Neue Spielregeln / Kommentar zur Klimadebatte und Siemens von Michael Flämig
ID: 1784613
reicht vom Schmiergeldskandal bis zur Debatte über Gasturbinen auf der Krim. Die
jüngsten Turbulenzen sind trotzdem einzigartig. Ein marginaler
18-Millionen-Auftrag für ein Kohlebergwerk im fernen Australien kostet den
Konzern den Kredit, den er sich mit seiner gesellschaftspolitischen
Positionierung in den vergangenen Jahren erarbeitet hat. Klimaschützer mit
Fridays for Future an der Spitze treiben Siemens samt seinem Chef Joe Kaeser
vor sich her. Was ist daraus zu lernen?
Die Lehren sind vielschichtig, aber sie können in einem Satz zusammengefasst
werden: Die Wirtschaft muss schnellstens die neuen Spielregeln in Zeiten des
Klimawandels lernen. In der alten Welt mag es möglich gewesen sein, sich als
Zulieferer für ein Giga-Kohlebergwerk einspannen zu lassen, während in
Australien der Busch brennt und Fridays for Future seit Monaten Millionen auf
die Straße bringt.
Nach den neuen Spielregeln ist dies unmöglich, mag die Order noch so klein sein.
Die Klimaschützer sind bestens vernetzt, außerdem alarmieren die Wetterextreme
viele Menschen rund um den Globus. Ausgerechnet in jenem Jahr, in dem Siemens
die Energy-Sparte an die Börse bringen will, ist ein gigantischer
Reputationsschaden die Folge.
Es ist ernüchternd, dass sogar ein globaler Konzern nicht erkannt hat, wie
gefährlich ein solcher Auftrag sein kann. Es fehlen Strukturen, die eine
granulare Überwachung kritischer Geschäfte möglich machen. Dieses Problem reicht
weit über Siemens hinaus. Jedes Unternehmen muss sich prüfen, ob es weiß, was es
weltweit zur Erderwärmung beiträgt. Wenn Geschäfte abgeschlossen sind, ist es zu
spät. Schließlich können Vertragspartner zu Recht darauf pochen, beliefert zu
werden.
Wer denkt, er könne sich diesen Kontrollaufwand sparen, weil Klimaschützer auf
Multis zielten, der liegt falsch. Denn die Aktivisten wie Fridays for Future
sind nur die Vorhut. In einem zweiten Schritt werden Gerichte über Klimasünden
urteilen. In den USA laufen die ersten Verfahren. Es kann jeden treffen, der
seine Prozesse nicht im Griff hat. Noch spürbarer ist der dritte Schritt:
Regulatoren werden Umwelteinflüsse und Dekarbonisierung thematisieren. Späte
Reaktionen werden dann teuer.
Klar ist zwar: Klimaschutz ist für deutsche Unternehmen ein vertrautes Thema,
allerorts gibt es deshalb strategische und operative Veränderungen. Nun aber
muss es viel schneller gehen als ursprünglich gedacht. Nur wer konsequent
handelt, bleibt nach den neuen Regeln im Spiel.
(Börsen-Zeitung, 14.01.2020)
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/30377/4490954
OTS: Börsen-Zeitung
Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell
Weitere Infos zu dieser Pressemeldung:
Themen in dieser Pressemitteilung:
Unternehmensinformation / Kurzprofil:




">

">
Datum: 13.01.2020 - 19:40 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 1784613
Anzahl Zeichen: 3183
Kontakt-Informationen:
Stadt:
Frankfurt
Kategorie:
Wirtschaft (allg.)
Diese Pressemitteilung wurde bisher 641 mal aufgerufen.
Die Pressemitteilung mit dem Titel:
"Neue Spielregeln / Kommentar zur Klimadebatte und Siemens von Michael Flämig"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von
B (Nachricht senden)
Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).