Neue Verbändekampagne soll Klimabelastung von Autoklimaanlagen eindämmen

Neue Verbändekampagne soll Klimabelastung von Autoklimaanlagen eindämmen

ID: 288109
(ots) -
Chemische Kältemittel und ineffiziente Technik in Autoklimaanlagen
heizen Treibhauseffekt an - Deutsche Umwelthilfe und Verkehrsclub
Deutschland starten Informationskampagne "PRO KLIMA" zur Durchsetzung
effizienter Fahrzeug-Klimaanlagen mit natürlichen Kältemitteln -
Europäische Automobilindustrie unterläuft EU-Klimaschutzrecht und
gefährdet Autofahrer mit im Brandfall hochgiftiger neuen
Kühlchemikalie - Informationskampagne wird im Rahmen des Programms
Life+ von der EU-Kommission gefördert

Dem wachsenden Beitrag von Autoklimaanlagen zu den verkehrsbedingten
Klimabelastungen wollen Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) und der
ökologische Verkehrsclub Deutschland e. V. (VCD) gegensteuern. Zum
Auftakt einer europaweit angelegten Informationskampagne "PRO KLIMA:
Effiziente Autoklimaanlagen mit natürlichen Kältemitteln" weisen die
beiden Organisationen auf die in der Öffentlichkeit bisher zu wenig
beachtete Klimaschädlichkeit herkömmlicher Autoklimaanlagen hin.
Gängiges Kältemittel in Autoklimaanlagen sei heute die Chemikalie
R134a (Tetrafluorethan), die die Atmosphäre 1.430mal stärker aufheizt
als die gleiche Menge Kohlendioxid (CO2).

Jährlich verflüchtigten sich bis zu 10 Prozent des insgesamt
eingesetzten und hoch klimawirksamen Kältemittels durch
Undichtigkeiten, bei Unfällen oder bei der nicht sachgerechten
Verschrottung der Fahrzeuge. Die zusätzliche Klimabelastung dieser
diffusen Freisetzungen beträgt nach Berechnungen des
Umweltbundesamtes etwa 7 Gramm CO2 pro gefahrenen Kilometer. Im Jahr
2006 sind fast 2.300 Tonnen R 134a so in die Atmosphäre entwichen.
Dies entspricht dem Schädigungspotenzial von etwa 3 Millionen Tonnen
CO2 oder dem jährlichen Ausstoß von 1,7 Millionen Kleinwagen bei
einer durchschnittlichen Kilometerleistung von 15.000 km. Das Problem
hat sich in der jüngeren Vergangenheit entscheidend verschärft, weil


inzwischen in Europa der überwiegende Teil der Neuwagen nur noch mit
Klimaanlage verkauft wird. Allein im Jahr 2008 waren es EU-weit fast
13 Millionen. Im Jahr 2000 waren von 720 Millionen Fahrzeugen auf der
Welt rund 400 Millionen mit einer Klimaanlage ausgestattet, in fünf
Jahren werden nach einem Bericht des Weltklimarats IPCC fast eine
Milliarde mit Klimaanlagen ausgestattete Fahrzeuge auf der Straße
sein. Allein im Jahr 2015 werden aus diesen Klimaanlagen Kältemittel
entweichen, die den globalen Treibhauseffekt so stark anheizen wie
270 Millionen Tonnen CO2 - das entspricht etwa dem derzeitigen
jährlichen Treibhausgasbudget von Tschechien und Österreich zusammen.

"Vor diesem Hintergrund ist es absolut unverständlich, dass die
Automobilindustrie das geltende EU-Klimaschutzrecht unterläuft. Ab
2011 dürfen neue Pkw-Modelle nicht mehr mit dem derzeitigen
chemischen Kältemittel R 134a befüllt werden. Eine Umfrage der DUH
unter den Autobauern hat jedoch ergeben, dass kein einziges Auto mit
umweltfreundlicher Fahrzeugklimatisierung ausgeliefert werden soll.
Mit Taschenspielertricks planen die Autobauer noch auf Jahre den
Verkauf von Neuwagen mit Klimakiller-Chemie. Später soll sie zudem
durch ein neues, ebenfalls chemisches Kältemittel ersetzt werden, das
sich im Brandfall in hochgiftige Flußsäure umwandelt.", sagt
DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Er erinnert daran, dass nach
geltendem EU-Recht mit Beginn des kommenden Jahres Kältemittel in
neuen Fahrzeugmodellen nur noch einen Treibhausgasfaktor (GWP, Global
Warming Potential) von maximal 150 aufweisen dürfen. R 134a ist dann
eigentlich nicht mehr zulässig. Über Jahre hinweg und zuletzt im Jahr
2007 hatte die deutsche Automobilindustrie und ihr oberster Lobbyist,
VDA-Präsident Matthias Wissmann zugesagt, dieses EU-Klimaschutzrecht
zu beachten und neue Autoklimaanlagen mit dem natürlichen Kältemittel
CO2 zu befüllen. Ebenso wie mehrere weitere Klimaschutz- und
Spritverbrauchszusagen haben die deutschen Autobauer diese Zusage
anschließend wieder gebrochen.

