Börsen-Zeitung: Alle Optionen offen, Kommentar zum Kurs der EZB von Stephan Balling
ID: 308431
Zentralbank (EZB) loben: Die Frankfurter Währungshüter widerstehen
dem Druck von Politik und Märkten, das Programm zum Aufkauf von
Staatsanleihen massiv auszuweiten. Die Folgen wären langfristig
verheerend, und zwar allein deshalb, weil sie den Druck von den
Regierungen nehmen, ihre Hausaufgaben zu machen und ihre
Staatsfinanzen in Ordnung zu bringen.
Man kann die EZB und ihren Präsidenten aber auch kritisieren. Er
gibt den Märkten kein ausreichendes Signal für die Bereitschaft der
Notenbank, zu Hilfe zu eilen, wenn Mitgliedsländer der Europäischen
Währungsunion am Markt immer höhere Risikoaufschläge zahlen müssen
und im Extremfall ernste Probleme mit ihrer Zahlungsfähigkeit
bekommen - was eines Tages auch den Bestand des Euro bedrohen könnte.
In jedem Fall hat sich die EZB alle Optionen offen gehalten. Ihre
Weigerung, jetzt endgültig alle Schleusen zu öffnen, hält den Druck
auf die Regierungen aufrecht. Sollte es an den Märkten aber zu heiß
hergehen, kann die EZB immer noch eingreifen. Jedem muss aber klar
sein: Alles, was die Zentralbank in der Zukunft tut, um den Euro zu
retten, und alles, was sie in der Vergangenheit getan hat, kann nur
eine kurzfristige Lösung sein, die langfristig Kosten verursacht.
Geldpolitik ist im Kern das Abwägen zwischen langfristigen Kosten und
kurzfristigem Nutzen. Wenn eine Zentralbank heute Anleihen kauft,
muss sie sehen, wie sie in der Zukunft Moral Hazard an den Märkten
und bei den Regierungen sowie einen Aufwärtsdruck auf die Preise
vermeidet.
Da bringt auch die alte Phrase des Ökonomen John Maynard Keynes,
"in the long run, we are all dead", keine Erkenntnis. Das hat die
Vergangenheit gezeigt. Es war die einseitige Kurzfristorientierung
der Zentralbanken, die zum Ausmaß der Krise massiv beigetragen hat,
Stichwort Immobilienblasen in Amerika, Irland und Spanien. Wenn es
auch schwer fällt, den Kurs der EZB derzeit zu beurteilen, an einer
Stelle hat Trichet uneingeschränkt Recht: Gefragt sind die
Regierungen. Sie müssen ihr Volkswirtschaften auf Effizienz trimmen
und ihre öffentlichen Haushalte in Ordnung bringen. An einer anderen
Stelle würde man sich von Trichet dagegen klarere Worte wünschen: Zur
Zukunft einer Währungsunion ohne politische Union.
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Datum: 02.12.2010 - 20:55 Uhr
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