Europa - Hü oder Hott?
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Ergebnisse der Jahresumfrage 2013

(firmenpresse) - In unserer diesjährigen Umfrage in Ausgabe 05/06 haben wir wieder rund 5.000 Führungs- und Fachkräfte der Energie-, Chemie- und Mineralölbranche nach ihrer Meinung gefragt. Wie beurteilen sie die derzeitige wirtschaftliche und politische Situation Europas? Wie geht es mit der Idee eines Vereinten Europas weiter? Spätestens die Auswirkungen der Immobilienblase und die Bankenkrise der letzten Jahre haben die Situation verschärft. Manche Mitgliedsstaaten können sich nur noch mit Krediten oder deren Zusagen durch die Europäische Zentralbank über Wasser halten. Dabei werden die Spielräume für die notwendigen Wachstumsprogramme, insbesondere in den südeuropäischen Ländern, immer enger. Was meinen unsere Leser, wird es in naher Zukunft ein "echtes" Vereintes Europa geben und wenn ja, unter welchen Bedingungen?
Angaben zur Teilnehmergruppe
Die Rückläufe der diesjährigen Umfrage teilen sich wie folgt auf: 26 % der Befragten stammen aus der Energie-, 30 % aus der Chemie- und 34 % aus der Mineralölbranche. Die verbleibenden 10 % entfallen auf benachbarte Wirtschaftszweige. Über die Hälfte (57 %) sind heute auf Vorstands- oder Geschäftsführungsebene tätig, etwa 26 % in der Bereichs- oder Abteilungsleitung. Rund 12 % arbeiten in der Gruppenleitungsebene oder sind Spezialisten. 5 % haben ausschließlich ein Aufsichtsratsmandat. Etwa drei Viertel der Befragten sind über 50 Jahre alt, ein Viertel ist jünger. Die Hälfte (55 %) arbeitet in einem Konzern, 45 % in einem mittelständischen Unternehmen.
Gedämpfter Optimismus
Die große Mehrheit aller Befragten (86 %) war von ihrem Beginn im Juli 1990 an Befürworter der Europäischen Währungsunion. Der anfängliche Optimismus hat sich im Laufe der letzten Jahre jedoch stark abgeschwächt. Über 45 % der Teilnehmer an unserer Umfrage bestätigen, dass sie die Entwicklung der Europäischen Währungsunion in den letzten Jahren als eher negativ beschreiben würden. Lediglich 13 % urteilen dagegen überwiegend positiv. Diese deutliche Bilanz der letzten Jahre überrascht nicht wirklich, wenn man bedenkt, welche teils desolaten wirtschaftlichen Zustände einiger Mitgliedsstatten offenkundig werden. Da wundert es auch nicht, wenn der Euro als Ge¬meinschaftswährung von mehr und mehr Kritikern in Frage gestellt wird. Dennoch würde nur ein kleiner Teil der befragten Leser den in letzter Zeit viel diskutierten "Nord-Süd-Euro" oder gar die Deutsche Mark wieder einführen, wenn er entscheiden könnte. Neun von zehn Lesern glauben an die Gemeinschaftswährung als fiskalisches Bindeglied zwischen den Mitgliedsstaaten.
Doch die Europäische Währungsunion ist letztlich nur Mittel zum Zweck und zielt auf ein Vereintes Europa ab. Ein ambitioniertes Ziel, von dem allerdings die, wenn auch sehr knappe, Mehrheit (51 %) der Befragten glaubt, dass es mit dem aktuellen europapolitischen Kurs nicht erreicht werden kann. Bemerkenswert ist, dass die Manager der Energiebranche größtenteils davon überzeugt sind, auf dem richtigen Weg zu sein. Der momentane massive Umbruch der Branche im Rahmen der Energiewende hätten hier eine pessimistischere Sicht vermuten lassen können. Die Chemie- und Mineralölmanager dagegen bewerten mit über 54 % bzw. 67 % den eingeschlagenen Kurs als nicht zielführend.
