Badische Neueste Nachrichten: Auf einem guten Weg

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ID: 932231
(ots) - Der absurdeste Beitrag zur neuen Asyldebatte
kommt ausgerechnet von einer Menschenrechtlerin. Monika Lüke hat in
einem früheren Leben die Geschäfte von Amnesty International geführt,
arbeitet heute als Integrationsbeauftragte für den Berliner Senat und
würde Flüchtlinge gerne mit Bannmeilen um ihre Heime vor
Demonstrationen wie im Moment im Bezirk Hellersdorf schützen - als ob
das Recht, seine Meinung frei zu äußern, keines wäre, das sich zu
verteidigen lohnte. Seit renitente Anwohner und rechte
Trittbrettfahrer im Osten der Hauptstadt mit einem schier
unerschöpflichen Vorrat an Vorurteilen, mit dumpfen Parolen und
Hitlergrüßen Stimmung gegen eine Unterkunft für Asylbewerber machen,
gerät einiges durcheinander im aufgeregten Vorwahldeutschland.
Reflexhaft ruft der eine Politiker nach einem Masterplan gegen
Rassismus, der andere sorgt sich um das Bild, das die Republik mit
dem NSU-Skandal und den Protesten gegen Asylbewerber nun abgeben
könnte - das eines Staates, in dem Ausländer gefährlich leben. In
Wirklichkeit ist Hellersdorf weder ein zweites Lichtenhagen, wo
Neonazis einst unter dem Applaus der umstehenden Rostocker ein
Flüchtlingsheim angriffen und anzündeten, noch lassen sich aus den
Ereignissen in Berlin Rückschlüsse auf eine neue Fremdenfeindlichkeit
ziehen. Im Gegenteil: In weiten Teilen des Landes leben Flüchtlinge
wie selbstverständlich unter uns. 21 Jahre nach Lichtenhagen ist
Deutschland, trotz NSU, trotz Hellersdorf, ein toleranteres,
weltoffeneres Land als damals. Es ist, was viele lange nicht
wahrhaben wollten: Ein Einwanderungsland. Nach einer Prognose des
zuständigen Bundesamtes werden in diesem Jahr etwa 100 000 Menschen
einen Asylantrag stellen. Und selbst wenn die Zahlen zuletzt
gestiegen sind, liegen sie noch weit unter denen der Neunziger mit
teilweise mehr als 400 000 neuen Verfahren im Jahr. Längst nicht


jeder, der sein Leben riskiert, um sich von skrupellosen Schleppern
auf überfüllten Booten aus Afrika nach Europa bringen zu lassen, wird
dort auch bleiben können. Syrer, Afghanen oder Tschetschenen aber
fliehen nicht als Glücksritter aus ihren Ländern, die von einer
Karriere nach dem Prinzip vom Tellerwäscher zum Millionär träumen,
sondern aus Angst und Verzweiflung. Sie aufzunehmen, und sei es nur
vorübergehend, ist eine politische Verpflichtung und eine zutiefst
menschliche obendrein. Da die Verfahren sich häufig über Jahre
hinziehen, sind Niedersachsen und einige andere Bundesländer
inzwischen dazu übergegangen, Flüchtlinge nicht mehr zu Hunderten in
isolierten Heimen wie in Hellersdorf zusammenzupferchen, sondern sie
über Städte und Dörfer verteilt in Wohnungen unterzubringen - mit
Erfolg. Im täglichen Zusammenleben entpuppen sich viele vermeintliche
Gewissheiten als Vorurteile, das Verständnis füreinander wächst. Den
nächsten Schritt allerdings ist die Politik nicht bereit, zu gehen:
Warum sind Asylbewerber zu Untätigkeit und Langeweile verdammt? Warum
dürfen sie keine Jobs annehmen, warum sind sie durch die so genannte
Residenzpflicht an ihren Ort gefesselt, warum musste ein Kurde erst
vor das Verfassungsgericht ziehen, um nicht deutlich schlechter
behandelt zu werden als jemand, der von Sozialhilfe lebt? Auch wenn
längst nicht jeder Asylantrag am Ende auch zum Erfolg führt:
Menschen, die außer ihrem Leben nichts mehr zu verlieren haben, sind
keine Menschen zweiter Klasse. Sie haben Anspruch auf ein faires
Verfahren und auf eine faire Chance. Die Möglichkeit, sein eigenes
Geld zu verdienen, wäre eine solche Chance.



Pressekontakt:
Badische Neueste Nachrichten
Klaus Gaßner
Telefon: +49 (0721) 789-0
redaktion.leitung@bnn.de

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Datum: 25.08.2013 - 22:07 Uhr
Sprache: Deutsch
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Politik & Gesellschaft



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