Im sächsischen Delitzsch gehen die Häuser unter - 30 Jahre Tagebau und die katastrophalen Folgen
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Alltagskleidung geworden. Bei ihm kommt nicht mehr der Strom, sondern
das Wasser aus den Steckdosen im Keller seines Hauses. Weit über 500
Familien kämpfen im sächsischen Delitzsch gegen das Hochwasser in
ihren Häusern. Jahrelang hatte der örtliche Tagebau den
Grundwasserspiegel gesenkt. Jetzt ist der Kohleabbau eingestellt und
das Grundwasser steigt seit 2008 stetig.
Auch für Familie Winkler ist der Traum vom Eigenheim längst zum
Alptraum geworden. Gemeinsam mit Tochter Anne pumpten der Arzt und
die Krankenschwester bereits im Schichtdienst das Wasser aus dem
Erdgeschoss des Hauses. Für das tägliche Abpumpen bekam die Familie
eine Strombeihilfe. Für die ständigen Pumpgeräusche, die schimmeligen
Wände und das aufquellende Holzmobiliar bekommen sie keine
Entschädigung. Kathleen Winkler: " Unser Haus ist noch nicht
abbezahlt und praktisch wertlos. Mein Mann ist daran fast
zerbrochen."
Allein gelassen und abgewimmelt fühlt sich auch Hausbesitzer Harry
Schmidt. Er nahm das Angebot der Delitzscher Tagebaugesellschaft LMBV
an und ließ sein Haus rund 2 Meter aus dem Wasser anheben. Das
Kellergeschoss wurde so zum Erdgeschoss. Von der ehemaligen
Terrassentür blickt man nun in einen Abgrund und die Haustür öffnet
sich im ersten Stock. Nur wie kommt man da hin? Das war Harry
Schmidts persönliches Problem. Rund 100.000 Euro hat Schmidt von der
LMBV für die Hausanhebung bekommen. Alle Folgekosten muss der
Schlosser nun selber aufbringen. Harry Schmidt: "Ich bin das erste
Mal in meinem Leben hilflos und muss sagen, das schaffe ich nicht
alleine."
Aber wer hilft? Bürgermeister Dr. Manfred Wilde muss zugeben: "Uns
als Stadt sind da die Hände gebunden." Und während das Wasser weiter
steigt, erläutert Godehard Kamps, Abteilungsleiter der
Landesdirektion Sachsen, dass die Höhe der Förderung für die
betroffenen Hausbesitzer durch eine Einzelfallprüfung der LMBV
geregelt wird. Für den Garten von Harry Schmidt, der zu einem
schwimmenden Feuchtbiotop geworden ist, und seinem vom Grundwasser
gefluteten Pool gab es jedoch keine Entschädigung. Auf Nachfrage des
Explosiv-Reporters ist die LVMB jedoch nicht zu sprechen. Klartext
spricht dagegen Prof. Dr. Andreas Berkner, Leiter der regionalen
Planungsstelle Leipzig: "In diesen Dimensionen ist eine Bergbau
Folgelandschaft noch nie hergestellt worden. Und das das Ganze auch
mit unangenehme Überraschungen verbunden ist, liegt in der Natur der
Sache."
Eine dieser unangenehmen Überraschungen ist, dass die Häuser der
mehr als 500 betroffenen Familien dauerhaft unter Wasser stehen und
damit faktisch wertlos geworden sind. Mit jedem Zentimeter mehr des
steigenden Grundwasserspiegels geht nicht nur ihr Besitz sondern auch
ihr Lebenstraum allmählich unter.
Nach einem Jahr Recherche erfuhr unsere Redaktion, dass jetzt die
Hilfsleistungen zumindest teilweise aufgestockt werden.
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Rückfragen: Heike Schultz, Tel.: 0221/456 74221,
heike.schultz@rtl.de
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Datum: 16.12.2011 - 10:14 Uhr
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