Börsen-Zeitung: European Central Bad Bank, Kommentar von Bernd Wittkowski zur erwogenen Kapitalerhöhung der EZB
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aufgeplustert, wenn jemand wagte, die Europäische Zentralbank (EZB)
wegen ihrer sogar in den eigenen Reihen umstrittenen Käufe von
Anleihen überschuldeter Staaten als "Bad Bank" zu titulieren. Nun
können die Hüter des Euro offiziell umfirmieren in ECBB - European
Central Bad Bank. Wie sonst sollte man die Tatsache interpretieren,
dass die gemeinsame Währungsbehörde eine milliardenschwere Erhöhung
ihres Grundkapitals braucht, um drohende Abschreibungen auf die
übernommenen toxischen Wertpapiere abzufedern? Eine Bank, die ihr
Geld selbst drucken lassen darf, kann ja nicht pleitegehen. Aber
würde man die EZB an den für Geschäftsbanken geltenden Maßstäben
messen, dann müsste man ihr jetzt wohl eine Schieflage attestieren,
und ihre Aktionäre würden sich vermutlich schwertun, dem schlechten
Kapital gutes hinterherzuwerfen.
Die selbstverschuldete Krise von Griechenland, Irland & Co., so
wird seit Monaten vorgegaukelt, koste die (noch) stabilen Länder und
ihre Steuerzahler doch gar nichts. Es würden ja nur Kredite oder
Garantien gewährt, die sogar noch Erträge abwerfen, ebenso wie die
von der EZB aufgekauften Problemländeranleihen im zuletzt rasant
gestiegenen Volumen von bisher 72 Mrd. Euro. Dieses Märchen wird
Politikern und Notenbankern fortan niemand mehr abnehmen, geht doch
die Kapitalerhöhung auf deutscher Seite über den entsprechend
sinkenden Bundesbankgewinn zulasten des Bundeshaushalts. Oder die
Mittelzuführung an die EZB wird aus Gold- oder anderen Reserven
dargestellt, dann schmälert sie unmittelbar das Volksvermögen. Auch
diese runde Milliarde, die wohl von Deutschland aufzubringen wäre,
mögen uns der Euro und alles, was wirtschaftlich und politisch am
Überleben der "Schicksalsgemeinschaft" Währungsunion hängt, ja wert
sein. Man sollte nur allmählich anfangen, den Menschen reinen Wein
einzuschenken.
Und auch den Märkten. Das tut die EZB mit ihrer Kapitalerhöhung
nun immerhin implizit, wenn auch vermutlich ungewollt. Denn dieser
Schritt ist gleichsam das Eingeständnis, dass es sich bei den
übernommenen Anleihen der Krisenstaaten um Bad Assets handelt, deren
volle Rückzahlung nicht zu erwarten ist. Mit der Aufstockung der
Eigenmittel bereitet sich die Zentralbank im Ergebnis auf den Ausfall
von Forderungen an die Problemländer im Zuge einer Insolvenz oder
einer Umschuldung vor.
(Börsen-Zeitung, 15.12.2010)
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Datum: 14.12.2010 - 20:40 Uhr
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