Die Unterrichtsstunde

Die Unterrichtsstunde

ID: 1618359

Benötigt man im Jahre 2010 noch Courage, Ionesco- und vor allem dieses Stück, erstmals auf den Bühnen 1951, aufzuführen? Zumindest hat es einen gewissen Kultcharakter, ist es doch in Paris im Theatre de la Huchettte seit über vierzig Jahren ohne Unterbrechung auf der Bühne Das Publikum in der Alten Anatomie am 30. April füllt schnell den überschaubaren Hörsaal, der eine hervorragende Kulisse für dieses Stück darstellt.




(firmenpresse) - Ein junger Professor mit einer koketten Schülerin, manchmal von dem Diensmädchen Marie gestört, führen eine gute Stunde Konversation – da und dort amüsant mit einem Hauch von Burleske, im Vortrag flott und nie langweilig, an deren Ende der Professor seine Schülerin mit einem unsichtbaren Messer umbringt. Das Dienstmädchen kommt, macht dem Professor halbherzige Vorwürfe, deckt ihn aber und hilft, die Spuren des Verbrechens zu beseitigen. Kaum ist dies erledigt, läutet es an der Tür: die nächste Schülerin, das gleiche Spiel. Die Geschichte endet zwar in Mord, lässt sich aber dennoch nicht als Krimi bezeichnen. Vielmehr als eine Parodie auf das Verhältnis von Macht und Sprache, den Geschlechterkampf, Bildungsgeschwätz und Pseudowissen. Die anfangs vom Professor gestellten geradezu lächerlich banalen Fragen arten im Laufe des Dialogs zu immer wirreren Theorien aus, die Schülerin, die sich anfangs noch wehrte, Paroli bot, gibt auf, kann dem philologischen Unterricht wie der Zuschauer schließlich nicht mehr folgen, ist entnervt, schließlich wie paralysiert, wimmert etwas von Zahnweh, der Professor steigert sich in einen sinnlos erscheinenden Monolog, und ersticht letztlich seine Schülerin. Das Zahnweh, der beständige Hinweis auf Menschliches wird zur tickenden Uhr – Ionesco seziert großartig die Mechanismen des Totalitären. Der Professor breitet Erkenntnis aus, aber Erkenntnis ohne Liebe. Am Schluß der Hinweis aufs Politische unter Anlegung einer Armbinde: Offensichtliche, systemkonstante Notwendigkeiten einer entmenschten Politik rechtfertigen immer.
Und hierin offenbart sich auch das Absurde des Stückes. Bedeutet absurd nicht die Abwesenheit von Sinn, gerade als Metapher auf die heutige Welt? Ionesco ordnet das Stück als „drama comique“ ein, als komisches Drama, eigentlich aber schon ein Wortspiel, wofür der Autor ja auch bekannt war. Die Inszenierung zeigt, was in dem Stück steckt.
Veronika Glatzner als unschuldig kokette Schülerin, Robert Arnold als machtbessessener Professor und das dominante Dienstmädchen Marie überzeugen durch ihr schauspielerisches Können. Vor allem Veronika Glatzner bot dem Zuschauer eine Vielfalt an Gesichtsausdrücken, Blicken und Gesten und überzeugte durch starke Präsenz und erfrischenden Charme.

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Datum: 07.06.2018 - 11:29 Uhr
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