Deutsche Umweltvertreterübergeben Papst Franziskus Diskussionspapier zur Enzyklika "Laudato Si"
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Teilnahme an der Vatikan-Konferenz "Radical ecological conversation
after Laudato Si" übergeben Vertreter und Vertreterinnen der
deutschen Umweltbewegung Papst Franziskus das Diskussionspapier
"Verantwortung im Zeitalter des Menschen" zur Umwelt-Enzyklika
"Laudato Si". Kai Niebert, Präsident des Deutschen Naturschutzrings
(DNR), Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und
Naturschutz Deutschland (BUND), Michael Müller, Vorsitzender der
NaturFreunde Deutschlands und früherer Umweltstaatssekretär, Bärbel
Höhn, ehemalige Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen und
NRW-Umweltministerin a.D. sowie Josef Göppel, ehemaliger
CSU-Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender des Deutschen Verbands
für Landschaftspflege (DVL), unterstützen die Bemühungen des Papstes
hin zu einer "Humanökologie", die eine ganzheitliche und nachhaltige
Entwicklung möglich macht.
"Der Glyphosatskandal, die Dieselaffäre und der sich verstärkende
Klimawandel zeigen, dass unsere Form Wohlstand auf Kosten von Mensch
und Natur zu produzieren nicht zukunftsfähig ist. Wir sehen die
dringende Notwendigkeit, in einem breiten, internationalen Dialog
endlich zu einem Umsteuern zu kommen, in dem, wie wir arbeiten, leben
und produzieren. Dass die katholische Kirche sich in der Enzyklika
des Papstes in diesen Punkten so eindeutig für Leben und Umwelt
positioniert, ist ein wichtiges Signal für einen großen Teil der
Menschheit", sagt DNR-Präsident Kai Niebert. "Seitens der deutschen
Umweltbewegung freuen wir uns sehr, mit Papst Franziskus in die
Diskussion zu kommen, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen."
Die päpstliche Enzyklika knüpft an den Sonnengesang des Franz von
Assisi aus dem Jahr 1225 an. Sie widerspricht der Lüge von der
unbegrenzten Verfügbarkeit der natürlichen Güter der Erde und will
die Menschen in dem Ziel vereinen, radikal umzusteuern. In der
Lehrschrift heißt es: "Infolge einer rücksichtslosen Ausbeutung der
Natur läuft der Mensch Gefahr, sie zu zerstören und selbst zum Opfer
dieser Zerstörung zu werden." In diesem Zusammenhang hebt Hubert
Weiger, BUND-Vorsitzender hervor: "Von Seiten der Umweltbewegung
begrüßen wir diese klare und deutliche Positionierung, die so von
noch keinem Papst zuvor beschrieben wurde. Zu Recht kritisiert Papst
Franziskus den 'Anthropozentrismus', der immer mehr auf ein
technisch-ökonomisches Wachstumsparadigma verengt wird. Eine
ökologische Selbstvernichtung, die vor Jahren undenkbar schien, wird
auch vor dem Hintergrund des aktuellen Artensterbens immer
realistischer."
Auch in Deutschland gebe es einen eklatanten Widerspruch zwischen
dem Wissen über die Naturzerstörung und den Konsequenzen, die daraus
gezogen würden, kritisiert der Vorsitzende der NaturFreunde
Deutschlands, Michael Müller. "Die Aufgaben im Bereich Umwelt- und
Naturschutz werden immer größer, im Rahmen der
Koalitionsverhandlungen aber wurde das künftige Umweltministerium
deutlich verkleinert. Wir brauchen dringend eine Verkehrswende,
stattdessen werden hier immer mehr spritfressende Geländelimousinen
gebaut und zugelassen", führt Müller aus. "Im Wahlkampf spielte die
sozial-ökologische Transformation der Gesellschaft kaum eine Rolle.
Auch deshalb ist es in Deutschland so wichtig, die vom Papst
angestoßene Debatte offen und kritisch zu führen und die Antworten
nicht im Altbekannten zu suchen."
