Muss ein Ingenieur die Rechtschreibung beherrschen?
Fachwissen ist in unserem Bildungssystem wenig gefragt
Norbert Krug* (52) kann mit der Beschreibung seiner Schullaufbahn und Ausbildung Bücher füllen. Über den 2. Bildungsweg ist es ihm gelungen, ein Fachhochschulstudium als Maschinenbauingenieur abzuschließen. Er hat sich beruflich gut etablieren können und wurde dann mit 50 erneut Schüler. Sein Arbeitgeber hat den Geschäftszweig, wo Krug seit über 20 Jahren erfolgreich tätig war, verkauft. Er wurde in eine Auffanggesellschaft überführt und konnte so eine Zusatzausbildung zum Umwelttechniker absolvieren. „Ich wurde damit wieder in meine alte Schulzeit zurückgeführt. Fachlich habe ich alle Prüfungen mit gutem Erfolg bestanden, meine Rechtschreibleistungen wurden allerdings mit mangelhaft bewertet. Glücklicherweise konnte ich mündlich mit meinem Fachwissen überzeugen. In Englisch stand ich mündlich auf 1 und schriftlich auf 6. Durch die vielen geschäftlichen Auslandsaufenthalte war ich perfekt in Englisch und konnte auch Verhandlungen führen. In der Umschulung wurde mir mal wieder bewusst, wie wenig diese Kompetenzen zählen, denn die Rechtschreibkompetenz wird einfach überbewertet“, schmunzelt Norbert Krug. Nach seiner Umschulung hat sich Norbert Krug selbständig gemacht und ist nun erfolgreich als Unternehmensberater tätig. „Mein bester Freund ist mein Computer, denn er hilft mir, meine schriftlichen Ausarbeitungen fehlerfrei zu machen. Schade, dass ich diese technischen Hilfsmittel nicht in der Schule bzw. Ausbildung einsetzen durfte“, bemängelt Krug. „Meine beiden Söhne sind ebenfalls Legastheniker und haben leider die gleichen Erfahrungen in der Schulzeit machen müssen. Beide haben jetzt ihr Abitur, aber nur weil sie unsere Rückendeckung und außerschulische Förderung hatten. Die Lehrer haben uns immer wieder empfohlen, die Jungs vom Gymnasium zu nehmen, weil sie bei den massiven Rechtschreibproblemen keine Chance haben, das Abitur zu bestehen. Dank meiner eigenen Erfahrung wusste ich, je mehr sich meine Söhne zukünftig auf Fachwissen stützen können, umso erfolgreicher werden sie sein. Wie oft hatten meine Frau und ich das Gefühl, wir sprechen gegen Wände, weil kaum ein Lehrer ein Verständnis für die Legasthenie gezeigt hat. Noch heute denken viele Lehrer, Legastheniker sind dumm und faul. Es ist unglaublich, dass es in den gut 30 Jahren nach meinem Schulabschluss in den Schulen noch keine Weiterentwicklung gegeben hat“, so Krug. „Ich würde mir wünschen, dass viele erwachsene Legastheniker, die es beruflich zu etwas gebracht haben, an die Öffentlichkeit gehen, damit das negative Image des Legasthenikers hoffentlich bald der Vergangenheit angehört und bildungspolitisch endlich mal was für die Betroffenen getan wird“, fordert Krug.
Weitere Informationen zum Thema „Chancengleichheit herstellen, Diskriminierung vermeiden“ und zum Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V. sind im Internet abrufbar unter www.bvl-legasthenie.de.
*Name wurde von der Redaktion geändert
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Unternehmensinformation / Kurzprofil:
Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V.
Der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V. besteht seit über 30 Jahren und ist eine Interessenvertretung von Betroffenen und deren Eltern sowie von Fachleuten (Pädagogen, Psychologen, Ärzten, Wissenschaftlern und im sozialen Bereich Tätigen), die sich in Theorie und Praxis mit der Legasthenie und Dyskalkulie auseinandersetzen. Er trägt dazu bei, dass gesetzliche Grundlagen und wissenschaftliche sowie praktische Möglichkeiten der Hilfe in allen Bundesländern geschaffen und verbessert werden. Durch persönliche Beratung, Informationsschriften und Hinweise auf geeignete Literatur sollen die Eltern die Schwierigkeiten ihrer betroffenen Kinder besser verstehen lernen. Der BVL fördert durch wissenschaftliche Kongresse und Veröffentlichungen die Forschung und den wissenschaftlichen Dialog unter Fachleuten aller beteiligten Disziplinen. Durch Informationen und Zusammenarbeit mit den Medien macht der BVL die Probleme der Legastheniker und Dyskalkuliker bekannt.
Weitere Informationen zum Thema Legasthenie und zum Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V. sind im Internet abrufbar unter www.bvl-legasthenie.de.
Ansprechpartner für Rückfragen zu dieser Pressemeldung:
Annette Höinghaus
c/o Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e. V.
Postfach 11 07
30011 Hannover
E-Mail: hoeinghaus(at)bvl-legasthenie.de
Telefon: +49 4193 96 56 02
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Datum: 26.07.2007 - 10:29 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 33114
Anzahl Zeichen: 0
Kontakt-Informationen:
Ansprechpartner: Holger Ballwanz
Stadt:
Berlin
Telefon: 03043734343
Kategorie:
Bildung & Beruf
Meldungsart: Unternehmensinformation
Versandart: eMail-Versand
Freigabedatum: 26.07.2007
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