Der DSD-Müllkonzern und die unendliche Trennungsgeschichte
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Experten zweifeln am ökologischen Nutzen von Gelben Tonnen und Säcken – Mehrweg stärken statt Milchdöschen sammeln
Pilotversuche hätten nach Erkenntnissen von Wiemer gezeigt, dass Maschinen den Müll besser auseinanderklamüsern könnten als die Bürger zu Hause. In Kassel will man deshalb Gelbe Säcke abschaffen und nur noch eine grobe Trennung in Trocken- und Feuchtmüll vornehmen. Gründe dafür seien vor allen Dingen Probleme mit herumliegenden und aufgeplatzten Gelben Säcken, sowie die hohe Quote an Fehlbefüllungen, die bei 40 bis 50 Prozent liegen soll. „Für Herbst plant der kommunale Eigenbetrieb ein entsprechendes Pilotprojekt, Rückendeckung kommt von der Stadt Kassel“, schreibt die Frankfurter Rundschau (FR). Doch nach Informationen der FR wolle die DSD GmbH dem Modellversuch nicht zustimmen.
Man sehe beim DSD keine Notwendigkeit, die bisherige Trennung nach Verpackungs- und Restmüll aufzugeben. Nach Recherchen des WDR sei das keine Überraschung: So sei ein Müllentsorger schon vor sechs Jahren in der Lage gewesen, Grüne Punkt-Verpackungen direkt aus dem Restmüll zu sortieren. „Doch praktisch umgesetzt wurde es nicht. Denn mit einer getrennten Erfassung lässt sich mehr Geld verdienen“, bemerkt der WDR. Jahre später sei auf Initiative von Mitarbeitern des Umweltbundesamtes wieder ein Versuch durchgeführt worden, die DSD-Verpackungen direkt aus dem Hausmüll zu sortieren. Der Versuch fand in einer Anlage statt, die eigentlich nur für Grüne Punkt-Verpackungen ausgelegt ist. „Am zweiten Tag des Versuchs, taucht ein führender Mitarbeiter des Dualen Systems in der Anlage auf. Anwesende berichten, bei der Besichtigung der Ergebnisse sei er blass geworden. Denn aus dem Hausmüll wurden mehr Wertstoffe aussortiert als es das DSD mit der Gelben Tonne schafft“, so der WDR. Die Mülltrennung sei teuer, technisch überholt und ökologisch fragwürdig. Trotzdem werde der Müll weiter doppelt gesammelt und der Verbraucher doppelt abkassiert.
Statt sich um die mühselige Getrenntsammlung von Milchdöschen und verschmutzten Joghurtbechern den Kopf zu zerbrechen, sollten nach Ansicht von Branchenkennern von der Bundesregierung lieber Maßnahmen ergriffen werden, um den Absturz der Mehrwegquote bei Getränken zu verhindern. „Wer zum Beispiel Einweg-Mineralwasser in PET-Plastikflaschen beim Discounter kauft, belastet unser Klima mit fast doppelt so hohen Kohlendioxid-Emissionen wie jemand, der sich für ein regionales Markenwasser in Mehrwegflaschen entscheidet. Ähnlich negativ sieht die Bilanz bei Dosenbier oder Fruchtsäften in Einweg-PET-Flaschen aus“, weiß Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe. Jeder Verbraucher, der sich gegen ökologisch vorteilhafte Verpackungen entscheide und zum Beispiel Mineralwasser in PET-Einwegflaschen zum Dumpingpreis von 19 Cent beim Discounter kaufe, heize die Umweltbelastung an und sorge außerdem mit seinem Kaufverhalten für den Abbau regionaler Arbeitsplätze.
„Wir zählen in Deutschland 1.284 Brauereien, 225 Mineralbrunnen und rund 400 Fruchtsafthersteller, die ihre Produkte zumeist regional in umweltfreundlichen Mehrweggebinden vertreiben. Dieser Getränke-Reichtum ist einmalig auf der Welt. Die Systeme sorgen nicht nur für eine einzigartige Getränkekultur, sondern auch dafür, dass die Umwelt- und Klimabelastung in diesem Bereich gering bleibt und regionale Arbeitsplätze gesichert werden. Mehr Mehrweg müsste sich deshalb nicht nur beim Bier, sondern auch in den Bereichen Mineralwasser und Fruchtsaft stärker durchsetzen, um zur Entlastung der Klimabilanz und zur Stärkung mittelständischer Strukturen beizutragen“, sagt Clemens Stroetmann, Geschäftsführer der Stiftung Initiative Mehrweg. Die mangelhaft konzipierte Verpackungsverordnung führe den Discountern „Windfall Profits“ zu, bemängelt Andreas Rottke, Vorstandschef der Genossenschaft Deutscher Brunnen. „Durch die eingesparten Gebühren für den Grünen Punkt, durch Pfandschlupf und Recyclingeinnahmen für das sortenreine Verpackungsmaterial erzielen die Discounter jährliche Mehrerlöse von über 400 Millionen Euro. Mit diesem Geld können sie über Quersubventionen den Preis für Mineralwasser in Einwegflaschen künstlich niedrig halten“, meint Rottke. Umgerechnet auf den Literpreis koste Mineralwasser beim Discounter 13 Cent und im normalen Einzel- oder Getränkehandel 50 Cent. Die rund 220 mittelständisch geprägten Mineralbrunnenbetriebe seien unter diesen Bedingungen nicht mehr konkurrenzfähig.
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Datum: 05.04.2007 - 08:46 Uhr
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