Das Wichtigste aus Sicht der Autoren ist, dass die großen
Zukunftsfragen in der Gesellschaft und in der Politik endlich
ernsthaft und breit diskutiert werden. Die Vertreter fast aller
Parteien sprächen zwar sorgenvoll über die großen Zukunftsaufgaben,
doch ihre Lösungsansätze blieben an technisch-ökonomische Zwänge
gebunden. Die Gestaltung der sozial-ökologischen Transformation werde
als Ziel aus den Augen verloren. Deshalb wollen die Vertreter der
deutschen Umweltbewegung Papst Franziskus bei der Umsetzung der
Enzyklika "Laudato Si" unterstützen, in Deutschland die Debatte
konsequent vorantreiben und den Weg hin zu einer solchen
Transformation beschreiten.
Das umweltpolitische Diskussionspapier regt anhand von konkreten
Punkten an, die päpstlich angestoßene und weltweit geführte Debatte
fortzuführen. In einem ersten Ansatzpunkt widmen sich die Autoren der
Gegenwart, in der der Mensch inzwischen zur stärksten geologischen
Kraft im planetaren Maßstab geworden ist - dem sogenannten
Anthropozän. Was muss heute in Zeiten der Freiheit getan werden, um
künftiges Handeln in Unfreiheit zu vermeiden? Wie kann eine Welt
aussehen, die weder Mangel noch Überfluss kennt? Des Weiteren äußern
sich die Umweltvertreter zu dem Prinzip Verantwortung: Wie sieht
Verantwortung aus, die eine Fortschrittsutopie bewahrt? Wie sieht
Nachhaltigkeit in Zeiten des "Immer-mehr", "Immer-weiter" und
"Immer-schneller" aus? Und wie kann der Weg hin zu einer qualitativen
Entwicklung beschritten werden, die Freiheit, Fortschritt und
Gerechtigkeit auf Dauer miteinander verbindet?
Darüber hinaus wird in dem Papier festgehalten, dass die
Menschheit selbst bei den global voranschreitenden Umweltzerstörungen
nicht in einem Boot sitzt. Es wirken gewaltige Zugkräfte zwischen Arm
und Reich, die die Konflikte verschärfen. Letzten Endes, so schreiben
die Autoren, geht es auch um die Frage: Wie sieht eine
Weltinnenpolitik aus? In den Augen der Umweltvertreter sei es
unumstößlich, ein globales Programm für Arbeit und Umwelt aufzulegen.
Der ökologische Umbau ist eine große Herausforderung in allen
Weltregionen. Das Programm sollte deshalb den Umbau der Industrie-
und Schwellenländer mit dem Aufbau in den Entwicklungsländern
verbinden. Schlussendlich fordern die Autoren ganz konkret den
notwendigen und schnellen Ausstieg aus dem fossilen Zeitalter. Denn
die Umweltschäden, die aus der Verbrennung von Öl, Kohle und Gas
entstehen, sind unverantwortlich geworden.
Informationen: Das Diskussionspapier "Verantwortung im Zeitalter
des Menschen" finden Sie unter: http://ots.de/Nvxqjl
Das Konferenzprogramm unter:
https://heiliger-stuhl.diplo.de/va-de/themen/politik/-/1426304
Pressekontakt:
Nina Slattery, DNR-Referentin für Presse und Kommunikation
Tel.: +49 (0)30 - 678 1775 78, Mail: nina.slattery@dnr.de,
www.dnr.de,
Samuel Lehmberg, Kommunikationsreferent NaturFreunde Deutschlands,
Tel.: +49 (0)30-29 77 3265, Mail: presse@naturfreunde.de,
www.presse.naturfreunde.de,
Sigrid Wolff, BUND-Pressesprecherin, Tel.: +49 (0)30-27586-425, Mail:
presse@bund.net, www.bund.net
Kontakt vor Ort: Anna Geuchen, DNR-Referentin des Präsidiums, Tel.:
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Datum: 07.03.2018 - 09:57 Uhr
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