Das Salz in der Suppe der Kommunikation - Die Politische Meinung feiert ihren 50. Geburtstag
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Alois Rummel, ehemaliger Chefredakteur des Rheinischen Merkur (RM) http://www.merkur.de, schreibt über die "Publizistischen Lotsen der Nachkriegsgeschichte". Unter dem Chefredakteur Karl Willy Beer und dem Redakteur Anton Böhm habe die PM ihren grosse Ruf erworben, "den sich noch heute in weiten politisch-öffentlichen Kreisen besitzt". Beer ging aus der religiös-sozialistischen Bewegung in den zwanziger Jahren hervor. Er schrieb Kommentare für die berühmte Weltbühne, die von dem von den Nazis ermordeten Carl von Ossietzky herausgegeben wurde. Böhm, der in der Weimarer Republik unter anderem für die katholische Wochenschrift "Schönere Zukunft" zur Feder gegriffen hatte, nahm parallel zu seiner Redakteurstätigkeit für die PM "in der Ära Adenauer grossen Einfluss auf das politische Meinungsbild der Bundesrepublik Deutschland".
Von Karl Willy Beer übernahm 1970 Ludolf Herrmann die Chefredaktion der Zeitschrift. In seinem Porträt zeichnet Ansgar Lange, Chefredakteur der Zeitschrift NeueNachricht http://www.neue-nachricht.de, Herrmann als einen "Anwalt der Kultur des Politischen". Alles Parteisoldatische sei dem katholischen Publizisten, der auch Chefredakteur von Christ und Welt und Capital war, fremd gewesen. Lange betont, dass Herrmann nicht immer auf Unionskurs schwamm. So kritisierte er 1985 in einem Beitrag für den Rheinischen Merkur die Haltung von Helmut Kohl und Michael Stürmer zur deutschen Frage: "Die Geschichte hat den Publizisten eindrucksvoll bestätigt. Nach 1990 hätte er sich für kein früheres Wort in Sachen deutsche Einheit schämen müssen." Als Christ seien Herrmann alle Anzeichen europäischer oder deutscher Hypermoral zuwider gewesen. Daher habe sich der früh verstorbene Journalist auch gegen wohlfeile Beurteilungen der Situation in Südafrika gewandt. "Wir grenzen zum Beispiel den Strom der Hilfe Suchenden durch immer strengere Massstäbe des Asylrechts von unseren Fleischtöpfen aus. Ist unsere Moral wirklich so unendlich hoch überlegen über die der Südafrikaner, die mit ihrer Homelandpolitik doch nur den gleichen Effekt erzielen wollen?", frage Herrmann damals.
Am Ende seines Essays skizziert Lange seine Vorstellungen von einer politischen Zeitschrift, die mit denen Herrmanns konform gehen: "Als Ludolf Herrmann im März 1979 die Leitung der PM-Redaktion übernahm, trat er mit dem Anspruch an, die geistigen Auseinandersetzungen der Zeit sollten sich auf den Seiten dieser Zeitschrift spiegeln. Nur wenn die PM eine gewisse intellektuelle Offenheit ausstrahle, werde sie auch wahr- und ernstgenommen. Ludolf Herrmann hat noch auf dem Krankenbett dafür gekämpft, dass dieser Anspruch erfüllt wurde."
In einem grundsätzlichen Beitrag beleuchtet PM-Chefredakteur Wolfgang Bergsdorf den Charakter der politischen Monatszeitschriften. Sie seien das Salz in der Suppe der Kommunikation und trotzten dem Diktat der Unterhaltung. Die Gesamtauflage der politischen Zeitschriften belaufe sich auf 100.000 Exemplare. Für die vertiefte Information über eine möglichst rationale Auseinandersetzung über Politik seien sie unverzichtbar. "Die politischen Monatszeitschriften sind das Medium der hochkarätigen Multiplikatoren. Ihr Publikum ist jener winzige Anteil der Bevölkerung, der sich für Politik interessiert und für Politik engagiert", so Bergsdorf. Die PM gehört zur "elitären Presse", in der die Kunst des Essays gepflegt wird: "Er leistet dies idealerweise in einem Sprachstil, der vom Jargon ebenso weit entfernt ist wie von der wissenschaftlichen Fachsprache."
Ein Beitrag von Norbert Seitz, verantwortlicher Redakteur der sozialdemokratischen Neuen Gesellschaft/Frankfurter Hefte (NG/FH) http://www.frankfurter-hefte.de, rundet die interessante Jubiläumsausgabe der Politischen Meinung ab.
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Datum: 13.06.2006 - 15:04 Uhr
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