Westfalenpost: Dieser Papstöffnet neue Räume / Kommentar von Monika Willer zur Papstschrift zum Thema Familie und Ehe
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Katholiken aus, wenigstens in Westeuropa? Sie heiraten. Sie lassen
sich scheiden. Sie heiraten wieder. Und dann dürfen sie nicht mehr
zur Kommunion gehen. Oder sie heiraten nicht, teilen aber Tisch und
Bett, und in diesem Fall leben sie ohnehin in Sünde. Die kirchliche
Sexualmoral und die praktizierte Lebenswirklichkeit driften schon
lange auseinander. Die einen treten deswegen verbittert aus der
Kirche aus, die anderen bleiben frustriert drin, fühlen sich als
Katholiken zweiter Klasse und müssen sich eine gesplittete
Religiosität zusammenbasteln, in der Frömmigkeit und Welterfahrung
nicht mehr konform gehen. Diese unerträgliche Situation ist in Rom
bekannt. Seit drei Jahren versucht der Vatikan unter Papst
Franziskus, sich auf die Menschen zuzubewegen, so wie sie eben sind
und nicht, wie das Dogma sie gerne hätte.
Eine Revolution, wie manche schon jubeln, ist die neue
Papstschrift trotzdem nicht. Aber sie weckt Hoffnung, Hoffnung auf
mehr Barmherzigkeit, jener Tugend, die das Christentum doch erst
erfunden hat und der es seine Legitimation verdankt. Franziskus macht
es seinen Bischöfen und seinen Gemeinden nicht leicht. Denn er legt
sich nicht fest. Er sagt nicht: Wiederverheiratete Geschiedene sind
jetzt zur Kommunion zugelassen. Stattdessen öffnet er neue Räume. Die
Ortskirchen können mehr Einfluss nehmen. Der Papst setzt auf
"heilsame Dezentralisierung".
Das wird ungewohnt, sicher sogar schmerzhaft für viele Kleriker
und auch viele Katholiken. Denn Franziskus überträgt ihnen die
Verantwortung. Sie sollen nach ihrem Gewissen entscheiden. So etwas
ist bekanntlich viel anstrengender, als ein Dogma zu befolgen oder
gegen es zu wettern.
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Datum: 08.04.2016 - 21:43 Uhr
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