Börsen-Zeitung: Sparkassen-Zölibat, Kommentar von Bernd Wittkowski zur Streitschrift für eine Neuordnung der Sparkassen und Landesbanken
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ebenso wie Teile des privaten - dem Untergang geweiht sein, gäbe es
nicht die Zigmilliardenhilfe der Steuerzahler - auf eines ist
Verlass: den Beißreflex des Sparkassendachverbandes DSGV. So schnell
konnten die Dogmatiker die Streitschrift für eine Neuordnung der
Sparkassen und Landesbanken gar nicht gründlich gelesen haben, da
waren sie schon mit ihrem Verriss der Vorschläge zur Stelle:
"ungebeten und unsinnig".
Zunächst: Die Autoren, zwei renommierte Wissenschaftler und zwei
ehemalige Landesbankchefs, behaupten gar nicht, den Stein der Weisen
entdeckt zu haben. Sie wollen den Stillstand der Debatte überwinden.
Schon das ist angesichts der immensen Belastung der öffentlichen Hand
durch Garantien und Kapitalhilfen aller Ehren wert. Nicht im Auftrag
irgendeiner Interessengruppe, sondern in glaubhafter Sorge um die
Zukunftsfähigkeit des öffentlich-rechtlichen Bankensektors und um die
Strapazierfähigkeit der öffentlichen Finanzen geben sie wertvolle
Denkanstöße, die es verdienen, wenigstens ernsthaft geprüft und
erörtert zu werden.
Dass bei diesem Thema, wie Jan Krahnen (Uni Frankfurt) feststellt,
zurzeit allein die EU-Kommission den Wandel vorantreibt, ist
unbestreitbar. Daher sollte gerade den Verbandsoberen in Berlin und
in den Regionen daran gelegen sein, nicht ständig fremdbestimmt
Brüsseler Vorgaben umsetzen zu müssen, sondern die Diskussion aktiv
und konstruktiv aus Deutschland heraus zu führen. Stattdessen
reagiert man gewohnt allergisch auf das V-Wort. Aber vertikale
Strukturen (Landesbank plus Sparkasse) haben sich eben in der Krise
besser bewährt als reine Großkundenbanken - siehe Helaba, siehe
Nord/LB, siehe Landesbank Berlin. Auch die vertikal aufgestellte LBBW
wäre weniger schlimm erwischt worden, hätte sie nicht zwei andere
Landesbanken übernehmen müssen.
Durch den Widerstand sollten sich die Verfasser der Streitschrift,
die ja nicht von ungefähr so heißt, ermutigt fühlen. Sie wussten
vorher, worauf sie sich einlassen, und rechnen sich dennoch gewisse
Erfolgschancen für ihre Initiative aus - werde heute doch, so der
frühere Helaba-Chef Günther Merl, sogar über die Abschaffung des
Zölibats diskutiert. Eingedenk der Erfahrungen aus den
Landesbankendebatten der vergangenen 30 Jahre sollten Prof. Krahnen &
Co. allerdings damit rechnen, dass die Dogmen der Katholischen Kirche
noch vor jenen der Sparkassenverbände fallen.
(Börsen-Zeitung, 22.2.2011)
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Datum: 21.02.2011 - 20:40 Uhr
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