DGAP-News: AlixPartners: Luft- und Raumfahrtindustrie im Spannungsfeld von Produktionssteigerung und Budgetkürzung
ID: 421121
AlixPartners: Luft- und Raumfahrtindustrie im Spannungsfeld von
Produktionssteigerung und Budgetkürzung
08.06.2011 / 11:12
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P R E S S E I N F O R M A T I O N
AlixPartners Aerospace-Studie:
Luft- und Raumfahrtindustrie im Spannungsfeld von Produktionssteigerung und
Budgetkürzung
München, 08. Juni 2011 - Die Luft- und Raumfahrtfahrtindustrie steht
weltweit vor schwerwiegenden und ambivalenten Herausforderungen: Während
die Liefernachfrage in der zivilen Luftfahrt bis zum Jahr 2014 um 25
Prozent steigen wird, kürzen Regierungen weltweit im Zuge der
Budgetknappheit ihre Rüstungsausgaben. Beide Entwicklungen dürften
besonders die Zulieferer erheblich unter Druck setzen - dies sind die
Ergebnisse einer heute veröffentlichten Studie von AlixPartners zur
wirtschaftlichen Lage der Luft- und Raumfahrtindustrie.
'Die Luftfahrtindustrie mag angeschlagen gewesen sein, dennoch meisterte
sie die Wirtschaftskrise weitaus besser als die meisten anderen Industrien.
Diese Entwicklung wurde hauptsächlich durch eine stärkere Nachfrage im
militärischen Bereich begünstigt und zusätzlich von sehr fokussiert
durchgeführten Kostensenkungsprogrammen gestützt', sagt Dr. Stefan Ohl,
Managing Director und Experte für die Luft- und Raumfahrtindustrie bei
AlixPartners. 'Jetzt allerdings befindet sich die Industrie in einer
herausfordernden Situation. Einerseits muss die Produktion schnell und
deutlich aufgestockt werden, um dem steigenden Bedarf nach
Passagierflugzeugen nachzukommen, andererseits gilt es die Herausforderung
zu meistern, sich auf die erwarteten Budgetkürzungen und den wachsenden
Rentabilitätsdruck im militärischen Bereich einzustellen. Besonders die
Zulieferer werden davon betroffen sein.'
Zivile Luftfahrt
Laut aktueller Aerospace-Studie von AlixPartners ist der kurzfristige
Ausblick für die zivile Luftfahrt positiv, hauptsächlich aufgrund des
weltweit zunehmenden Luftverkehrs, dem allein bis 2012 ein Wachstum von 5,5
Prozent vorausgesagt wird. Langfristig werden etwa 35 Prozent des gesamten
Wachstums im Flugverkehr auf Asien und den Mittleren Osten entfallen. Die
steigenden Treibstoffkosten und die Notwendigkeit effizienterer Flugzeuge
treibe bereits jetzt die Nachfrage nach neuen Flugzeugmodellen an, so die
Studie. So würden auch in diesem Jahr erstmaligüber 1.000 neue große
Passagierflugzeuge weltweit ausgeliefert. Insgesamt erwarte manüber die
nächsten drei Jahre einen Produktionszuwachs von 30 bis 50 Prozent.
Die steigende Nachfrage stellt die Branche jedoch auch vor neue
Herausforderungen und es wird sowohl für die Flugzeugbauer wie auch deren
Lieferanten nicht leicht werden, diese hinreichend zu bedienen. Die
Flugzeugbauer sind gezwungen, ihre Produktion deutlich auszuweiten, während
sie gleichzeitig neue Produkte entwickeln und technische Neuerungen
umsetzen müssen, um dem Anspruch der Treibstoffeffizienz gerecht zu werden.
Die steigende Produktionsnachfrage wiederum bringt nun vor allem die
Zulieferer in Bedrängnis - sowohl hinsichtlich ihrer personellen wie auch
ihrer produktiven Auslastung. Denn gerade während der Krise wurden
Kapazitätenüberall stark abgebaut, die jetzt zeitnah wieder hochgefahren
werden müssen.
Es bestehe ein erhebliches Risiko, dass die Zulieferer der zivilen
Luftfahrt nicht mit den stark steigenden Anforderungen an den
Produktionsprozess Schritt halten können, so die Studie. Im Speziellen
sehen sich die Zulieferer mit folgenden Herausforderungen konfrontiert:
Kapazitätsbeschränkungen bei ihren eigenen Zulieferern (Tier-2 und Tier-3),
die nicht genug in den Ausbau ihrer Produktionspotenziale investiert haben,
Engpässe in der Versorgung mit speziellen Rohstoffen (z.B.
