Tony Judt sieht Europa als Modell für die Welt
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Historiker Tony Judt hat vor seinem Tod Europa als besseres Modell im
Vergleich zu den USA bezeichnet. "Wenn es heute ein westliches Modell
gibt, dann ist das Europa, nicht Amerika. Das mag sich nicht in den
nackten Wachstumszahlen zeigen, aber diese wären viel schlechter für
die Vereinigten Staaten, wenn etwa die amerikanische
Gesundheitsindustrie als die unnütze Produktion von Papier behandelt
würde, die sie in Wahrheit ist, statt als produktiver Sektor. Und
wenn man amerikanische Gefangene als Arbeitslose zählte: Denn
mehrheitlich junge männliche Schwarze wären in Freiheit nahezu
unvermeidlich ohne Job", sagte der Wissenschaftler der ZEIT.
Europa sei "ziemlich gut durch die Krise gekommen", sagte Judt.
Vor allem die oft kritisierten Sozialausgaben hätten "einen sehr
erwünschten keynesianisch-antizyklischen Effekt - indem sie
Arbeitslosen und Bedürftigen helfen, haben sie zugleich die
Wirtschaft stimuliert und die Nachfrage angekurbelt".
Judt sagte, er halte auch die angeblich drohende Überalterung
Europas "für einen Mythos". Er könne sich erinnern, "dass man einmal
vor dem Gegenteil Angst hatte - dass wir zu viele Kinder haben würden
und sie nicht würden ernähren können. Nun sind es angeblich zu
wenige. Das ist aber eine Krise, die leicht bewältigt werden könnte
durch Veränderungen beim Rentenalter, durch Anpassung der Bezüge an
die Inflation, Beendigung der Zwangsverrentung und Ähnliches".
Judt war in England aufgewachsen und hatte in Amerika als
Historiker Karriere gemacht. Zu seinen bekanntesten Werken zählt
"Europa. Die Geschichte eines Kontinents von 1945 bis zur Gegenwart."
Am 6. August war der mehrfach preisgekrönte Judt im Alter von 62
Jahren in New York gestorben.
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Datum: 11.08.2010 - 14:45 Uhr
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