Europaparlament nicht effizient
Zur Arbeit des Europäischen Parlaments gibt es durchaus einige pessimistische Stimmen. Zwei Drittel der Befragten fühlen sich sogar durch die Entscheidungen des Europäischen Parlaments in ihrem Handlungsspielraum eingeschränkt. Das empfinden die Mineralölmanager schlimmer als ihre Kollegen aus der Chemie- und Energiewirtschaft. Bedenklich wird es, wenn man sich anschaut, wie die Befragten den Umgang des Europäischen Parlaments mit den ihm anvertrauten Finanzmitteln beurteilt. Nur 15 % glauben, dass diese Mittel effizient verwendet werden. Vor allem die Energiemanager sind von einem effizienten Mitteleinsatz am wenigsten überzeugt. Nachvollziehbar ist dann, dass gerade einmal 9 % der Befragten eine Aufstockung dieser Finanzmittel in den nächsten Jahren befürwortet. Hierbei fällt auf, dass sogar von denen, die dem Europaparlament einen effizienten Umgang mit den ihm zur Verfügung stehenden Finanzmitteln bescheinigen, die Mehrheit (54 %) die momentanen Finanzmittel für ausreichend hält und gegen eine Aufstockung ist.
Nur jeder Vierte würde dem Europäischen Parlament weitere Entscheidungsbefugnisse übertragen. An vorderster Stelle wird dabei an die Bereiche Militär/Verteidigung und Finanzen gedacht. Dann kommen Felder wie Innere Sicherheit und Arbeit und Soziales. Erst auf Platz Fünf sehen die Teilnehmer an der Umfrage eine gemeinschaftliche Energiepolitik.
Europa - Ja, bitte. Höhere Steuern - Nein, danke.
Die absolute Mehrheit der Befragten (84 %) glaubt dran, dass in einer globalisierten Welt kein Weg an einem Vereinten Europa vorbei führt. Überzeugteste Befürworter sind die Energiemanager, die zu über 95 % dieser Auffassung sind. Ihnen folgen ihre Kollegen aus der Chemie- und Mineralölbranche mit fast 82 % gleich auf. Für ein Vereintes Europa wären branchenübergreifend aber lediglich 18 % bereit, mehr Steuern zu zahlen.
Selbst bei den klaren Europa-Verfechtern ist dieser Anteil nur geringfügig höher. Dabei ist allen klar, dass die Idee eines Vereinten Europas ein Langfrist¬ziel ist. Nur 6 % glauben, dass dieses Ziel in den nächsten 15 Jahren erreicht werden kann. 23 % schätzen, dass es 20 Jahre dauern wird. Mehr¬heitlich (71 %) geht man von einem noch längeren Zeitraum aus.
Deutschland hat in den letzten Jahren von Europa profitiert. Das ist die einhellige Meinung von über 90 % der Befragten, auch wenn viele davon überzeugt sind, dass der Euro zu einer Verteuerung von Produkte und Dienstleistungen hierzulande geführt hat. Etwaige nationalistische Anfeindungen aus dem Ausland - man denke zum Beispiel an die Hitlervergleiche, denen sich Angela Merkel bei ihrem Griechenlandbesuch ausgesetzt sah - sind für über 93 % der Befragten aber kein Grund, dass Deutschland von seiner Vorreiterrolle in Europa abweichen sollte.
Wirtschaftswachstum Europa - eine Prognose
Trotz der guten ökonomischen Stabilität unseres Landes, wird die weltweite Finanzkrise auch von Deutschland ihren Tribut fordern. Davon sind zwei Drittel aller Befragten überzeugt. Auffallend ist, dass die Manager der deutschen Chemieindustrie in dieser Frage deutlich optimistischer sind. Hier sind es nur 42 %, die nachhaltig negative Auswirkungen befürchten - entgegen fast 80 % der Energie- und 68 % der Mineralölmanager.
