DGAP-News: Deutsches Aktieninstitut e.V.:

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ID: 177015
(firmenpresse) - Deutsches Aktieninstitut e.V. / Sonstiges

09.03.2010 10:00

Veröffentlichung einer Corporate News, übermittelt
durch die DGAP - ein Unternehmen der EquityStory AG.
Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber verantwortlich.

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Dr. Rolf Pohlig, Finanzvorstand, RWE AG'Wachstum und Beschäftigung durch Bürokratieabbau'

Uta-Bettina von Altenbockum, Finanzplatz

RWE ist eines der größten Strom- und Gasunternehmen in Europa. Erneuerbare
Energien nehmen dabei einen immer größeren Stellenwert im Unternehmen ein.
Mit Vorhaben wie der Beteiligung an dem Wüstenstromprojekt Desertec oder
dem geplanten Bau von Offshore-Windparks in der Nordsee werden neue
Maßstäbe gesetzt. Für die Finanzierung dieser Projekte ist Finanzvorstand
Rolf Pohlig verantwortlich, der in einem Interview mit dem Finanzplatz über
die Chancen von erneuerbaren Energien, die wirtschaftliche Entwicklung in
Deutschland und die vordringlichsten Aufgaben des Staates spricht.

Interview

Herr Pohlig, 2009 war in Deutschland allgemein kein Jahr für M&A. RWE hat
jedoch seinen niederländischen Konkurrenten Essent übernommen. Wie war es
möglich, dass RWE gegen den allgemeinen Trend ein solches Geschäft
durchziehen konnte?

RWE hat in den vergangenen Jahren einen konsequenten Konsolidierungskurs
verfolgt. Mit dem Verkauf von American Water und Thames Water haben wir
unsere Nettofinanzverschuldung auf null zurückgefahren und damit die
Voraussetzungen geschaffen, eine solche Chance zu nutzen, denn
Gelegenheiten wie diese bekommt man nicht oft. RWE und Essent passen
hervorragend zueinander: So ist Essent stark im Bereich der Erneuerbaren
Energien vertreten. Diesen Geschäftszweig baut RWE stark aus und investiert
dort pro Jahr über 1 Mrd. EUR. Im Vordergrund steht dabei die Windkraft.


Die Niederlande sind ein wichtiger Markt, und beide Länder haben in
kultureller Hinsicht viele Gemeinsamkeiten. RWE und Essent, das ist ein
ideales Paar.

Im Januar hat RWE in Englandden Zuschlag für einen der größten
Offshore-Windparks der Welt erhalten. Die Gesamtkosten werden auf 100 Mrd.
EUR geschätzt, von denen 12 Mrd. EUR auf die Projektanteile von RWE
entfallen. Wie wollen Sie dieses gigantische Projekt finanzieren, und wann
wird sich das für RWE rechnen?

Wir habendas Recht erhalten, zwei große Felder in der britischen Nordsee
für die Windenergieerzeugung zu entwickeln - ein Feld allein, ein anderes
mit Partnern. Das potenzielle Volumen beträgt 4.000 Megawatt. Dies ist für
RWE ein großer Erfolg und bestätigt unsere Strategie. Eine Bauentscheidung
fällen wir allerdings erst, nachdem alle Genehmigungen vorliegen und alle
sonstigen Voraussetzungen erfüllt sind. Das wird noch dauern. Wenn es um
die Realisierung dieser Windparks geht, werden wir sicherlich noch weitere
Partner mit ins Boot holen. Nach heutigem Stand liegen die
Produktionskosten fürdie Errichtung von 1 Megawatt Windkraft offshore bei
3 Mio. EUR.

Während erneuerbare Energien in der Bevölkerung einen guten Stand haben,
geraten die klassischen Energieformen wie Kohle und Kernenergie immer mehr
ins Abseits. Werden wir die ungeliebten fossilen/atomaren Brennstoffe in
absehbarerZeit durch Wind- und Solaranlagen in aller Welt ersetzen können?
Können wir den Strom dann auch noch bezahlen?

Leider wird sehr häufig schwarz-weiß gemalt. Die Erneuerbaren Energien
können die Versorgung allein noch nicht sicherstellen, denn der Wind weht
nicht immerund die Sonne scheint zumindest in unseren Breiten zu selten
und nachtsüberhaupt nicht. Weil wir Strom bisher im großindustriellen
Maßstab noch nicht speichern können, werden andere bewährte Energieträger,
deren Einsatz wir an den jeweiligen Bedarf kurzfristig anpassen können, wie
Kohle, Kernenergie und Gas, weiter gebraucht. Wie lange noch, das ist aus
heutigerSicht schwer zu sagen. Ähnlich schwierig sind Preisprognosen.
Allerdings warnt die dena (Deutsche Energieagentur) mittelfristig vor einer
Kapazitätslücke, diese Warnung sollten wir ernst nehmen. Zu wenige
Kraftwerke, das heißt zusätzlicher Preisdruck.

