Neues Merkblatt zu Metallschäden durch Wasserstoff

Neues Merkblatt zu Metallschäden durch Wasserstoff

ID: 2205930

(ots) - Wasserstoff gilt als Energieträger der Zukunft. Das Gas lässt sich klimaneutral herstellen, vielseitig einsetzen und langfristig speichern. Doch damit Wasserstoff sicher transportiert, gespeichert und genutzt werden kann, müssen die dabei verwendeten Materialien besonders robust und sorgfältig geprüft sein. "Wasserstoff kann Metalle im Laufe der Zeit verändern und schwächen", sagt Ingo Blohm, Referent für Beschaffenheitsanforderungen und Dampfkesselanlagen beim TÜV-Verband. "Leitungen und Tanks können dadurch Risse bekommen, undicht werden oder im schlimmsten Fall brechen." Wie sich das vermeiden lässt, zeigt ein aktuelles Merkblatt des TÜV-Verbands. Darin wird beschrieben, wie sich geeignete Materialien auswählen und prüfen lassen, um Wasserstoffanlagen sicher zu betreiben. "Die Werkstofffrage entscheidet mit über den Erfolg der Wasserstoffwirtschaft", sagt Blohm. "Unser Ziel ist es, das technische Wissen in klare Empfehlungen für den sicheren Anlagenbetrieb zu übersetzen." Passend dazu rückt auf der Hamburger Messe "Hydrogen Technology Expo Europe" das Thema Material- und Anlagensicherheit in den Fokus der Wasserstoffbranche und beleuchtet ein Feld, zu dem der TÜV-Verband mit dem neuen Merkblatt einen wichtigen Beitrag leistet.

Wenn Wasserstoff das Metall verändert

Der Umgang mit gasförmigem Wasserstoff stellt Materialien auf eine harte Probe. Dringt das Gas in ein Metall ein, schieben sich seine winzigen Atome zwischen die Metallatome. Dadurch verändert sich die innere Struktur: das Material wird spröder, verliert an Festigkeit und kann unter Belastung plötzlich versagen. "Besonders häufig ist die wasserstoffinduzierte Rissbildung", sagt Blohm. "Dabei dringt Wasserstoff in feinste Poren des Metalls ein und schwächt dort die Bindungen zwischen den Atomen." Unter Belastung können so winzige Risse entstehen, die sich im Laufe der Zeit unbemerkt vergrößern und schließlich zum Bruch eines Bauteils führen. Eine andere Form der Schädigung ist das sogenannte Blistering. Hier sammelt sich Wasserstoffgas in kleinen Hohlräumen im Inneren des Materials. Der entstehende Druck kann das Metall aufwölben oder sogar ablösen. Auch an Schweißnähten kann Wasserstoff gefährlich werden. Unter Spannung entstehen dort bevorzugt Risse, ein Effekt, den Fachleute als Spannungsrisskorrosion bezeichnen. "Solche Schäden entstehen oft schleichend und bleiben lange unentdeckt", sagt Blohm. "Gerade deshalb ist es entscheidend, die Mechanismen genau zu kennen und schon bei der Planung geeignete Materialien auszuwählen, die diesen Belastungen standhalten."



Werkstoffprüfung und Konstruktion: So bleibt Metall unter Wasserstoff stabil

Um solche Schädigungen zu verhindern, braucht es aus Sicht des TÜV-Verbands technisches Wissen, klare Prüfverfahren und praxisnahe Leitlinien. Genau hier setzt das Merkblatt an. Es zeigt, welche Prüfverfahren sich eignen, um wasserstoffbedingte Schäden rechtzeitig zu erkennen. Dazu gehören Ultraschallprüfungen, mit denen sich feine Risse oder Veränderungen im Inneren des Metalls aufspüren lassen, ebenso wie Röntgen- oder Druckprüfungen, die Schwachstellen sichtbar machen, bevor sie sicherheitsrelevant werden.

Zudem enthält das Merkblatt Hinweise, wie sich Bauteile so gestalten und fertigen lassen, dass sie weniger anfällig für Versprödung oder Rissbildung sind. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Schweißtechnik. "Beim Verbinden von Metallteilen entstehen oft hohe Temperaturen und Spannungen, die den Werkstoff anfälliger machen können", sagt Blohm. Durch bestimmte Schweißverfahren, Zusatzwerkstoffe und eine gezielte Wärmebehandlung nach dem Schweißen lassen sich innere Spannungen reduzieren. Dadurch bleibt das Metall stabil.

Auch die Konstruktion der Bauteile spiele eine wichtige Rolle, so Blohm: "Wenn Bauteile so gestaltet werden, dass sich Kräfte gleichmäßig verteilen, lassen sich Schwachstellen von vornherein vermeiden. Sanfte Übergänge statt scharfer Kanten, die richtige Wandstärke oder eine glatte Oberfläche können darüber entscheiden, ob ein Bauteil Jahrzehnte hält oder frühzeitig Risse bekommt."

