Universitätsprofessor Gebbeken: Der „Ingenieur“ wird aussterben
München. Das Wort „Ingenieur“ wird nach Ansicht von Prof. Dr.-Ing. habil Norbert Gebbeken in den kommenden Jahren aus dem deutschen Sprachgebrauch verschwinden. Der Lehrstuhlinhaber für Baustatik am Institut für Statik und Mechanik an der Universität der Bundeswehr München und 2. Vizepräsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau führt dies auf das gleichzeitige Aussterben der traditionellen Diplom- und Magisterabschlüsse zurück. „Künftig wird nur mehr von einem Bachelor oder bestenfalls Master of Engineering die Rede sein“, sagt Gebbeken in München. Das sei äußerst bedauerlich, denn als traditioneller Abschluss habe das Ingenieur-Diplom internationales Renommee und sei für Auftraggeber ein Qualitätsmerkmal. „Deshalb sollte ein Master of Science in Deutschland gleichzeitig offiziell als Diplom-Ingenieur bezeichnet werden dürfen“, fordert Gebbeken.
Dabei hatten sich Bildungspolitiker vor rund neun Jahren mit dem sogenannten Bologna-Prozess wahre Wunder von der Einführung der gestuften Abschlüsse versprochen. Weil Bachelor und Master international üblich sind, sollten sie Studenten das Auslandsstudium erleichtern. Das Studienmodell, das nach und nach Diplom, Magister und Staatsexamen ersetzt, sollte zur Runderneuerung der Studieninhalte beitragen, zu deutlich kürzeren Studienzeiten und niedrigeren Abbrecherquoten führen. „Die Abschlüsse sollten international vergleichbar werden“, erklärt Gebbeken.
Tatsächlich seien die Ziele nach fünf Jahren Praxiserfahrung komplett verfehlt worden, kritisiert er. In seiner Abrechnung lässt der Vizepräsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau kein gutes Haar an der Reform: „Nach wie vor ist die Vergleichbarkeit der Abschlüsse nicht gegeben.“ Durch die kürzeren Studienzeiten habe der Stress für die Studenten erheblich zugenommen. Die Folge: Für ein Auslandssemester bliebe den Studenten kaum Zeit, sie seien immobil geworden. Auch das Lernen der Studieninhalte habe sich mit der Einführung des neuen Studienmodells grundlegend verändert. Gebbeken nennt es „Bulimielernen“: „Wegen der zahlreichen Prüfungen lernen die Studenten nur mehr prüfungsorientiert, nicht mehr erkenntnisorientiert. „Im Mittelpunkt steht allein das Prüfungswissen, was aber nicht mit Bildung verwechselt werden darf“, berichtet Gebbeken. Der Bologna-Prozess sei eine Abwendung vom Humboldtschen Bildungsideal. Der Ingenieursstudiengang sei noch schwieriger geworden und die bereits hohe Abbrecherquote sei noch einmal gestiegen. Nun bliebe ein Drittel bis die Hälfte der Studenten auf der Strecke.
Die Konsequenzen für die Universitäts- und Hochschulabgänger sind mehrheitlich negativ: „Der Bachelor an den Universitäten ist nicht berufsbefähigend, der Bachelor an den bisherigen Fachhochulen liegt unterhalb des Wertes eines Diploms“, so Gebbeken, der sich dabei auch auf Erfahrungen aus der Wirtschaft beruft. Der Bachelor werde nicht als Ingenieur wahrgenommen. Erste Absolventen würden von Unternehmen wie Techniker bezahlt. Das bedeutet ein um rund 300 Euro niedrigeres Anfangsgehalt. Wer beim Bachelor bleibt, wird in Berufen, bei denen es auf Zeugnisse ankommt, in niedrigeren Gehaltsklasen stecken bleiben. Gebbeken empfiehlt deshalb allen Studenten den Master-Abschluss zu machen: „Nicht mehr der Bachelor, sondern der Master muss der Regelabschluss des universitären Studiums sein.“Weitere Infos zu dieser Pressemeldung:
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Datum: 01.12.2008 - 16:54 Uhr
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