Börsen-Zeitung: Wachsende Verunsicherung, Börsenkommentar "Marktplatz", von Thorsten Kra

Börsen-Zeitung: Wachsende Verunsicherung, Börsenkommentar "Marktplatz", von Thorsten Kramer.

ID: 365390
(ots) - Das verheerende Erdbeben in Japan hat die
Stabilität der Aktienmärkte auf die Probe gestellt. Europaweit
gerieten vor dem Wochenende die Indizes unter Druck, weil Investoren
sich mit einem weiteren Unsicherheitsfaktor konfrontiert sehen.
Steckten Dax & Co. den Umbruch in der arabischen Welt, die
Schuldenkrise in der Eurozone und die zunehmende Sorge über einen
starken Anstieg der Inflationsrate noch erstaunlich gut weg, droht
den Indizes nun also die Konsolidierung, die viele Marktteilnehmer
bereits in den zurückliegenden Wochen erwartet hatten.

Der Dax rutschte vor dem Wochenende erstmals seit Mitte Januar
wieder unter 7000 Punkte und notiert gerade noch 1% über dem Stand
vom Jahresbeginn, der breit gefasste Stoxx Europe 600 zehrte den im
laufenden Börsenjahr verbuchten Zuwachs sogar komplett auf. Es ist
durchaus denkbar, dass die Risikobereitschaft in den kommenden Wochen
weiter abnimmt und die Aktienindizes zeitweise zumindest um weitere
rund 5% nachgeben werden.

Druck auf die Notierungen geht in jedem Fall von der Markttechnik
aus. Der Dax durchbrach den mittelfristigen Aufwärtstrend, den er im
zurückliegenden Herbst begonnen hatte; damals notierte der Index noch
rund 1000 Punkte tiefer. Fundamental betrachtet gehört die Sorge der
Investoren zurzeit vor allem der Entwicklung an den Rohstoffmärkten.
Daran ändern weder die leichte Beruhigung am Ölmarkt noch der
Rückgang des Kupferpreises unter 9000 Dollar die Tonne etwas, zumal
beides nur temporär Bestand haben dürfte.

Die Lage am Ölmarkt hängt derzeit wesentlich von der politischen
Entwicklung in Nordafrika und Nahost ab - ein Ende der Kämpfe in
Libyen ist momentan allerdings ebenso wenig absehbar wie ein Stopp
der Proteste in weiteren Ländern. Die Verunsicherung bleibt daher
hoch. Der Rückgang des Kupferpreises geht vor allem auf die


Spekulation darauf zurück, dass japanische Autohersteller ihre
Produktion infolge des Erdbebens drosseln müssen und dadurch die
Nachfrage des weltweit fünftgrößten Importeurs vorerst spürbar
nachlassen wird. In Kürze dürfte der Preis also wieder anziehen und
dadurch dazu beitragen, dass sich Marktteilnehmer um die
Gewinnentwicklung bei den rohstoffsensitiven europäischen Unternehmen
sorgen.

Steht die Hausse an Europas Aktienmärkten knapp zwei Jahre nach
ihrem Beginn also vor dem Ende? Oder setzt sich bald wieder der nach
wie vor dominierende Konjunkturoptimismus durch? Anlagestrategen, die
diese beiden Fragen treffsicher beantworten können, dürften in den
kommenden Monaten eine ansprechende Rendite erzielen. Pessimisten
wollen jedenfalls bereits klare Signale dafür ausmachen, dass die
Firmengewinne im laufenden Jahr bestenfalls stagnieren werden, und
sprechen von einem gewaltigen Enttäuschungspotenzial. Optimisten
betonen hingegen die Chancen zum Einstieg, die bei einer
Konsolidierung der Kurse entstünden, weil sie weiterhin fest von
einer kräftig wachsenden Weltwirtschaft im laufenden Jahr ausgehen.

Wirkt die zunehmende Skepsis der Anleger im Sinne der
Kontraindikation bereits unterstützend, könnte ausgerechnet vom
EU-Sondergipfel und den Beschlüssen der EU-Mitgliedsländer im Kampf
gegen die Schuldenkrise ein frischer positiver Impuls ausgehen.
Schließlich glauben Marktstrategen vieler Banken nicht mehr daran,
dass es den Ländern bis Ende März gelingen wird, einen detaillierten
Plan für die Nutzung des Rettungsschirms sowie für einen
langfristigen Krisenmechanismus zu beschließen. Gelingt dies aber
doch, dürfte dies die Anleger positiv überraschen und das Vertrauen
in die Märkte der Eurozone nachhaltig stärken.

Der bevorstehenden Wende in der Zinspolitik der Europäischen
Zentralbank sehen Marktanalysten derweil recht gelassen entgegen.
Banken haben in Studien belegt, dass die Aussicht auf eine
Leitzinswende in den vergangenen 30 Jahren die Märkte nicht
nachhaltig erschüttert hat. Eine Belastung droht erst dann, wenn die
kurzfristigen Zinsen sich den langfristigen nähern und
Aktieninvestments dadurch weniger attraktiv werden. Dies sollten
Investoren im Blick behalten.

(Börsen-Zeitung, 12.3.2011)



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Datum: 11.03.2011 - 19:05 Uhr
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