Wasserstoff bringt neue Herausforderungen für Regelwerke

Obwohl Wasserstoffanwendungen in Industrie, Energieversorgung und Mobilität zunehmen, fehlen bislang verbindliche Regeln, wie Materialien unter Wasserstoffeinfluss zu bewerten sind. In bestehenden Normen und technischen Regelwerken wird das Thema Wasserstoffversprödung bisher nur am Rande behandelt. Mit dem neuen Merkblatt gibt der TÜV-Verband Fachleuten aus Planung, Prüfung und Betrieb von Wasserstoffanlagen eine klare Orientierung an die Hand und ergänzt bestehende Vorschriften um praxisnahe Handlungsempfehlungen.

"Viele bestehende Regelwerke wurden für konventionelle Gase entwickelt und berücksichtigen die besonderen Eigenschaften von Wasserstoff bislang nur unzureichend", sagt Blohm. "Mit der zunehmenden Nutzung von Wasserstoff entstehen neue technische Anforderungen, auf die sich Normung und Praxis schrittweise einstellen. Unser Merkblatt bietet dafür eine erste Orientierung und fasst den bisherigen Wissensstand zusammen."

Neues Merkblatt online verfügbar

Das neue TÜV-Verband Merkblatt 1276 "Schädigung metallischer Werkstoffe durch den Einfluss von gasförmigem Wasserstoff - Einführung für Sachverständige" ist ab sofort als digitale Version im Onlineshop des TÜV-Verbands erhältlich und kostet 95,94 Euro: https://ots.de/kh9c3K

Vom 21. bis 23. Oktober 2025 treffen sich auf der Hydrogen Technology Expo Europe in Hamburg zudem Vertreter:innen der internationalen Wasserstoffbranche. Damit greift die Messe ein Thema auf, das auch für den TÜV-Verband zentral ist: die Sicherheit von Materialien und Anlagen im Umgang mit Wasserstoff.

Über den TÜV-Verband: Als TÜV-Verband e.V. vertreten wir die politischen Interessen der TÜV-Prüforganisationen und fördern den fachlichen Austausch unserer Mitglieder. Wir setzen uns für die technische und digitale Sicherheit sowie die Nachhaltigkeit von Fahrzeugen, Produkten, Anlagen und Dienstleistungen ein. Grundlage dafür sind allgemeingültige Standards, unabhängige Prüfungen und qualifizierte Weiterbildung. Unser Ziel ist es, das hohe Niveau der technischen Sicherheit zu wahren, Vertrauen in die digitale Welt zu schaffen und unsere Lebensgrundlagen zu erhalten. Dafür sind wir im regelmäßigen Austausch mit Politik, Behörden, Medien, Unternehmen und Verbraucher:innen.

Pressekontakt:

Maurice Shahd
Pressesprecher
TÜV-Verband e. V.
Friedrichstraße 136 | 10117 Berlin
030 760095-320, presse@tuev-verband.de
www.tuev-verband.de | www.linkedin.com/company/tuevverband |
www.x.com/tuevverband


Original-Content von: TÜV-Verband e. V., übermittelt durch news aktuellWeitere Infos zu dieser Pressemeldung:

Themen in dieser Pressemitteilung:


Unternehmensinformation / Kurzprofil:
drucken  als PDF  an Freund senden  F-Trucks Deutschlandübergibt 25 neue Ford F-MAX GEN 2.0 an Zeitfracht Erzeugerpreise September 2025: -1,7 % gegenüber September 2024
Bereitgestellt von Benutzer: ots
Datum: 20.10.2025 - 08:05 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 2205930
Anzahl Zeichen: 7055

Kontakt-Informationen:
Ansprechpartner: ots
Stadt:

Berlin



Kategorie:

Transport - Logistik



Diese Pressemitteilung wurde bisher 165 mal aufgerufen.


Die Pressemitteilung mit dem Titel:
"Neues Merkblatt zu Metallschäden durch Wasserstoff"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von

TÜV-Verband e. V. (Nachricht senden)

Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).

Gut jede fünfte Tankstelle mit erheblichen Mängeln ...

Mängel wie Leckagen, defekte Leitungen oder fehlerhafte Elektrik müssen die Betreiber unverzüglich beseitigen. Oberirdische Gasfüllanlagen bergen höheres Risiko. Rechtliche Anforderungen und unabhängige Prüfungen sorgen für hohes Sicherheitsn ...

Alle Meldungen von TÜV-Verband e. V.


 

Werbung



Facebook

Sponsoren

foodir.org The food directory für Deutschland
Informationen für Feinsnacker finden Sie hier.

Firmenverzeichniss

Firmen die firmenpresse für ihre Pressearbeit erfolgreich nutzen
1 2 3 4 5 6 7 8 9 A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z