Für die nächsten drei Jahre sehen über drei Viertel der befragten Führungskräfte die volkswirtschaftliche Wachstumsrate Deutschlands bei 1 bis 2 %. Auch hier zeigt sich wiederum der Optimismus der Chemiewirtschaft, in der neun von zehn Managern an dieses Wachstum glauben. Für ihre Kollegen in der Energie- und Mineralölbranche gilt dies nur zu rund 67 %. Branchenübergreifend geht jeder Fünfte der Befragten von einem Wachstum unter 1 % aus. Nur 5 % sind so optimistisch, dass sie an über 2 % Wirtschaftswachstum glauben. Für Gesamteuropa zeichnet sich jedoch ein deutlich pessimistischeres Bild. Mit 69 % sieht das Gros das europäische Wachstum in den nächsten drei Jahren bei unter 1 %. 24 % gehen von einem Wachstum von 1-2 % aus, 7 % von über 2 %. Im Falle Europas teilen die Chemiemanager die Meinung ihrer Kollegen aus den anderen beiden befragten Branchen. Auch sie sind im Vergleich zur Einschätzung Deutschlands pessimistischer was Europa angeht.
Fazit
Der Europa-Optimismus aus den Anfängen der Europäischen Währungsunion hat in den letzten Jahren einen Dämpfer erhalten. Rund die Hälfte der befragten Energie-, Chemie- und Mineralölmanager glaubt, dass das Ziel eines Vereinten Europas mit dem aktuellen europapolitischen Kurs nicht zu erreichen sein wird. In diesem Zusammenhang sehen sie aber keine echte Alternative zum Euro als verbindende Gemeinschaftswährung. Die Arbeit des Europäischen Parlaments wird durchaus kritisch gesehen. Einerseits ist man mehrheitlich dafür, ihm weitere Befugnisse, zum Beispiel in den Bereichen Militär und Verteidigung, aber auch Finanzen, anzuvertrauen. Andererseits mahnen 85 % der Befragten einen effizienteren Umgang mit den zur Verfügung gestellten Finanzmitteln an.
Deutschland profitiert von Europa und sollte weiterhin eine Vorreiterrolle innerhalb der Gemeinschaft einnehmen. Dass ein wahrhaft Vereintes Europa ein langfristiges Ziel ist, dass vielleicht erst in 20 Jahren erreicht wird, darf hierbei nicht abschrecken.
Die Auswirkungen der Finanzkrise werden auch von Deutschland ihren Tribut fordern. In dieser Frage sind jedoch die Manager der Chemiebranche deutlich optimistischer gestimmt als ihre Kollegen aus der Energie- oder Mineralölwirtschaft. Mehrheitlich gehen die Befragten für die nächsten drei Jahre von einem Wirtschaftswachstum Deutschlands von 1 bis 2 % aus. Die gesamteuropäische Perspektive ist dagegen eingetrübt. Hier rechnet man bestenfalls mit einem Wachstum von 1 %.
Die Bundestagswahlen sind gelaufen. Wir dürfen gespannt sein, welchen Weg die sich findende Koalition für ihre Deutschland- und Europapolitik einschlagen wird. Die Herausforderungen sind mannigfaltig und das Ziel des Vereinten Europas scheint in weiter Ferne.
Wir bedanken uns recht herzlich bei allen Teilnehmern der Umfrage.
Unternehmensinformation / Kurzprofil:
Die Barfeld & Partner GmbH konzentriert ihre Beratungstätigkeit auf die gezielte Suche von Führungskräften und hochkarätigen Spezialisten. Die Durchführung von Intergrationscoachings und Management-Audits runden das Geschäftsfeld der Personalberatung ab. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Vermittlung von mittelständischen Unternehmen und Beteiligungen im Rahmen einer M&A-Beratung. Die Sozietät steht den Unternehmen der Energie- und Chemiewirtschaft seit über 30 Jahren als Branchenspezialist zur Verfügung.
Datum: 11.10.2013 - 14:54 Uhr
Sprache: Deutsch
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