Kohlenstofffasern und Titanverbindungen) sowie die aktuellen Verzögerungen
und Engpässe in der Lieferkette aufgrund der Naturkatastrophe in Japan.
'Die Zulieferkette der Luftfahrtindustrie wurde durch die Wirtschaftskrise
starken Belastungen ausgesetzt, da teilweise sogar bereits bezahlte
Aufträge auf Eis gelegt oder in einen schleppenden Stop-and-Go-Modus
versetzt wurden', sagt Stefan Ohl. 'Alle Indikatoren verdeutlichen, dass es
für die Zulieferer einen Kraftakt darstellen wird, mit der steil
ansteigenden Nachfrage Schritt zu halten. Ohne zusätzliche, korrigierende
Maßnahmen sind weitere Produktionsengpässe daher mehr als wahrscheinlich.'
Rüstungssparte
Während sich die Nachfrage in der zivilen Luftfahrt auf einem stabilen
Niveau befindet, scheint sie im Rüstungsbereich weltweit weiterhin
rückläufig. Gemäßder Studie werden die USA ihre Rüstungsausgaben bis zum
Jahr 2013 um mindestens 12 Prozent und bis 2016 um weitere 6,5 Prozent
reduzieren. In Europa wurden bereits im letzten Jahr knapp 3 Prozent
weniger in Rüstung investiert, in den nächsten Jahren ist ein noch
deutlicherer Rückgang zu erwarten. Beispielsweise kündigte Großbritannien
kürzlich eine Kürzung der Rüstungsausgaben um 8 Prozent an.
Als Resultat dieser großflächigen Kürzungen erwartet die Studie, dass sich
die Prioritäten im Verteidigungssektor verschieben werden: Verlängerung der
Nutzungsdauer bestehender Ausrüstung, Verbesserung der
Kommunikationsnetzwerke und Investitionen in Waffensysteme, die der
heutigen, eher asymmetrischen Kriegsführung gerecht werden. Diese
Investitionen jedoch, so die Studie, werden nicht ausreichen, um Kürzungen
bei großen Plattform-Projekten auffangen zu können, wie etwa der F-35
Kampfflugzeugserie, die von Lockheed Martin Corp., BAE Systems PLC und
Northrop Grumman Corp. gemeinsam entwickelt und gebaut wird, und bereits
deutliche Kürzungen hinsichtlich der ursprünglich geplanten Stückzahlen
erfahren hat. Als Antwort auf diese Art von Kürzungen empfiehlt die Studie
den größeren Rüstungsunternehmen, auf stärker diversifizierte
Geschäftsmodelle zu setzen, die zu Allianzen, M&A und Konsolidierung unter
den kleineren Herstellern führen werden, während die großen Unternehmen in
neue Märkte streben.
Die AlixPartners-Studie kommt daher zu dem Ergebnis, dass sich sowohl die
zivile als auch die militärische Luft- und Raumfahrtindustrie großen
Herausforderungen stellen muss. Diese bestehen auf wirtschaftlicher Seite
aus den Unsicherheiten in der staatlichen Budgetgestaltung, volatilen
Treibstoffkosten und neuen Marktteilnehmern im Wettbewerb um die wenigen
wachsenden Sektoren der Industrie. Im Speziellen zeigt die Studie, dass die
aktuelle Volatilität der Rohstoffpreise, gekoppelt mit der anhaltend
langsamen Erholung der westlichen Volkswirtschaften, Voraussagenüber
Industrietrends erschwert. Diese Faktoren verleiten gemäßder Studie viele
Hersteller im Bereich der zivilen und militärischen Luftfahrt dazu,
notwendige Investitionen hinauszuzögern.
'Die nächsten Jahre werden für die Luft- und Raumfahrtindustrie sehr
anspruchsvoll', sagt Stefan Ohl. 'Es besteht die Notwendigkeit, auf ziviler
Seite bei gesteigerter Nachfrage einwandfreie Ergebnisse zu liefern und
gleichzeitig auf militärischer Seite den Gürtel enger zu schnallen. In
Kombination mit der Erfordernis, weitreichenden Herausforderungen in der
Zulieferkette adäquat zu begegnen und gleichzeitig auch noch interessante
M&A-Opportunitäten zu nutzen, wird die aktuelle Situation zu einer enormen
Belastungsprobe für die Managementkapazitäten.'
M&A Ausblick
Bedingt durch den Druck auf die Zulieferkette im zivilen Bereich sowie
geplante Budgetkürzungen auf der Rüstungsseite wird die Notwendigkeit von
Unternehmensfusionen undÜbernahmen in der Luftfahrtindustrieüber die
nächsten Jahre deutlich zunehmen, so ein weiteres Ergebnis der Studie.
