DGAP-News: Deutsches Aktieninstitut e.V.: Finanzplatz

DGAP-News: Deutsches Aktieninstitut e.V.: Finanzplatz

ID: 221178
(firmenpresse) - Deutsches Aktieninstitut e.V. / Sonstiges

02.07.2010 10:00

Veröffentlichung einer Corporate News,übermittelt
durch die DGAP - ein Unternehmen der EquityStory AG.
Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber verantwortlich.

---------------------------------------------------------------------------

Prof. Dr. Stephan Schüller, Sprecher der persönlich haftenden
Gesellschafter, Bankhaus Lampe KG

'Bankenabgabe muss sich am Risikoappetit der jeweiligen Bank orientieren'

Uta-Bettina von Altenbockum, Finanzplatz

Privatbanken gelten als Gewinner der Finanzkrise, weil viele (vermögende)
Kunden enttäuscht von den großen Geschäftsbanken zu den Privatbanken
gewechselt sind. Eine der größten inhabergeführten deutschen Privatbanken
ist das Bankhaus Lampe mit Sitz in Bielefeld. Stephan Schüller ist seit
2006 Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter. In einem Interview
mit dem Finanzplatz spricht erüber die neuen Eigenkapitalregeln sowie die
geplante Sonderabgabe für Banken und erklärt, was er von den 'bösen
Spekulanten' hält.

Herr Schüller, was macht den Charme der Privatbanken aus?

Die klassische Privatbank - in unserem Verständnis - zeichnet sich durch
ein konservatives, risikoarmes Geschäftsmodell aus und begrenzt ihre
Geschäftstätigkeit auf sichere und verständliche Produkte. Privatbanken
stehen erfolgreich für Professionalität, Objektivität, Zuverlässigkeit und
Exklusivität - Werte, die in wirtschaftlich schwierigen Zeiten besonders
gefragt sind. Damit grenzen sich Privatbanken von anderen Geschäftsbanken
ab, deren Probleme gerade im Zuge der Krise zutage traten und zu einem
erheblichen Vertrauensverlust der Kunden geführt haben.

Das Thema Finanzmarktregulierung hat bei den Politikern zurzeit weltweit
oberste Priorität. Verwerfungen, wie die der letzten zwei Jahre, sollen in


Zukunft vermieden werden. Dafür sollen z.B. die Eigenkapitalregeln für die
Banken geändert werden. Das Eigenkapital soll qualitativ verbessert und
Risiken besser abgedeckt werden. Hatten wir in den letzten Jahren eine zu
niedrige Eigenkapitalquote bei den Banken?

Die Eigenkapitalquote von Banken lässt sich nicht pauschal als zu niedrig
beurteilen. Zur Beurteilung der Eigenkapitalausstattung von Banken muss
wieder die eigentliche Idee von Basel II, nämlich die Kapitalunterlegung
von den eingegangenen Risiken abhängig zu machen, in den Vordergrund
rücken. Vor allem die Banken mit risikoarmen Geschäftsmodellen haben im
Zuge der Krise belegt, dass ihre Eigenkapitalausstattung ausreichend war,
um den eingegangenen Risiken zu begegnen. Bei anderen Banken dagegen
entsprach die Eigenkapitalhinterlegung nicht den Geschäftsrisiken.

Ob allerdings höhere Eigenkapitalunterlegungen alleine Verwerfungen an den
Finanzmärkten, wie wir sie erlebt haben, vermindert oder gar verhindert
hätten, ist fraglich. Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass die
geplante Erhöhung der Eigenkapitalanforderungen für Banken weit reichende
Konsequenzen für die Kreditindustrie, aber auch dieübrigen
Wirtschaftszweige haben wird.

Auch bei der Aufsicht soll sich einigesändern. Auf europäischer Ebene wird
es zukünftig drei Aufsichtsbehörden für Banken, Versicherungen und den
Wertpapierbereich geben. In Deutschland will die Bundesregierung die
Bankenaufsicht bei der Bundesbank konzentrieren. Dies sind zunächst einmal
vor allem organisatorische Veränderungen. Wird die Aufsicht dadurch besser?
Was müsste sich Ihrer Meinung nach bei der Aufsichtändern, damit zukünftig
entstehende Risiken früher erkannt werden?