Neben erneuerbaren Energien setzt sich RWE auch für Elektroautos,
Hausautomatisierung und intelligenten Strom ein. Ein weiteres Umweltprojekt
ist eine Kooperation mit einem hessischen Unternehmen, bei dem CO2 als
Rohstoff für neue Produkte genutzt werden soll. Das klingt ein bisschen
nach 'schöne neue Welt'. Wie realistisch ist so ein Projekt?

RWE hat einen klaren Anspruch: Wir wollen innovativ sein, wir wollen neue
Felder erschließen. Kurz: Wir wollen voRWEg gehen. Dazu zählen viele
Projekte, von denen das Elektroauto sicher eines der spannendsten ist. Aber
auch der intelligente Stromzähler, der dem Kunden zu jeder gewünschten Zeit
sagt, wie sein Energieverbrauch gerade aussieht, und ihm dadurch Anreize
zum Sparen gibt, hat Zukunft. Die Liste unserer Projekte ist lang. Mikroben
und Algen als CO2-Verwerter, warum nicht? Dass so etwas nicht über Nacht
marktreif ist, liegt auf der Hand. Wichtig ist, dass man damit beginnt und
solche Entwicklungsprozesse mit Kraft und Überzeugung durchzieht. Wir
jedenfalls geben Gas.

Die Energieversorger sind in den letzten Jahren zunehmend ins Fadenkreuz
der Politik geraten. Neben der Kürzung der Netzentgelte ist jetzt die
Zerschlagung der marktbeherrschenden Konzerne in der Diskussion. Was würde
das für RWE und den deutschen Strommarkt bedeuten?

Unter Zerschlagung wird zum einen verstanden, dass Unternehmen, die in der
Erzeugung stark sind, nicht gleichzeitig ein Übertragungsnetz betreiben
sollen. Das Netz aber ist für RWE Kerngeschäft, nicht nur, weil es eng mit
der Entstehungsgeschichte und der Tradition unseres Unternehmens verknüpft
ist. Wir haben im Netz viel Kompetenz aufgebaut, die auch anerkannt wird.
Das heißt nicht, dass die bestehenden vier Übertragungsnetze in Deutschland
nicht stärker integriert werden könnten. Im Gegenteil: RWE unterstütztden
Vorschlag, dass die Regelzonen enger zusammenarbeiten als bisher. Eine
eigentumsrechtliche Entflechtung ist dafür nicht notwendig.

Für andere heißt Zerschlagung, dass große Unternehmen gezwungen werden,
Kraftwerkskapazitäten abzugeben. Wenn wir jedoch eine Stromlücke vermeiden
wollen, brauchen wir nicht neue Eigentümer vorhandener Kraftwerke, sondern
neue Kraftwerke. Ein Ausbau der Erzeugungskapazitäten würde auch den
Wettbewerb weiter fördern. Die politisch nun diskutierte
Entflechtungsandrohung auch für den Fall, dass gar keine
wettbewerbsrechtlichen Verfehlungen vorliegen, ist jedenfalls höchst
fragwürdig.

Auch wenn die Talsohle der aktuellen Wirtschaftskrise erreicht ist, gehen
die Meinungen darüber, ob der Aufstieg kommt und wie er denn aussehen wird,
weit auseinander. Wie beurteilen Sie die Wirtschaftslage in Deutschland?

Auch wir haben natürlich keine Glaskugel, aber ich bin für die kommenden
Jahre verhalten optimistisch. Die deutsche Volkswirtschaft sollte das
Schlimmste überstanden haben. Bis wir das Niveau von 2008 wieder erreicht
haben, werden aber noch einige Jahre vergehen. Kritisch bleibt die
Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Um den Abbau von Arbeitsplätzen zu
verhindern, ist im vergangenen Jahr stark zum Mittel der Kurzarbeit
gegriffen worden. Dies wird künftig nicht mehr in diesem Umfang möglich
sein.

Was bedeutet das für den Kapitalmarkt Deutschland? Werden wir wieder eine
namhafte Zahl an Börsengängen erleben?

Das ist schwer zu sagen. Mehr als im letzten Jahr sollten es werden. Der
Eigenkapitalmarkt bietet ein wichtiges Potenzial für die Finanzierung von
Wachstumsgeschäften. Fraglich bleibt, wie viel man dafür bei der
Platzierung bekommt. Keiner weiß, wohin die Märkte laufen.

Die Banken als Verursacher der Krise stehen weiter in der Kritik, die durch
neue hohe Bonizahlungen wieder angeheizt wurde. In Amerika wird unterdessen
diskutiert, die Banken mit einer Zwangsabgabe zu belegen, um sie an den
Kosten der Finanzkrise zu beteiligen. Sowohl in Deutschland als auch auf
europäischer Ebene wird aus diesem Grund seitens vieler Politiker eine
Finanztransaktionssteuer befürwortet. Sollen die Banken mit einer
'Strafsteuer' belegt werden, und wenn ja, welches wäre eine angemessene
Form?