Zusätzlich haben die niedrigen Bewertungen innerhalb des Sektors mit
Multiples, die durchweg unter dem Faktor 10 liegen, Deals sehr viel
wahrscheinlicher gemacht. Auf der Rüstungsseite könnten laut Studie dabei
kleinere Unternehmen immer stärker in den Fokus geraten, da die größeren
Player darauf abzielen, neue Märkte zu erschließen und strategische
Zusatzakquisitionen zu tätigen.
'Die großen Unternehmen werden die kleineren Hersteller kritisch prüfen und
bewerten, ob dieseüber neue Technologien, innovative Produkte oder
Komplementärsysteme verfügen, die sich leicht und profitabel in das eigene
Unternehmenskonzept integrieren lassen', sagt Michael Baur, Managing
Director und Deutschland-Chef von AlixPartners. 'Quer durch die Industrie
sind die Multiples seit 2008 um 45 Prozent zurückgegangen. Unserer
Einschätzung nach, handelt es sich hierbei um hervorragende
Rahmenbedingungen für M&A-Aktivitäten.'
Geschäftsflugzeuge
Der aktuellen Studie zufolge wird sich der weltweite Markt für
Geschäftsflugzeuge bis zu einem gewissen Grad erholen, nachdem die
Auslieferungen zwischen 2008 und 2010 um 38 Prozent zurückgegangen waren.
Mit einer erwarteten kumulierten jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 17
Prozent zwischen 2010 und 2012 wird sich der signifikante Aufschwungüber
Vorkrisenniveau hinaus aber noch bis mindestens 2012 verzögern. Gemäßder
Studie wird die Nachfrage zudem von dem großenÜberhang an
Gebrauchtflugzeugen gebremst (etwa 14 Prozent des Gesamtmarkts) und leidet
zusätzlich unter der negativenöffentlichen Wahrnehmung sowie dem
kritischen Urteil der Medienüber den Gebrauch von Privatflugzeugen in
Zeiten hoher Arbeitslosigkeit und anhaltender Restrukturierungsmaßnahmen.
Wartung, Reparatur und Instandhaltung
Nach einer zweijährigen Seitwärtsbewegung wird sich der Markt für Wartung,
Reparatur und Instandhaltung (MRO) gemäßder Studie bis zum Ende des Jahres
2012 mit knapp 4 Prozent jährlichem Wachstum erholen und im Jahr 2020 einen
zu erwartenden weltweiten Marktwert von mehr als 60 Mrd. USD erreicht
haben. Dieses Wachstum resultiert im Wesentlichen aus den Bereichen
Triebwerke, Komponenten und Modifizierung sowie der steigenden Nachfrage,
die für die sogenannten 'Emerging Markets' erwartet wird. In Nordamerika
und Europa hingegen wird hier nur ein vergleichsweise geringes Wachstum von
1 bis 2 Prozent erwartet.
Profitabilität
Insgesamt erwartet die Studie für den Bereich Luft- und Raumfahrt wieder
eine hohe Wirtschaftlichkeit mit EBIT-Margen auf dem Niveau von 2006.Überdies zeigen die Ergebnisse der Studie, dass die Profitabilität der
europäischen Unternehmen - historisch immer geringer als in Nordamerika -
nur noch etwa 1 Prozent hinter den Ergebnissen der amerikanischen
Unternehmen liegt.
'In der Luft- und Raumfahrtindustrie gilt der Grundsatz, nachhaltige
Wirtschaftlichkeit durch höhere Effizienz und Innovation zu erzielen.
Hierbei haben insbesondere Hersteller, Zulieferer und Eigentümer (inklusive
der Private Equity-Gesellschaften) eine Schlüsselposition inne, um das
Wachstum aufrecht zu erhalten und weiter voranzutreiben', sagt Michael
Baur. 'Um den vor uns liegenden, ambivalenten Herausforderungen gerecht
werden zu können, wird sich die Luftfahrtindustrie so wandlungsfähig und
flexibel wie nie zuvor präsentieren müssen.'Über AlixPartners
Mit rund 1000 Mitarbeitern in weltweit fünfzehn Büros undüber 2000
abgeschlossenen Projekten seit der Gründung im Jahr 1981 zählt AlixPartners
international zu den führenden Experten für Turnarounds und
Ertragssteigerungsprogramme. AlixPartners setzt ausschließlich erfahrene
Führungskräfte aus Industrie und Beratung ein, die vielfach als Manager auf
Zeit auch operative Führungsverantwortungübernehmen. AlixPartners ist seit
dem Jahr 2003 mit eigenen Büros in Deutschland vertreten.
www.alixpartners.com/DE
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Bereitgestellt von Benutzer: EquityStory
Datum: 08.06.2011 - 11:12 Uhr
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