Resch warnt eindringlich, die inzwischen von der Automobilindustrie
verfolgten Pläne zur Einführung der brennbaren und im Brandfall
hochgiftigen Chemikalie 1234 yf in Autoklimaanlagen tatsächlich zu
realisieren. "Wir kommen vom Regen in die Traufe, wenn wir jetzt von
dem Klimakiller R 134a zu einer unmittelbar gesundheitsgefährdenden
Chemikalie wechseln. Die Alternative ist einsatzreif, sie heißt
einfach CO2, belastet das Klima in diesem Zusammenhang nur minimal
und ist gesundheitlich unproblematisch".

Für die Klimawirkung von Autoklimaanlagen sei neben der Auswahl des
Kältemittels aber der Betrieb der Klimaanlage selbst von großem
Einfluss, erläutert Michael Müller-Görnert, Verkehrsexperte beim VCD:
"Mit eingeschalteter Klimaanlage erhöht sich der Kraftstoffverbrauch
je nach Fahrzeuggröße, Temperatur und Einsatzbereich um bis zu zwei
Liter pro 100 Kilometer." Daher sei den Autofahrern zu raten, die
Klimaanlage wohl dosiert einzusetzen, indem man die Temperatur nicht
zu stark absenkt, vor der Fahrt durchlüfte und kurz mit geöffneten
Fenstern fährt.

Müller-Görnert: "Zusatzaggregate wie die Klimaanlage werden beim
gegenwärtigen normierten Messverfahren zur Ermittlung des
Kraftstoffverbrauchs eines Neuwagens nicht berücksichtigt. Das ist
Verbrauchertäuschung pur. Um zu realistischeren Verbrauchsangaben zu
kommen, müssen Klimaanlagen bei der anstehenden Revision der
entsprechenden EU-Richtlinie unbedingt einbezogen werden." Laut
EU-Fahrplan ist aber frühestens in acht Jahren damit zu rechnen.
Gegenwärtig wird auf EU-Ebene an einem Energielabel für mobile
Klimaanlagen gearbeitet, um die Effizienz dieser Systeme zu erhöhen.
Ein entsprechender Vorschlag ist längst überfällig.

Der Kraftstoff-Mehrverbrauch besonders der billigen und in großer
Stückzahl bei Kleinwagen eingebauten ungeregelten Klimaanlagen ist
bis zu 2,5-mal höher gegenüber modernen, geregelten Klimaanlagen. Der
Einsatz im Verbrauch optimierter Klimaanlagensysteme sei daher als
Standard durchzusetzen. Allein diese Maßnahme könnte die Welt von
etwa 40 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten pro Jahr entlasten. Der mit
dem Einsatz der ineffizienten Klimaanlagen einhergehende
Kraftstoffmehrverbrauch wird weder von den Herstellern ausgewiesen,
noch findet er bei der Festlegung von CO2-Grenzwerten auf EU-Ebene
Berücksichtigung. Viele Autofahrer sind deshalb darüber nicht
informiert.

Der Einsatz effizienter Fahrzeug-Klimaanlagen sowie die Verwendung
klimaneutraler Kältemittel sind die zentralen Ansatzpunkte der
europaweiten Informationskampagne "PRO KLIMA - Effiziente
Autoklimaanlagen mit natürlichen Kältemitteln" von DUH und VCD. Ein
breites Aktionsbündnis soll gegründet werden, um wichtige
Interessenvertreter und Entscheidungsträger für den Einsatz
innovativer Klimaanlagentechnik zu gewinnen. Mit intensiver
Medienarbeit und öffentlichkeitswirksamen Aktionen will die Kampagne
zudem über innovative Alternativen informieren. Die Klimawirkungen
von und der Mehrverbrauch durch Fahrzeug-Klimaanlagen sollen für
jedermann erkennbar werden. In Kürze wird der VCD darüber hinaus auf
seinen Webseiten eine Online-Verbraucherumfrage zum Thema
Autoklimaanlagen starten und Tipps zum effizienten Gebrauch geben.

Ein Hintergrundpapier zur Kampagne sowie das druckfähige
Kampagnen-Logo stehen zum Download bereit unter:
http://www.duh.de/pressemitteilung.html?&tx_ttnews[tt_news]=2430 und
www.vcd.org. Die Kampagne "PRO KLIMA: Effiziente Autoklimaanlagen mit
natürlichen Kältemitteln" wird im Rahmen des EU-Programms LIFE+
gefördert.



Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer DUH, Hackescher Markt 4,
10178 Berlin; Mobil: 0171 3649170, resch@duh.de

Eva Lauer, Projektleiterin Fahrzeugkühlung DUH, Hackescher Markt 4,
10178 Berlin; Tel.: 030 2400867 -76, lauer@duh.de

Michael Müller-Görnert, Referent für Verkehrspolitik VCD,
Rudi-Dutschke-Str. 9, 10969 Berlin; Tel.: 030 2803 5119,
Fax. 030 2803 5110, michael.mueller-goernert@vcd.org

Simon Walter, Pressereferat VCD, Rudi-Dutschke-Str. 9, 10969 Berlin,
Tel.: 030 2803 5112, presse@vcd.org

Dr. Gerd Rosenkranz, Leiter Politik & Presse DUH,
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin; Tel.: 030 2400867-0,
Mobil: 0171 5660577, rosenkranz@duh.de

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Datum: 03.11.2010 - 11:07 Uhr
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