Sammlung des Wende-Museums sorgt für Kontroverse auf der 55. Biennale in Venedig
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kürzlich eine bedeutende Kollektion frühgeschichtlicher
postsowjetischer Optionsscheine, Privatisierungsscheine sowie
Gutscheine aus Schneeballsystemen, die Anfang der 1990er Jahre zu den
gängigsten alternativen Zahlungsmitteln Russlands gehörten. Russische
Geschäftsleute wie Michael Cherney, Oleg Deripaska, Boris Beresowski
und Roman Abramowitsch, die später als die Oligarchen bekannt wurden,
kauften oder gelangten auf sonstigem Wege an diese Optionsscheine und
Zertifikate, die Arbeitern zahlreicher Fabriken und
Produktionsgemeinschaften als Kapitalbeteiligung ausgehändigt wurden.
Die Oligarchen setzten dabei auf eine Mischung aus krimineller
Vereinigung und gezielter Überzeugungsarbeit: Mit der Begründung, die
Anteile seien aufgrund der bevorstehenden Hyperinflation ohnehin bald
wertlos, überredeten sie die Arbeiter zum Verkauf. Neben dem
"Darlehen gegen Anteile"-Modell von Boris Jelzin, in dessen Rahmen
Staatsunternehmen zu einem Bruchteil ihres Werts den Besitzer
wechselten, entwickelten sich diese Anteilsscheine zu einer der
wichtigsten Quellen für den großen Reichtum der heutigen Oligarchen.
Im britischen Pavillon der 55. Biennale in Venedig, dem
prestigeträchtigsten Kunstfestival der Welt, hat der Künstler Jeremy
Deller aus dem Vereinigten Königreich mit der Installation und
Präsentation der originalen Optionsscheine und Zertifikate aus der
Sammlung des Wende-Museums im "Russlandzimmer" jetzt eine Kontroverse
ausgelöst und eine gesellschaftliche Debatte in England entfacht.
Zentrales Merkmal der Ausstellung We Sit Starving Amidst Our Gold (z.
Dt.: Hungernd sitzen wir inmitten unseres Goldes) ist ein Wandgemälde
des viktorianischen Designers und sozialistischen Politikers William
Morris, auf dem er als gigantischer mythologischer Superheld
abgebildet ist, der gerade die Jacht des Industriemagnaten Roman
Abramowitsch ins Meer wirft. Abramowitsch und die übrigen Oligarchen
sind bedeutende Akteure der Kunstwelt und zählen zu den
wohlhabendsten Bewohnern des Vereinigten Königreichs. Die verbotenen
Quellen ihres Reichtums werden in der überlebensgroßen Präsentation
der neuesten Sammlung des Wende-Museums bildlich dargestellt.
Deller, der 2004 mit dem Turner Prize ausgezeichnet wurde,
erklärte: "Es ist unglaublich wichtig, dass es Institutionen wie das
Wende-Museum gibt, die Gegenstände aus einem derart faszinierenden
Moment der Weltgeschichte sammeln. Sammlungen wie diese und die
Bereitschaft des Museums, seine Ausstellungsstücke auf Leihbasis zur
Verfügung zu stellen, sind das Lebenselixier von Künstlern wie mir,
die viel Spaß daran haben, sich auf spielerische Art mit der
Geschichte auseinanderzusetzen."
Das deutsche Wort Wende bedeutet "Transformation" oder
"Veränderung" und wird häufig gebraucht, um die Entwicklung vom
östlichen Kommunismus zum westlichen Kapitalismus zu umschreiben.
English Magic ist bis zum 24. November im britischen Pavillon zu
sehen. Im Laufe des Jahres 2014 wird die Ausstellung zudem in drei
weiteren Museen des Vereinigten Königreichs präsentiert. Der
britische Pavillon ist online vertreten:
www.britishcouncil-venice.org
[http://www.britishcouncil-venice.org/].
Das Wende-Museum ist eine Kunst- und Bildungsstätte, die die
traditionellen Grenzen zwischen wissenschaftlicher Forschung,
Museumspraxis und gesellschaftlichem Engagement transzendiert. Seit
seinen Anfängen als Basisorganisation im Jahr 2002 hat sich das
Wende-Museum zu einer außerordentlichen humanitären Quelle für
kulturell bedeutende Artefakte und persönliche Hintergründe aus der
Zeit des Kalten Krieges in Osteuropa und der Sowjetunion entwickelt.
Die Sammlung des Museums dient als Inspiration für ihr Programm.
Oftmals kommt es dabei zu ungewöhnlichen Gemeinschaftsprojekten mit
Partnerinstitutionen, zeitgenössischen Wissenschaftlern und
Künstlern. Von Taryn Simon, Thomas Demand und Shepard Fairey bis zu
Retna, Vitaly Komar und Sam Durant - das Wende-Museum hat bereits mit
zahlreichen herausragenden Künstlern zusammengearbeitet. Durch die
Ausstellung von Artefakten aus der Vergangenheit ist es dabei
verschiedenen aktuellen Problemen auf den Grund gegangen.
Das Wende-Museum ist unter der Anschrift 5741 Buckingham Parkway
in Culver City im US-Bundesstaat Kalifornien zu finden. Das Museum
ist freitags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Touren starten jeweils um
11:30 Uhr und 14:00 Uhr - und von Montag bis Donnerstag nach
Absprache. Der Eintritt ist kostenlos. Im Jahr 2014 wird das
Wende-Museum in das ehemalige Waffenlager von Culver City umziehen
und den Umfang seiner Ausstellungshallen verdreifachen. Als Teil
eines Kulturkorridors von einer Meile Länge, der viele verschiedene
permanente öffentliche Kunstinstallationen sowie Veranstaltungsorte
für Livemusik, Theater und Museen umfasst, wird es sein
herausragendes Angebot für die Öffentlichkeit weiter ausdehnen.
www.wendemuseum.org [http://www.wendemuseum.org/]
Web site: http://www.wendemuseum.org/
Pressekontakt:
KONTAKT: Wende-Museum, Justinian Jampol,
Gründer/geschäftsführender Direktor, +1-310-216-1600 x 302;
jjampol@wendemuseum.org, oder Donna Stein, stellvertretende
Direktorin,
+1-310-216-1600 x 301; dstein@wendemuseum.org, oder Jeremy Deller,
Pelham
Communications Chloe Kinsman, +44-208 9693959,
chloe@pelhamcommunications.com, oder Kara Reaney, +44-7824697795,
kara@pelhamcommunications.com, oder British Council, Alex Bratt,
+44-7798840876, Alex.Bratt@britishcouncil.org
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Datum: 19.06.2013 - 16:33 Uhr
Sprache: Deutsch
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Venedig, Italien
Kategorie:
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