Es hat sich im Verlauf der Krise gezeigt, dass die vorhandenen
Aufsichtsstrukturen unzureichend waren und insofern Handlungsbedarf
besteht. Die Vernetzung der europäischen Aufsicht auf supranationaler Ebene
könnte künftig eine bessere Regulierung großer, europaweit tätiger Banken
ermöglichen. Zusätzlich kann durch einheitliche regulatorische Bedingungen
ein Level Playing Field für alle Finanzinstitute gewährleistet werden. Vor
diesem Hintergrund wäre sogarüber eine mögliche globale Lösung
nachzudenken.

Die Anforderungen an eine adäquate Krisenprävention gehen jedochüber die
rein organisatorische Neuordnung der Bankenaufsicht hinaus. Hier sind u.a.
Strukturen und Kompetenzen notwendig, um systemische Risiken quantifizieren
und die Entwicklung geeigneter Maßnahmen zu deren Vermeidung oder
Verringerung, im Sinne von Frühwarnsystemen, umsetzen zu können.

In Deutschland wirdüber eine Sonderabgabe für Banken und Versicherungen
diskutiert. Man stützt sich dabei auf einen Vorschlag des IWF, der neben
der Bilanzsumme abzüglich Einlagen auch die Gehalts- und Bonizahlungen an
die Mitarbeiter als Grundlage für die Abgabe berücksichtigt. Was halten Sie
von der geplanten Sonderabgabe? Kann eine solche Abgabeüberhaupt die
Risikobereitschaft der Banken reduzieren?

Grundsätzlich kann eine Sonderabgabe für Banken sinnvolle Wirkungen
entfalten. So könnte die Existenz eines daraus gespeisten Risikofonds
langfristig zu einer höheren Krisenresistenz der Finanzwirtschaft beitragen
und einen Puffer für den Fall akuter Destabilisierungen bereitstellen. Um
diesesübergeordnete Ziel zu erreichen, muss die Sonderabgabe jedoch
bestimmte Kriterien erfüllen. So ist es entscheidend, dass die Lasten für
die zukünftige Krisenbewältigung verursachungsgerecht verteilt werden. Hier
gilt es, dass vor allem systemrelevante Banken an den Kosten beteiligt
werden müssen, da sie als Auslöser systemischer Krisen gelten. Da diese
Banken außerdem von einer impliziten Staatsgarantie profitieren, muss vor
allem diese in einer Abgabe berücksichtigt werden. Auf diese Weise werden
die Vorteile aus dem systemrelevanten Status angemessen bepreist. Weiterhin
muss die Abgabe so bemessen werden, dass sich ihre Höhe an dem
Risikoappetit der jeweiligen Bank orientiert. Schließlich gilt es auch
angemessene und zielführende Incentivierungskomponenten zu integrieren.
Eine Finanzmarkttransaktionssteuer beispielsweise folgt diesen Kriterien
nicht und bietet so keinen Anreiz zur Risikominimierung.

Eine Ursache für das Entstehen neuer Spekulationsblasen ist die jeweils
große Verfügbarkeit billigen Geldes. Trotzdem werden nach jeder geplatzten
Blase mit dem Argument, nur so eine Rezession verhindern zu können, die
Geldschleusen durch die Notenbanken weit geöffnet. Treiben wir hier nicht
den Teufel mit Beelzebub aus? Führt die Ausweitung der Geldmenge nicht
mittelfristig zu einer schwer beherrschbaren Inflationsgefahr?

Es kann nicht bestritten werden, dass die Notenbanken alle Schleusen
geöffnet haben, um der aktuellen Krise der Finanzmärkte zu begegnen. In
Anbetracht der kritischen Lage, die vor allem nach dem Zusammenbruch der
Interbankenmärkte infolge der Lehman-Pleite herrschte, kann aber ernsthaft
bezweifelt werden, dass es eine adäquate Alternative gab, um größere
Schäden von der Weltwirtschaft abzuwenden. Die geldpolitischen
Handlungsmöglichkeiten beschränken sich aber nicht ausschließlich auf die
Bereitstellung von Liquidität. So nehmen die großen Notenbanken um die EZB
und die Federal Reserve die Krisenliquidität seit Anfang des Jahres
zunehmend zurück, indem sie schrittweise aus ihren krisenspezifischen
Maßnahmen aussteigen. Da sich die erhöhte Geldbasis außerdem nicht in einer
Erhöhung der Gesamtmenge des umlaufenden Geldes widerspiegelt und sich so
nicht einkommenswirksamäußert, ist mittelfristig nicht von einer erhöhten
Inflationstendenz auszugehen.

