Börsen-Zeitung: Die Dax-Rally läuft aus, Börsenkommentar "Marktplatz" von Thorsten Kramer
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Aktienmarkt ist zuletzt am 10.Januar auf die Probe gestellt worden.
Vor rund sechs Wochen erhielt die Schuldenkrise aus dem Blickwinkel
der Anleger eine neue Qualität, als sich am Markt Spekulationen über
die Finanzschwäche Portugals intensivierten. Der Dax tauchte an
diesem Tag auf das Jahrestief von 6857 Punkten ab, und mancher fühlte
sich bereits an das Vorjahr erinnert, als der Index entgegen aller
Zuversicht des Marktes zunächst einmal bis in den März hinein unter
Druck stand.
Dieses Szenario wiederholt sich nun nicht, vielmehr kennt der Dax
seit dem Tief nur noch eine Richtung: aufwärts. Abgesehen von der
dritten Handelswoche, für die ein minimaler Rückgang zu Buche steht,
zog der Index Woche für Woche an und setzte damit die Rally des
Vorjahres eindrucksvoll fort. Zuletzt stieg er 14 Handelstage in
Folge. Im Vergleich zum Jahresanfang notiert der Dax nun schon 7,4%
höher. Damit gelang ihm der beste Start in einen neuen Turnus seit
dem Jahr 2000.
Kann das so weitergehen? Oder ist eine Trendwende nur noch eine
Frage der Zeit? Tatsache ist, dass die Aktienmärkte der entwickelten
Länder zurzeit sehr stark davon profitieren, dass Investoren Gelder
aus Schwellenländern abziehen und beispielsweise in deutsche Aktien
umschichten. Dahinter steht die Sorge einiger, dass sich an den
Schwellenländerbörsen womöglich schon eine Investitionsblase gebildet
haben könnte. Andere fürchten die dort ansteigende Inflation sowie
Leitzinsanhebungen der Notenbanken, wieder andere wollen schlicht und
einfach besser diversifizieren, nachdem im vergangenen Jahr auf der
Jagd nach Rendite die Mittel vorrangig in die Schwellenländer gelotst
worden waren.
Deutsche Aktien sind für all diese Investoren sehr attraktiv. Dies
liegt vor allem an der positiven Entwicklung der globalen Konjunktur,
die vor dem Wochenende z.B. durch ein unerwartet starkes
Wirtschaftswachstum in Taiwan belegt wurde. Positive Signale gab es
zuletzt aber nicht nur aus den asiatischen Schwellenmärkten. Auch in
Japan und den USA entwickelt sich die Konjunktur besser als von
vielen Volkswirten erwartet. Für die exportstarke deutsche Wirtschaft
ist das positiv, wie etwa der seit Monaten steigende
Ifo-Geschäftsklimaindex eindrucksvoll zeigt. Wie positiv sich die
konjunkturelle Erholung in vielen Regionen der Erde auf die Bilanzen
der deutschen Konzerne auswirkt, ist auch im Zuge der laufenden
Quartalsberichtssaison zu beobachten. Das Ergebnis dieser Entwicklung
ist, dass viele Analysten ihre Gewinnschätzungen für das neue
Geschäftsjahr und gegebenenfalls auch die folgenden weiter anheben
müssen - mit entsprechenden Implikationen für den Aktienmarkt.
Nach dem Höhepunkt der Berichtssaison ist allerdings zu
befürchten, dass der Aktienmarkt einen wichtigen Impulsgeber -
zumindest erst einmal - verliert. Damit steigt die
Wahrscheinlichkeit, dass an der Börse eine Konsolidierung ansteht.
Auslöser dafür könnten eine erneute Zuspitzung der Schuldenkrise oder
enttäuschende Konjunkturindikatoren sein; in der neuen Woche stehen
u.a. der Ifo-Geschäftsklimaindex, das US-Verbrauchervertrauen und der
Auftragseingang für die US-Industrie auf der Agenda. Belastend könnte
es auch wirken, wenn die Proteste im Nahen Osten eskalieren und die
damit verbundene Verunsicherung den Ölpreis weiter antreibt: Immer
weiter steigende Rohstoffkosten stellten schließlich die
optimistischen Gewinnschätzungen wieder in Frage.
Außerdem zeigt ein Blick in die Historie, dass am deutschen
Aktienmarkt nun mit sinkenden Notierungen zu rechnen ist: Bei einem
Ifo-Indexstand jenseits von 110 Punkten wie derzeit gab der Dax in
der Vergangenheit sowohl kurzfristig auf Sicht von drei Monaten als
auch längerfristig auf Sicht eines Jahres nach. Hinzu kommt, dass
Anleger inzwischen schon sehr ausgiebig am deutschen Aktienmarkt
positioniert sind.
Einige Anlagestrategen beurteilen die Aussichten für deutsche
Aktien auf Sicht bis zum Jahresende deshalb bereits recht
zurückhaltend. Es ist aber durchaus denkbar, dass nach einer
Konsolidierung die Optimisten schnell wieder die Oberhand gewinnen.
Denn die Beschleunigung des globalen Wachstums spricht dafür, dass
speziell die Unternehmen aus zyklischen Sektoren auch künftig wieder
positiv überraschen können.
(Börsen-Zeitung, 19.2.2011)
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Datum: 18.02.2011 - 20:55 Uhr
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