Westfalenpost: Matthias Korfmann zum Contergan-Skandal: Zu lange die Augen verschlossen
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wieder angesagt, von der "guten alten Zeit" zu schwärmen. Von einer
Zeit, in der alles angeblich noch geregelt und überschaubar war. Die
Studie zur Rolle des Landes NRW im Conterganskandal der 1960er Jahre
rückt da einiges gerade. Auch so war die Nachkriegszeit: null
Verbraucherschutz, machtlose Behörden, ein Pharmakonzern, der den
Staat an der Nase herumführte, und eine Gesellschaft, der der Respekt
vor Menschen mit Behinderungen fehlte. Das Wort "Wertschätzung" fiel
gestern oft. "Wertschätzung" ist das, was die Contergan-Geschädigten
und ihre Angehörigen vermisst haben. Der Skandal war ein Thema für
Justiz, für Medien, Filmemacher, Gesundheitsbehörden. Die Politik
hingegen hielt sich möglichst raus. Jahrzehntelang. Daher waren viele
Betroffene gestern dankbar für das Erscheinen der
Gesundheitsministerin. Auch das Wort "Entschuldigung" haben die
Betroffenen eher selten gehört. Im Gegenteil. Zunächst wurde den
Müttern, die Contergan eingenommen hatten, suggeriert, sie seien
selbst schuld an den Schädigungen. Nie, hieß es gestern, habe sich
die "große Politik" um die Opfer gekümmert. Die historische
Aufarbeitung des Skandals ist mit der neuen Studie ein Stück
vorangekommen. Ein Ende ist aber nicht in Sicht. Noch sind viele
Fragen rund um den Skandal unbeantwortet. Verbraucherschutz wird
heute groß geschrieben, die Hürden für die Zulassung von Medikamenten
sind viel höher. Das Vertuschen solch schrecklicher Nebenwirkungen
dürfte Pharmakonzernen heute erheblich schwerer fallen, weil die
Öffentlichkeit und die Behörden sensibler reagieren. In der "guten
alten Zeit" haben sie einfach die Augen zugemacht.
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Datum: 22.06.2016 - 22:17 Uhr
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