GESUNDHEITSZENTREN FÜR OBDACHLOSE: EVALUATION BRAUCHT VERTRAUEN!
ID: 1713826
Ergebnisse einer von neunerhaus initiierten internationalen Analyse durch das Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment jetzt publiziert
Geschätzte 100.000 Personen leben in Österreich ohne Krankenversicherung – davon sind viele sogar wohnungs- oder obdachlos. Gesundheitsleistungen sind für diese Menschen nur schwer zu bekommen. Einrichtungen wie neunerhaus in Wien bieten sozialbenachteiligten Personen Hilfe – und seit 2017 sogar ein eigenes Gesundheitszentrum. Zum besseren Verständnis der Evaluierung solcher niederschwellig gestalteter und ambulanter Zentren beauftragte neunerhaus im vergangenem Jahr 2018 das Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment (LBI-HTA) mit der Erstellung einer internationalen Übersicht von Evaluationsmethodiken. Die Ergebnisse dieser Arbeit wurden jetzt veröffentlicht – und mit konkreten Empfehlungen abgerundet, die auch den Rat zum Aufbau von Vertrauen zwischen EvaluatorInnen und PatientInnen umfasst.
INDIVIDUELL & HETEROGEN
„Generell stellten wir fest, dass die Evaluation von Gesundheitszentren für Sozialbenachteiligte sehr individuell erfolgt“, sagt Dr. Roman Winkler, Wissenschafter am LBI-HTA, und seine Kollegin Mag. Inanna Reinsperger ergänzt: „Durch die jeweils unterschiedlichen thematischen Hintergründe und Zielsetzungen der einzelnen Einrichtungen herrschte bei den Evaluationsmethoden eine große Heterogenität.“ Insgesamt analysierte das Team des LBI-HTA 12 Evaluationsstudien in englischer Sprache und 7 deutschsprachige Berichte aus 7 Ländern. Auffällig war, dass in den englischsprachigen Studien die Evaluationen meistens summativ waren, also sich auf die Qualität der von den Zentren erzielten Ergebnisse bezogen während die deutschsprachigen Berichte zusätzlich auch eine Bewertung derer internen Prozesse (formativ) umfasste. Weiter konnte festgestellt werden, dass in vielen dieser Evaluationen verschiedene Methoden parallel zum Einsatz kamen. So wurden beispielweise sowohl qualitative wie auch quantitative Methoden eingesetzt und Interviews sowie Fragebögen zu Erhebung von Daten genutzt.
In einem weiteren Schritt verglichen die WissenschafterInnen Indikatoren, die in den einzelnen Evaluationen von niederschwelligen, ambulanten Gesundheitszentren als Kriterien dienten. Dazu zählten der Gesundheitszustand der PatientInnen, die Inanspruchnahme von Gesundheits- und Sozialleistungen sowie soziodemographische Daten. Aber auch die Zufriedenheit der PatientInnen mit dem Spektrum angebotener Leistungen wurde als Indikator bei den Evaluationen eingesetzt.
Andere Indikatoren wiederum wurden nur spärlich verwendet. „Interessanterweise setzten nur wenige der Evaluationen gesundheitsökonomische Indikatoren ein“, kommentiert Dr. Roman Winkler „Das wären zum Beispiel Daten zur Wirtschaftlichkeit der angebotenen Gesundheitsleistungen.“ Auch gab es wenig Angaben zur Verwendung standardisierter Messinstrumente. Am häufigsten noch wurden der psychische Gesundheitszustand von PatientInnen mittels Selbstauskünften erhoben.
NIEDERSCHWELLIGKEIT & VERTRAUEN ALS EMPFEHLUNG
Aus der Analyse der insgesamt 19 Studien und Berichte konnte das Team des LBI-HTA auch konkrete Empfehlungen ableiten. Wichtig unter diesen ist der Rat, Vertrauen zwischen den EvaluatorInnen und PatientInnen aufzubauen. Dieses spielt eine wesentliche Rolle für den Erfolg einer Evaluation niederschwelliger, ambulanter Gesundheitszentren. Denn so können PatientInnen erfolgreich über den Zeitraum einer Evaluation „bei der Stange“ gehalten werden. Insgesamt müssen aber auch Evaluationen selbst bzw. deren Methoden niederschwellig gestaltet werden. Denn obdach- und wohnungslose sowie nicht-krankenversicherte Personen sollen jedenfalls in die Gestaltung solcher Erhebungen eingebunden sein – und das Design einer Evaluation sollte das ermöglichen.
Insgesamt demonstriert das LBI-HTA mit diesem Bericht einmal mehr, dass es auf Grund seiner Expertise mit der Analyse sozialmedizinischer Interventionen ein gesuchter Ansprechpartner ist. Das Institut leistet damit auch einen Beitrag die Effizienz dieser kostenschonenden Interventionen zu demonstrieren – in Zeiten in denen „High-Tech-Medizin“ immer kostenintensiver wird.
Originalpublikation:
Winkler, R., Reinsperger, I. Evaluierungsmethoden zur Nutzenbewertung niederschwelliger, ambulanter Gesundheitszentren für vulnerable Personengruppen – Zielgruppen-Fokus: obdachlose, wohnungslose und nicht-versicherte Personen. LBI-HTA Projektbericht Nr.: 114; 2019. Wien: Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment.
Rückfragehinweis:
Ludwig Boltzmann Institute for Health Technology Assessment
Priv. Doz. Dr. phil Claudia Wild
Direktorin
Ludwig Boltzmann Institute for Health Technology Assessment
Garnisongasse 7/20
1090 Wien
T +43 / 1 / 236 81 19-12
E Claudia.Wild@hta.lbg.ac.at
W http://hta.lbg.ac.at
Redaktion & Aussendung
PR&D – Public Relations für Forschung & Bildung
Ira Paschinger
Mariannengasse 8
1090 Wien
T +43 / 1 / 505 70 44
E paschinger@prd.at
W http://www.prd.at/
Unternehmensinformation / Kurzprofil:
Bereitgestellt von Benutzer: PRD
Datum: 11.04.2019 - 14:23 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 1713826
Anzahl Zeichen: 6118
Kontakt-Informationen:
Kategorie:
Forschung
Meldungsart: bitte
Versandart: Veröffentlichung
Diese Pressemitteilung wurde bisher 810 mal aufgerufen.
Die Pressemitteilung mit dem Titel:
"GESUNDHEITSZENTREN FÜR OBDACHLOSE: EVALUATION BRAUCHT VERTRAUEN!"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von
PR&D (Nachricht senden)
Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).