Börsen-Zeitung: Vergesst die Konsolidierung! Kommentar von Bernd Wittkowski zur Diskussion über die Zusammenlegung von Landesbanken
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Tage vor Ablauf der von Brüssel gesetzten Frist für die Einleitung
des Verkaufs der WestLB und 30 Jahre nach Beginn der Diskussion über
eine Konsolidierung der Landesbanken. Und die Politik hat kein
Konzept. Die Landesregierungen haben keines, die Bundesregierung,
deren Finanzminister Wolfgang Schäuble sich jetzt "verstärkt der
Lösung dieser Problematik annehmen" will, hat auch keines. Berlin hat
noch nicht einmal die Option genutzt, die der WestLB gewährte stille
Einlage von 3 Mrd. Euro in eine 49-prozentige Beteiligung zu wandeln.
Klar, wer macht sich schon gerne in unternehmerischer Verantwortung
die Finger dreckig bei einer Bank, von deren 4800 Arbeitsplätzen nach
Angaben aus der Sparkassengruppe mindestens 2000 weitere - rund 1350
wurden seit 2007 schon abgebaut - nicht zu halten sein werden?
Es kann und wird auch kein aussichtsreiches Konzept für eine
Zusammenlegung von Landesbanken geben. Politik ist die Kunst des
Machbaren. Deshalb: Vergesst die Konsolidierung! Sie ist nicht nur
wegen völlig unterschiedlicher Ausgangs- und Interessenlagen absolut
unrealistisch, sie würde auch die Probleme nur verschlimmern.
BayernLB, HSH Nordbank, LBBW und WestLB stecken in geradezu brutalen
Restrukturierungsprozessen, müssen tiefgreifende Auflagen der EU
abarbeiten und sind somit auf mittlere Sicht nicht fusionsfähig.
Wären sie es, würden Probleme gleichwohl kaum gelöst, aber neue
geschaffen: Schon die heutigen Landesbanken sind "too big to fail".
Das soll es ja nach den Erfahrungen der Finanzkrise künftig nicht
mehr geben. Aber wie wollte man die durch Fusionen entstehenden
Landesbankkolosse scheitern lassen? Hinzu kommt: Auf der Aktivseite
würden durch das Zusammenschieben die Kreditrisiken Klumpen bilden,
also drastisch eingedampft werden müssen (nicht gerade im Interesse
der Wirtschaft), auf der Passivseite würde die Refinanzierung
kollabieren, weil die Geldgeber natürlich ihre Linien kappen müssten.
Die kranken Landesbanken müssen schrumpfen. Dieser Prozess ist
längst in Gang gekommen. An seinem Ende stehen, wenn es gut geht,
gesunde Regionalbanken überschaubarer Dimension. Für die WestLB, die
als Ganzes keinen Käufer finden wird, bleibt realistischerweise nur
die Übernahme brauchbarer Einzelteile durch Partner aus der
Sparkassengruppe. Die Abwicklung par ordre du Bruxelles wird man ja
wohl nicht riskieren wollen.
(Börsen-Zeitung, 16.9.2010)
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Datum: 15.09.2010 - 20:10 Uhr
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