Persönliche Informationen in aller Öffentlichkeit? / Studie über Jugendliche und ihre Perspektive

Persönliche Informationen in aller Öffentlichkeit? / Studie über Jugendliche und ihre Perspektive auf Datenschutz und Persönlichkeitsrechte in Sozialen Netzwerkdiensten vorgestellt

ID: 280706
(ots) - Wie Jugendliche mit persönlichen Informationen in
Sozialen Netzwerkdiensten wie facebook.com oder schuelervz.net
umgehen, zeigt die aktuelle Studie des JFF - Institut für
Medienpädagogik in Forschung und Praxis "Persönliche Informationen in
aller Öffentlichkeit?", die am Mittwoch, den 20. Oktober 2010, in der
Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) vorgestellt wurde.
Die Untersuchung ist Teil der von der BLM beauftragten fünften
Konvergenzstudie des JFF, die aktuelle Medienentwicklungen aus der
Perspektive von Jugendlichen beleuchtet und damit Bezugspunkte sowohl
für die medienpädagogische Arbeit als auch für die Medienaufsicht
bietet.

Den Kern der Ergebnisse fasst Dr. Ulrike Wagner, stellvertretende
Direktorin des JFF, folgendermaßen zusammen: "Jugendliche wollen
selbstverantwortlich mit persönlichen Informationen in
Online-Netzwerken umgehen - allerdings sind dafür die Voraussetzungen
teilweise nicht gegeben. Der Anspruch, selbst für das eigene Handeln
verantwortlich zu sein, ist typisch für das Jugendalter.
Selbstverantwortung ist in Sozialen Netzwerkdiensten aber durch
soziale und mediale Bedingungen gerahmt".

BLM-Präsident Ring zu den Ergebnissen der Studie: "Wir sollten
Jugendliche in ihrem Wunsch unterstützen, den engen Kontakt zu ihren
Freunden zu halten. Gleichzeitig sollten wir sie aber dafür
sensibilisieren, dass enger Kontakt keineswegs die vollständige
Preisgabe der eigenen Persönlichkeit erfordert. Der Satz "Das
Internet vergisst nichts!" ist generell ein passender Slogan für das
Verhalten im Netz."

Die Ergebnisse der qualitativen Untersuchung von Jugendlichen
zwischen 13 und 19 Jahren zeigen insgesamt ein recht differenziertes
Bild, wie Jugendliche mit ihren persönlichen Informationen in
Online-Netzwerken umgehen. Die Jugendlichen machen sich - in


unterschiedlichem Maße und unterschiedlich tiefgehend - durchaus
Gedanken darüber, was sie wem in Sozialen Netzwerkdiensten über sich
mitteilen wollen und was sie andererseits als schützenswert erachten.

Der Wunsch nach sozialer Einbettung und Zugehörigkeit ist ein
wesentliches Motiv der Nutzung und hat Einfluss auf die Entscheidung
der Jugendlichen, wie sie mit persönlichen Informationen in
Online-Netzwerken umgehen. Je nachdem, für wen sie erkennbar sein
wollen, verfolgen die Jugendlichen unterschiedliche Strategien: Ein
Teil der Befragten ist darauf bedacht, sich nur für seine Freunde zu
erkennen zu geben. Ein weiterer Teil verfolgt die Strategie, sich und
seine Talente einem breiten Publikum zu zeigen. Eine dritte Strategie
kann man als spielerisch-experimentell bezeichnen. Dabei zeigen sich
die Jugendlichen mit einem Pseudonym im Netz und sind nur von
Eingeweihten auf den ersten Blick erkennbar.

Darüber hinaus macht die Untersuchung deutlich, dass vielen
Jugendlichen Wissen über die Medienstrukturen, beispielsweise über
Auswertungsmöglichkeiten digitaler Daten, fehlt. Daran lässt sich
erkennen, dass die Voraussetzungen für ein selbstverantwortliches
Handeln nur in Teilen gegeben sind und die Jugendlichen auf
Unterstützung angewiesen sind.

Die Studienergebnisse zeigen, dass die Interaktionen in
Online-Netzwerken als soziales Handeln zu begreifen sind. So werden
zum einen Regeln und Normen des sozialen Miteinanders aus der
Offline-Welt auf die technisch vermittelten Kommunikationsformen
übertragen. Mit gegenseitig anvertrauten Informationen Beziehungen zu
gestalten, ist ein Beispiel hierfür, wobei aber die technischen
Rahmenbedingungen nur von wenigen reflektiert werden. Zum anderen
werden Regeln und Normen auch neu verhandelt. Beispielsweise
beschreiben die Jugendlichen das Recht am eigenen Bild als
Verhandlungssache, da es nicht möglich sei, die Abgebildeten bei
jedem Bild oder Video zu fragen. Vielmehr wird nach eigenem Ermessen
über die Veröffentlichung entschieden. Erst wenn sich die
Abgebildeten melden, wird ausgehandelt, ob die Veröffentlichung
"gerechtfertigt" war. Überraschend dabei ist: Nahezu alle Befragten
haben es bereits selbst erlebt, dass Bilder von ihnen veröffentlicht
wurden, die sie nicht veröffentlichen wollten.

Es gibt aber auch Ambivalenzen und Widersprüche, die
verdeutlichen, dass eine bessere Unterstützung von jugendlichen
Nutzern durch pädagogische Angebote, aber auch die
Plattformgestaltung notwendig ist. In pädagogischen Handlungsfeldern
ist mit dafür Sorge zu tragen, dass Privatsphäre nicht zur
Privatsache einzelner Individuen gemacht wird. Konkret bedeutet dies,
dass Jugendlichen Unterstützungsangebote bereitgestellt werden
müssen, mit denen sie die Voraussetzungen für selbstverantwortliches
Handeln beispielsweise Wissen über Medienstrukturen und
Nutzungsdynamiken erwerben können. Nicht zuletzt geht es auch darum,
Selbst- und Mitverantwortung zu stärken, damit die Bedingungen
sozialen Miteinanders gemeinschaftlich getragen werden. Die Forderung
nach Transparenz und Verantwortung ist aber nicht nur an die
Einzelnen und an die Pädagogik zu richten, sie muss als zentraler
Qualitätsanspruch insbesondere an die Anbieter Sozialer
Netzwerkdienste herangetragen werden.

Eckdaten der Studie:

Projektförderung: Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM)
Zeitraum: August 2009 bis September 2010
Methoden: Intensivinterviews und Gruppendiskussionen
Stichprobe: 63 Jugendliche im Alter von 13 bis 19 Jahren,
52 in Gruppendiskussionen und 11 als Einzelfälle

Die Untersuchung ist eine Teilstudie im Rahmen der 5.
Konvergenzstudie "Das Internet als Rezeptions- und
Präsentationsplattform für Jugendliche - Untersuchung der
Nutzerseite" (Laufzeit: Dezember 2007 - Dezember 2012).

Die Studie kann kostenlos bezogen werden unter:
www.blm.de
www.jff.de

Diese Informationen finden Sie auch im Internet unter: www.blm.de



Pressekontakt:
Dr. Wolfgang Flieger, Tel. (089) 63808-313, wolfgang.flieger@blm.de

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Datum: 20.10.2010 - 13:29 Uhr
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