Klimaanlagen in Pkw und Klimaschutz:
Fachtagung fordert effiziente Technik und einheitliches Messverfahren des Mehrverbrauchs von Autoklimaanlagen
Gemeinsame Pressemitteilung
ID: 539877
globalen Pkw-Flotte übertrifft schon in wenigen Jahren die Belastung
des gesamten deutschen Straßenverkehrs bei weitem - Fachtagung
fordert Ausweisung des Kraftstoffmehrverbrauchs für Autokäufer - Neue
Kältemittel sollen effizient arbeiten, eine geringe Klimawirksamkeit
aufweisen und weder brennbar oder gesundheitsgefährdend sein - Von
den Autoherstellern favorisiertes Kältemittel 1234yf wird wegen
seiner Gefährlichkeit im Brandfall abgelehnt
Die Klimawirksamkeit von Autoklimaanlagen muss angesichts des
weltweit rasant wachsenden Pkw-Bestands und der inzwischen
standardmäßigen Ausstattung von Pkw mit solchen Anlagen dringend
begrenzt werden. Dazu sollen die Autohersteller die jeweils
wirksamste Klimatechnik sowie klimaschonende und auch im Brandfall
ungiftige Kältemittel einsetzen. Ein EU-weit einheitliches
Messverfahren soll darüber hinaus den Kraftstoffmehrverbrauch für
Autokäufer transparent machen. Das sind die Kernforderungen der
Fachtagung "Prima Klima im Auto: Wie wird die Klimaanlage
zukunftsfähig?", die am Dienstag in den Räumen der Vertretung der
EU-Kommission in Berlin stattfand. Veranstalter des Treffens mit rund
70 Experten aus dem In- und Ausland waren die Deutsche Umwelthilfe
e.V. (DUH) und der ökologische Verkehrsclub VCD im Rahmen der
gemeinsamen und von der EU geförderten Kampagne PRO KLIMA.
Die Tagungsteilnehmer waren sich einig, dass nach dem Ersatz von
Kältemitteln auf Basis von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) in
den 1990er Jahren durch den Fluorkohlenwasserstoff Tetrafluorethan
(R134a) nun die Beschleunigung der Klimaerwärmung durch Kältemittel
aus Autoklimaanlagen im Vordergrund der zukünftigen
Technologieentwicklung stehen muss. R134a heizt die Atmosphäre
1.430mal stärker auf als Kohlendioxid (CO2). Ohne Gegenmaßnahmen
erwartet das UN-Umweltprogramm UNEP, dass die Atmosphärenbelastung
aus Pkw-Klimaanlagen das Weltklima wegen des rasanten Anstiegs der
globalen Pkw-Flotte schon in wenigen Jahren wesentlich stärker
belasten wird als der gesamte deutsche Straßenverkehr. Nikolaus
Steininger, der Vertreter der EU-Kommission (Generaldirektion
Unternehmen und Industrie) erläuterte die Strategie der EU zur
Eindämmung des Problems. Nach dem seit dem Jahresbeginn 2011 EU-weit
geltenden Verbot von hoch klimawirksamen Kältemitteln, will die EU in
einem nächsten Schritt effiziente Klimaanlagen forcieren, die den
Kraftstoffmehrverbrauch eindämmen. Im Zuge der im kommenden Jahr
beginnenden Revision der Pkw-CO2-Regulierung sollen ineffiziente
Klimaanlagen mit einem CO2-Zuschlag belegt und effiziente mit einem
CO2-Abschlag gefördert werden. Bereits 2013 soll die
Kraftstoffeffizienz von Autoklimaanlagen Eingang in die Euro
6-Abgasnormen finden.
Gefordert wurde von mehreren Referenten auch ein EU-weit geltendes
einheitliches Messverfahren über den Kraftstoffmehrverbrauch durch
Autoklimaanlagen. Der bleibt beim derzeitigen offiziellen
europäisches Prüfzyklus (NEFZ) und den von den Autoherstellern
angegebenen Normverbräuchen völlig unberücksichtigt, kann aber im
Extremfall bis zu einem Fünftel des Verbrauchs ausmachen. In Zukunft
sollen Autokäufer die Möglichkeit erhalten, bei ihrer
Kaufentscheidung auch den Kraftstoffmehrverbrauch der Klimaanlage zu
berücksichtigen. Werner Stadlhofer von der Technischen Universität
Graz erläuterte ein entsprechendes EU-weit standardisierbares
Messverfahren, das derzeit in Österreich entwickelt und getestet
wird.
Einen großen Stellenwert während der Tagung nahm die Strategie der
Autohersteller ein, R134a durch die Chemikalie
2,3,3,3-Tetrafluorpropen (HFO-1234yf) zu ersetzen. Aus der Chemikalie
entsteht bei Unfällen mit Bränden Fluorwasserstoff, der in Kontakt
mit Wasser zu ätzender und hochgiftiger Flusssäure (HF) reagiert. Der
Chemiker Professor Andreas Kornath von der
Ludwig-Maximilians-Universität in München erläuterte die ausgehenden
Gefahren von HF: es kann nach dem Einatmen nicht wie andere Atemgifte
schnell im Körper wieder abgebaut werden, deshalb ruft es bleibende
Schäden hervor und wirkt in hoher Konzentration tödlich. Außerdem
entstünden im vielstufigen Synthetisierungsprozess der Chemikalie
hoch klimawirksame Zwischenprodukte, die nach dem Kyotoprotokoll
nicht in die Atmosphäre gelangen dürften. Auch wegen der
energieintensiven Synthese des Stoffs sei die Herstellerangabe eines
Klimafaktors von nur 4 eine "Milchmädchenrechnung", erläuterte
Kornath.
Als Mittel der Wahl favorisierten mehrere Referenten das
natürliche Kältemittel Kohlendioxid (CO2) mit einem Klimafaktor 1.
Die Technik stehe bereit. Die deutschen Autohersteller hatten sich
vor wenigen Jahren bereits für CO2 als natürliches Kältemittel
entschieden, waren dann aber doch auf das von den Chemiekonzernen
Dupont und Honeywell angebotene 1234yf umgeschwenkt. CO2-Klimaanlagen
können auch zum Heizen genutzt werden - besonders interessant für
Hybrid- und Elektrofahrzeuge. Allerdings kann CO2 nicht in die
bestehenden Klimaanlagensysteme gefüllt werden, weshalb eine
Umkonstruktion erforderlich ist, die in der Produktion gewisse
Mehrkosten verursacht.
Die Vorträge der Tagung finden Sie auf der Kampagnenhomepage
unter:
http://www.autoklimaanlage.info/de/aktivitaeten/veranstaltungen.html
Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer DUH; Hackescher Markt 4,
10178 Berlin; Mobil: 0171 3649170, E-Mail: resch@duh.de
Eva Lauer, Projektleiterin PRO KLIMA; Hackescher Markt 4,
10178 Berlin; Tel.: 030 2400867 -76, E-Mail: lauer@duh.de
Dr. Gerd Rosenkranz, Leiter Politik und Presse DUH
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin; Tel.: 030 2400867-0,
Mobil: 0171 5660577, E-Mail: rosenkranz@duh.de
Anja Smetanin, Pressesprecherin Verkehrsclub Deutschland e. V. (VCD)
Rudi-Dutschke-Str. 9, 10969 Berlin; Tel.: 030 280351-12,
E-Mail: anja.smetanin@vcd.org
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Datum: 14.12.2011 - 12:42 Uhr
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