Diese Ideehat es schon oft gegeben. Sie soll wohl vor allem den Anreiz für
kurzfristig angelegte Optimierungsgeschäfte verringern zugunsten
langfristig wirkender Transaktionen. Nachteil ist, dass die Liquidität an
Märkten eingeschränkt und auch die Kapitalallokation beeinträchtigt wird:
Das Geld kann nicht mehr ungehindert dorthin fließen, wo es am
effizientesten wirkt. Aber machen wir uns nichts vor: Meist sind die
Steuervermeidungsstrategien schneller am Werk als neue Steuern. Und die
Verlagerung von Transaktionen in Offshore-Zentren kann nicht das Ziel der
Politik sein, wenn es um transparentere Märkte geht.

Auch in die Kritik geraten ist der Fair-Value-Ansatz in der Bilanzierung.
Dieser soll dem Informationsbedürfnis der Investoren dienen. In der Krise
hat sich herausgestellt, dass dieser Ansatz sehr prozyklisch wirkt. Sollte
nicht darauf hingearbeitet werden, dass das Vorsichtsprinzip im Sinne des
HGB verstärkt Einzug in die internationale Bilanzierung hält - gerade auch
im Interesse der Investoren?

Die Fair-Value-Bewertung von Vermögenswerten und Schulden sehen wir
differenziert. Als vorsichtige Kaufleute halten wir den Fair-Value-Ansatz
für die Bewertung von voraussichtlich längerfristig im Unternehmen
verbleibenden Vermögenswerten oder Schulden für wenig geeignet. Zum einen
bestehen regelmäßig keine aktiven Märkte, so dass es häufig keine objektiv
nachvollziehbaren Fair Values gibt. Zum anderen kann der Fair-Value-Ansatz
hier grundsätzlich zu 'künstlicher' Volatilität in der Gewinn- oder
Verlustrechnung bzw. im Eigenkapital führen, wenn kurzfristige
Marktwertänderungen bilanziert werden müssen, welche die langfristige
Werthaltigkeit der genannten Bilanzposten nicht tangieren.

Der Fair-Value-Ansatz ist aber grundsätzlich für die Bewertung von
Finanzinstrumenten geeignet, die zum Zwecke des Eigenhandels z.B. von
Banken oder in unserem Energiehandelsgeschäft gehalten werden. Dies gilt
allerdings nur für den Fall, dass objektiv beobachtbare Marktpreise
vorliegen, welche den tatsächlichen, d.h. den 'fairen' Wert des
Finanzinstruments amBilanzstichtag widerspiegeln.

Die Finanzkrise hat zu einer Flut neuer Gesetze geführt. Das aktuellste ist
das Wachstumsbeschleunigungsgesetz. Für die Unternehmen soll es eine
Verbesserung der Unternehmensbesteuerung bringen. Wird das Gesetz
tatsächlich Wachstumsimpulse bringen?

Das Gesetz wirkt ein wenig zusammengewürfelt. Viele verschiedene
Einzelmaßnahmen können zwar Wirkung zeigen, ersetzen aber noch kein
geschlossenes Konzept zur Belebung der Wirtschaft. Die vorgesehenen
Verbesserungen bei der Unternehmensbesteuerung gehen aber eindeutig in die
richtige Richtung, und sie werden auch entsprechend Wirkung zeigen. Für die
kommenden Jahre muss vor allem die Konsolidierung der Staatsfinanzen im
Mittelpunkt stehen. Das schließt ausdrücklich nicht aus, dass es an der
einen oder anderen Stelle weitere Steuererleichterungen geben kann. Wir
brauchen aber ein wesentlich einfacheresSystem, und der Staat muss - ob
populär oder nicht - endlich auch daran gehen, die Ausgaben zu begrenzen.

Wenn Sie hätten entscheiden dürfen, welchen Ansatz zur Verbesserung der
wirtschaftlichen Lage hätten Sie verfolgt? Welches konkrete Vorhaben muss
im Interesse Deutschlands in dieser Legislaturperiode unbedingt verfolgt
werden?

Ganz klar der Bürokratieabbau. Das kostet den Staat nichts, kann aber
unmittelbar Wachstum und Beschäftigung bringen. Wir haben uns das in der
Energiewirtschaft einmal genauer angeschaut. Es gibt Regelungen, die gleich
auf den ersten Blick unsinnig sind. Es kann zum Beispiel nicht sein, dass
wir monatelang darauf warten müssen, eine Genehmigung für die Vormontage
von Offshore-Windkraftanlagen in Hafengebieten zu bekommen. Unsere
konkreten Vorschläge liegen der Bundesregierung vor. Ich gehe davon aus,
dass dies für andere Branchen ähnlich ist. Die damit verbundenen Wachstums-
und Beschäftigungsmöglichkeiten können gar nicht hoch genug eingeschätzt
werden.


09.03.2010 10:00 Ad-hoc-Meldungen, Finanznachrichten und Pressemitteilungen übermittelt durch die DGAP. Medienarchiv unterwww.dgap-medientreff.deundwww.dgap.de---------------------------------------------------------------------------Unternehmensinformation / Kurzprofil:
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Datum: 09.03.2010 - 10:00 Uhr
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