Jahreshauptversammlung der AGNJ SH
ID: 35294
Zur Jahreshauptversammlung der Arbeitsgemeinschaft Naturnahe Jagd in Schleswig-Holstein e.V. (AGNJ – SH) begrüßte der Vorsitzende Helmut Neu neben einer großen Zahl von Mitgliedern und Gästen den Landesnaturschutzbeauftragten des Landes Schleswig-Holstein, Herrn Klaus Dürkop, den Referatsleiter im Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, Herrn Ministerialrat Johann Böhling in Vertretung des Ministers Dr. Christian von Boetticher, die jagdpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion der SPD, Frau Sandra Redmann (MdL) und seitens der FDP Herrn Landtagsabgeordneten a.D. Joachim Behm.

(firmenpresse) - Neu ging auf die Erfolge des vergangenen Vereinsjahres ein:
„Am 10. Oktober erklärte der zuständige Umweltminister Dr. Christian von Boetticher den Verzicht auf den Verkauf des SH–Landeswaldes.
Das war ein sichtbarer Erfolg unserer Arbeitsgemeinschaft, die sich von Anbeginn den Bestrebungen der Landesregierung, den landeseigenen Wald zu verkaufen, widersetzte.
In vielfältiger Weise haben wir unseren Widerstand deutlich gemacht. Durch aktive Pressearbeit konnten wir die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeitauf auf die Absicht – vor allem auf die des Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen – lenken, unseren Wald unwiederbringlich in fremde Hände zu geben.
Im „BÜNDNIS WALD“ organisierten wir Schulter an Schulter mit BUND, NABU, LNV und einer Vielzahl anderer Umweltverbände den Widerstand.
Der Verzicht auf den Landeswaldverkauf war nicht nur - aber auch - unser Verdienst.
Die Landesregierung hat am 18. April dieses Jahres beschlossen, den Landeswald ab dem 01. Januar 2008 in eine „Anstalt Schleswig-Holsteinische Landesforsten“ umzuwandeln, die nach wirtschaftlichen Grundsätzen gewinnorientiert arbeiten soll.
Im Juli dieses Jahres waren wir aufgefordert, zum Entwurf des Gesetzes über die Anstalt eine Stellungnahme abzugeben.
Das haben wir getan und wir bedanken uns bei Minister Christian von Boetticher für diese Möglichkeit der Beteiligung an der Zukunft unseres Waldes.
Aber: die Bürger, vertreten durch gewählte Abgeordnete, verlieren durch diese von uns nicht gewollte Forstreform den Einfluss auf die zukünftige Entwicklung ihres Eigentums Landeswald! Die Arbeit der Umweltverbände zum Schutze des „Bürgerwaldes“ wird erheblich erschwert, weil diese vom Informationsfluss abgekoppelt werden. Jogger, Reiter, aber auch die Bänke im Walde nutzenden Rentner sollen nach dem Willen dieser Landesregierung Beiträge für die Waldnutzung bezahlen.
Das „Naturwaldprogramm“ soll eingeschränkt werden, abgelegene Waldflächen werden als „unwirtschaftlich“ erklärt und sollen verscherbelt werden, Klientel wird bedient.
Nach einer Personalauswahl sollen noch in diesem Jahr 130 Mitarbeiter der derzeitigen Landesforstverwaltung an das Ministerium versetzt werden, um sie dort „mit anderen amstsangemessenen Aufgaben zu beschäftigen“.
Derzeit wird im Ministerium wohl die Arbeit erfunden, die durch diese Menschen amtsangemessen zu leisten sein wird … .
Wir werden die zukünftige „Anstalt Schleswig-Holsteinische Landesforsten“ weiterhin aufmerksam und kritisch begleiten.
Andere Themen werfen ihre Schatten voraus:
Bund und Land fördern regenerative Energien, um zukünftiger Ressourcenknappheit und der wachsenden Abhängigkeit von ausländischen Energielieferanten zu entgehen. Aber: riesige Mais-Monokulturen beeinträchtigen dann das Landschaftsbild im Touristenland zwischen den Meeren, der intensive Anbau zerstört Lebensräume unserer heimischen Fauna, die Artenvielfalt geht zurück. Der Staat schützt in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen; so steht`s in Art. 20a GG. Werden Sie – sehr verehrte Frau Abgeordnete Redmann - Ihrer Verantwortung gerecht und scheuen Sie keine gesetzlichen Regelungen, die das Recht der Bürger an einer unbeschädigten Natur gewährleisten.
Das Wort Wildbrethygiene ist in aller Munde, die Fachpresse berichtet derzeit laufend, der Landesjagdverband schult ältere Jäger im Umgang mit erlegtem Wild nach, auch ich bin nach Teilnahme an einer entsprechenden Ausbildung nunmehr „sachkundige Person“ im Sinne der gesetzl. Vorgaben. Um so verwunderlicher ist es, dass die Gefahr einer erhöhten Bleikontamination durch die Verwendung bleihaltiger Munition auf relativ wenig Beachtung stößt.
