzt sie für den Transport. Damit schont er Ressourcen, senkt Treibhausgasemissionen und hält die Textilien so lange wie möglich im Kreislauf. "Wir überlegen, was wir aus unseren Textilresten noch machen können. Baumwollfasern, die wir nicht mehr zu Textilien verarbeiten können, könnte die Bauindustrie vielleicht als Dämmstoffe nutzen oder die Papierbranche weiterverarbeiten", wünscht sich Geschäftsführerin Beate Schäfer, die als Präsidentin des Deutschen Textilreinigungsverbands (DTV) die ganze Branche im Blick hat. "Unseren eigenen Kreislauf auf andere Branchen auszuweiten, ist nicht einfach. Bis wir einen passenden Partner finden, müssen wir viel recherchieren und mit vielen Unternehmen sprechen und das neben dem laufenden Geschäft", berichtet sie.

Der Kunststoffverarbeiter Pöppelmann setzt seit über 40 Jahren recycelte Kunststoffe ein, seit 2018 gehört Kreislaufwirtschaft zur Unternehmensstrategie. Für alle Produkte von Pflanztöpfen bis zu Kunststoffteilen für Automobil- oder Pharmabranche gilt: möglichst wenig Material verbrauchen und recycelte Kunststoffe aus Produktions- und Verbraucherabfällen verwenden. Wenn das Unternehmen neue zirkuläre Lösungen entwickelt, ist "Rethink" zentral und die Entwicklerteams denken jedes Produkt neu: Bei Kundenanfragen überlegen sie, was an Material eingespart oder durch Sekundärmaterial ersetzt und welche Bauteile wiederverwertet werden können. Kunden bekommen zu jedem Angebot möglichst Alternativvorschläge aus Rezyklaten mit Angaben zu Einsparungen an Material, Treibhausgasemissionen und Preisunterschieden zu Primärkunststoffen. "Teilweise braucht es viel Überzeugungsarbeit, bis Kunden sich für Lösungen mit höherem Rezyklatanteil entscheiden. Dabei können Farbe, Gerüche und Bedenken wegen Haltbarkeit eine Rolle spielen. Die größte Herausforderung sind die vielen Fälle, in denen Primärrohstoffe billiger sind als Sekundärmaterialien und Kunden sich eher für günstige Preise als für eine bessere Klimabilanz entscheiden", weiß der für Kreislaufwirtschaft und Klima zuständige Benjamin Kampmann. Er ist überzeugt: "Wenn Rezyklate sich durchsetzen sollen, braucht es funktionierende Einsatzquoten und Produkte aus Primärrohstoffen müssen teurer sein als Produkte aus Sekundärrohstoffen."

Auch das Geschäftsmodell von ZINQ ist zirkulär. Mit möglichst dünnen Zinkoberflächen, die 80 Prozent Material sparen und weniger Treibhausgasemissionen verursachen, schützen sie Stahlteile vor Korrosion. Das Unternehmen nutzt so wenig Ressourcen wie möglich, verwendet verzinkte Komponenten erneut, nimmt sie zurück und schmilzt Abfälle ein, um sie wieder zu nutzen. "Wir kooperieren mit Lieferanten, um Primärzink mit reduziertem CO2-Fussabdruck und Sekundärzink in guter Qualität zu bekommen. Bei Primärzink wurden schon viel Treibhausgasemissionen reduziert. Noch effektiver wäre es, mehr Sekundärzink einzusetzen. Wir wollen den Anteil massiv erhöhen, aber bei Sekundärrohstoffen geht es nicht nur um verfügbare Mengen, sondern vor allem um Qualität. Wegen der Qualitätsunterschiede zu Primärzink und unseren hohen Anforderungen können wir nur 25 Prozent Sekundärzink nutzen. Weil es auf dem Markt nicht genug gutes Sekundärmaterial gibt, versuchen wir das von uns als Oberflächen applizierte Zink über Rücknahmeangebote zurückzuholen. Wir überlegen sogar, ob wir selbst zum Recycler werden und zusammen mit Partnern Stahl und Zink besser getrennt bekommen", sagt das Führungsduo Dr. Birgitt Bendiek und Lars Baumgürtel. Sie denken: "Damit Kreislaufwirtschaft in Deutschland ins Laufen kommt und Wertstoffkreisläufe entstehen, brauchen wir noch viel mehr Kooperation in den Wertschöpfungsketten." Für das ressourcenschonende Geschäftsmodell bekommen die beiden 2025 den Deutschen Umweltpreis.

In 18 Monaten analysieren die Projektpartner mit den Unternehmen, warum Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft für sie oft Zielkonflikte bedeuten und diskutieren Lösungsansätze. Für die Projektunternehmen werden individuelle Empfehlungen für die Umstellung ihrer Geschäftsmodelle auf Kreislaufwirtschaft entwickelt. Zusammen mit den Umfrageergebnissen leiten die Partner daraus allgemeine Handlungsempfehlungen ab und programmieren eine digitale Entscheidungshilfe für Unternehmen, die ihre Geschäftsmodelle auf zirkuläre umstellen wollen.

Mehr Umfragedetails, Informationen zum Projekt und teilnehmenden Unternehmen finden Sie hier (https://www.klimaschutz-unternehmen.de/ueber-uns/projekt-wege-zum-zirkulaeren-geschaeftsmodell).

Klimaschutz-Unternehmen e.V. ist ein branchenübergreifendes Unternehmens-Netzwerk der deutschen Wirtschaft, das sich mit innovativen Lösungen für das Erreichen der klimapolitischen Ziele Deutschlands einsetzt. Auf Initiative des Bundesumweltministeriums (BMUV), des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) gegründet, gehören dazu heute 72 Unternehmen aller Größenklassen. www.klimaschutz-unternehmen.de

Das Fachgebiet umweltgerechte produkte und prozesse (upp) der Universität Kassel arbeitet in verschiedenen Forschungs- und Industrieprojekten auf den Gebieten Energie-, Ressourceneffizienz, dezentrale und erneuerbare Energien sowie Klimaschutz und Klimastrategien. Dazu gehören die Erfassung, Auswertung und Benchmarking von Energiedaten, flexible Energieversorgung und Lastmanagement sowie Klimaschutzkonzepte. www.upp-kassel.de

Pressekontakt:

Klimaschutz-Unternehmen e. V.
Nina Goßlau
Projektleiterin
Telefon: 0171 84 20 199
E-Mail: gosslau@klimaschutz-unternehmen.de

Universität Kassel
Institut für Produktionstechnik und Logistik I Fachgebiet umweltgerechte produkte und prozesse (upp)
Nadja Buchenau
Projektleiterin
Telefon: 0561 804 34 42
E-Mail: buchenau@upp-kassel.de


Original-Content von: Klimaschutz-Unternehmen. Die Klimaschutz- und Energieeffizienzgruppe der Deutschen Wirtschaft e. V., übermittelt durch news aktuellWeitere Infos zu dieser Pressemeldung:

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Datum: 07.10.2025 - 11:07 Uhr
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Kategorie:

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