Der Euro hat in den letzten Wochen stark gegen den Dollar an Wert verloren.
Zu Beginn der Währungsunion war er im Verhältnis zum Dollar allerdings noch
deutlich weniger wert als heute. Gab oder gibt es tatsächlich gezielte
Angriffe auf den Euro, wie von den Politikern immer wieder gerne behauptet
wird? Soll und kann man den 'Spekulanten' das Handwerk legen? Wenn ja, wie?

Die 'bösen Spekulanten' sind wohl eher populistisch notwendige, nicht
identifizierte Sündenböcke, mit denen die Politik von dem eigentlichen
Problem, nämlich einer seit Jahren ausufernden Staatsverschuldung, ablenken
will. Die Finanzmärkte indes wissen um die strukturellen Schwächen der
Währungsunion und nutzen sie aus. Ein Großteil der Marktbewegungen basiert
somit auf einer rationalen Einschätzung der Marktteilnehmerüber erhöhte
Risiken in den PIIGS-Staaten.


02.07.2010 10:00 Ad-hoc-Meldungen, Finanznachrichten und Pressemitteilungenübermittelt durch die DGAP. Medienarchiv unterwww.dgap-medientreff.deundwww.dgap.de---------------------------------------------------------------------------Unternehmensinformation / Kurzprofil:
drucken  als PDF  an Freund senden  Zum 01.06.2010 begrüßt AmdoSoft Systems die SHE DGAP-News: ALBIS Leasing Gruppe verbindet Bank- und Verbriefungsdienstleistungen
Bereitgestellt von Benutzer: EquityStory
Datum: 02.07.2010 - 10:00 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 221178
Anzahl Zeichen: 9440

Kontakt-Informationen:

Kategorie:

Wirtschaft (allg.)



Diese Pressemitteilung wurde bisher 355 mal aufgerufen.


Die Pressemitteilung mit dem Titel:
"DGAP-News: Deutsches Aktieninstitut e.V.: Finanzplatz"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von

Deutsches Aktieninstitut e.V. (Nachricht senden)

Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).

DGAP-News: Deutsches Aktieninstitut e.V.: 25 Jahre DAX ...

DGAP-News: Deutsches Aktieninstitut e.V. / Schlagwort(e): Sonstiges Deutsches Aktieninstitut e.V.: 25 Jahre DAX 01.07.2013 / 10:12 --------------------------------------------------------------------- Gratulation zu 25 Jahren DAX Das Deutsche Akt ...

DGAP-News: Deutsches Aktieninstitut e.V.: Finanzplatz ...

DGAP-News: Deutsches Aktieninstitut e.V. / Schlagwort(e): Sonstiges Deutsches Aktieninstitut e.V.: Finanzplatz 31.05.2013 / 10:02 --------------------------------------------------------------------- Interview mit Dr. Bernhard Günther, Finanzvors ...

DGAP-News: Deutsches Aktieninstitut e.V.: Finanzplatz ...

DGAP-News: Deutsches Aktieninstitut e.V. / Schlagwort(e): Sonstiges Deutsches Aktieninstitut e.V.: Finanzplatz 29.05.2013 / 10:00 --------------------------------------------------------------------- Interview mit Werner Baumann, Präsident, Deuts ...

Alle Meldungen von Deutsches Aktieninstitut e.V.


 

Werbung



Facebook

Sponsoren

foodir.org The food directory für Deutschland
Informationen für Feinsnacker finden Sie hier.

Firmenverzeichniss

Firmen die firmenpresse für ihre Pressearbeit erfolgreich nutzen
1 2 3 4 5 6 7 8 9 A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z