Bei Wildfleisch-Untersuchungen des Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz wurden schon vor einigen Jahren Kontaminationen durch Geschosspartikel festgestellt, die bei über 25% der untersuchten Proben über dem Richtwert lagen. Wir Jäger wissen, dass beim Eintritt eines Projektils in den Wildkörper Geschosspartikel in die Umgebung des Schusskanales vordringen und das Gewebe in diesem Bereich kontaminieren. Schon heute wird ein breites Sortiment bleifreier Kugelmunition angeboten, die Erfahrungen mit diesen Geschossen sind durchweg positiv. Auch hier ist der Gesetzgeber gefordert, im Sinne des Verbraucherschutzes das Blei aus dem Wildbret und aus den Ökosystemen bald konsequent zu verbannen.
Meine Damen und Herren, verehrte Frau Abgeordnete Redmann: setzen Sie sich ein für den Schutz der Natur und den Schutz der Verbraucher in Schleswig-Holstein. Tun Sie dies im Bewusstsein Ihrer Verantwortung für gegenwärtige und zukünftige Generationen.
Setzen Sie sich durch“
Im Anschluss an die Begrüßung trug der Landesnaturschutzbeauftragte des Landes Schleswig-Holstein, Klaus Dürkop, zum Thema „Jagd in Naturschutzgebieten“ vor.
Am Beispiel des von ihm als Schutzgebietsreferent betreuten Naturschutzgebietes GRASWARDER, der einzigen Nehrung an Deutschlands Ostseeküste, machte er die nach seiner Ansicht notwendige Bejagung von Raubsäugern – also Füchsen, Mardern und Wiesel – deutlich. In diesem einzigartigen Schutzgebiet nördlich der Stadt Heilgenhafen/Ostholstein brüten mehr als 40 Vogelarten. Unter den Salzwiesengräsern brütet der Rotschenkel, der Sandregenpfeifer und der Austernfischer, bunte Brandgänse balzen vor der Besucherplattform. Im Herbst wird der GRASWARDER als Nahrungsbiotop Zwischenstation für rastende und durchziehend Wattvögel, Möwen und Seeschwalben. An einem Tag können sich im Oktober bis zu 2000 Graugänse, 1500 Pfeifenten, 5000 Kiebitze und über 9000 Goldregenpfeifer im Naturschutzgebiet aufhalten – für den häufig zu beobachtenden Seeadler ein reichgedeckter Tisch. Wenn im Winter die Wasserflächen des GRASWARDERS in der Heilighafener Bucht zufrieren, verlieren viele Entenvögel ihre Fluchtdistanz zum Menschen. An den letzten offenen Wasserflächen können Gänse-, Mittel- und Zwergsäger, Reiher und Pfeifenten sowie Kormorane hautnah beobachtet werden.
Als 1996 erstmals Füchse über die schmale Verbindung zum Festland die Insel erreichten wurde sie zunächst nur misstrauisch beobachtet und ihr Beutetrieb zähneknirschend hingenommen. Aber als dann im Folgejahr das erste Geheck - also die ersten Jungfüchse - groß wurden, war die Gefahr für Brut-und Rastvögel plötzlich akut. Die Zählbestände verringerten sich unter den Augen der Schutzgebietsrangern dramatisch.
Der Schutzzweck des Naturschutzgebietes GRASWARDER war in Gefahr, der Naturschutzbund Deutschland (NABU), der mit der Betreuung des Gebietes betraut ist, beantragte mit Erfolg die Bejagung des Gebietes. Seither werden jährlich auf ca. 150 Hektar Landfläche und Uferstreifen bis zu 30 Füchse mit der Flinte erlegt oder mit Lebendfallen gefangen. Wenige Marder kommen zur Strecke, auch ein Marderhund hatte sich schon auf die Nehrung verirrt.
Als Segment des Problemkreises „Jagd in Naturschutzgebieten“ machte der Vortrag zur Schutzjagd auf der Nehrung GRASWARDER eines deutlich: Jagd kann unumgänglich sein, wenn der Schutzzweck eines Naturschutzgebietes in Gefahr gerät und nur durch jagdlichen Eingriff garantiert werden kann.
Die AGNJ SH fordert aber nach wie vor eine sorgfältige Einzelprüfung. Grundsätzlich gilt: keine Jagd in Naturschutzgebieten!
Aber: Ausnahmen können erforderlich sein –siehe GRASWARDER.
Helmut Neu
Weitere Infos zu dieser Pressemeldung:
Themen in dieser Pressemitteilung:
Unternehmensinformation / Kurzprofil:
Arbeitsgemeinschaft Naturnahe Jagd Schleswig-Holstein
Mitglied des ÖJV-Deutschland
Datum: 12.09.2007 - 17:49 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 35294
Anzahl Zeichen: 0
Kontakt-Informationen:
Ansprechpartner: Helmut Neu
Stadt:
Stockelsdorf
Telefon: 0451-4991430
Kategorie:
Politik & Gesellschaft
Meldungsart: Personalie
Versandart: Veröffentlichung
Freigabedatum: 12.09.2007
Diese Pressemitteilung wurde bisher 1383 mal aufgerufen.
Die Pressemitteilung mit dem Titel:
"Jahreshauptversammlung der AGNJ SH"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von
Arbeitsgemeinschaft Naturnahe Jagd Schleswig-Holstein (Nachricht senden)
Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).