Berliner Morgenpost/Dieses Gesetz diskriminiert/Leitartikel von Alina Juravel

Berliner Morgenpost/Dieses Gesetz diskriminiert/Leitartikel von Alina Juravel

ID: 2116691

(ots) - Samenspende legal, Eizellspende nicht: Es wird Zeit, das zu ändern

Unerfüllter Kinderwunsch schmerzt und belastet viele Menschen. Laut dem Bundesfamilienministerium bleiben zehn Prozent der Paare, die sich ein Kind wünschen, ungewollt kinderlos. Die Medizin kann zumindest einigen von ihnen helfen, doch die Hürden in Deutschland sind dafür besonders hoch - und dazu noch ungerecht verteilt.

Während die Samenspende hierzulande legal ist, bleibt die Eizellspende seit nun mehr als 30 Jahren verboten. Männer haben also die Möglichkeit, mit gespendeten Spermien anderer Männer Vater zu werden. Frauen können auf solch eine Alternative aber nicht zugreifen. Sicherlich lassen sich Samen- und Eizellspende nicht gleichsetzen, was den Verlauf und Risiken einer Entnahme von Zellen angeht. Doch kann es keine Rechtfertigung dafür sein, Frauen mit Fruchtbarkeitsproblemen diese Möglichkeit grundsätzlich zu verwehren.

Dass eine Expertenkommission der Regierung nun nahelegt, die Eizellspende zu legalisieren, ist daher längst überfällig. Deutschland ist neben Luxemburg derzeit das letzte EU-Land, in dem die Eizellspende noch verboten ist. Schuld daran ist das deutsche Embryonenschutzgesetz von 1990, das heutzutage nicht mehr zeitgemäß ist und der Erfüllung eines Kinderwunsches im Weg steht. Denn eine legale Eizellspende gehört zur reproduktiven Selbstbestimmung von Frauen. Und die Entscheidung, welche Risiken sie dabei angehen möchten, können die Frauen selbst treffen - sofern sie eine korrekte und unmissverständliche Aufklärung erhalten.

Natürlich kann es auch in der Fortpflanzungsmedizin kein Recht auf ein Kind geben, diese Garantie kann schließlich kein Arzt und auch kein Kinderwunschzentrum einem Menschen geben. Frauen sollten aber das Recht haben, die Techniken nutzen zu dürfen, die die Chancen auf eine Schwangerschaft erhöhen. Angesichts des medizinischen Fortschritts ist es nicht mehr vertretbar, dass die Politik ausgerechnet hier den Frauen einen Riegel vorschiebt. Die Annahme, man würde sie vor gesundheitlichen Risiken schützen, ist veraltet und bevormundend. Schließlich reicht bei chirurgischen Eingriffen - mögen sie noch so riskant sein - ja auch eine umfassende Aufklärung.



Obendrein ist die Stimulierung und Entnahme der Eizellen inzwischen viel weniger gefährlich und belastend für Frauen, als es noch vor 30 Jahren der Fall war. Dies bestätigen die Erfahrungen aus dem Ausland sowie zahlreiche medizinische Studien.

Doch auch kritische feministische Stimmen wehren sich zunehmend gegen eine Legalisierung von Eizellspende in Deutschland, weil sie dadurch eine soziale Ungleichheit sowie Ausbeutung von Frauen in prekären Verhältnissen befürchten.

Tatsächlich ist dies eine Sichtweise, die nur Frauen in Deutschland in den Blick nimmt. Denn eine Legalisierung hierzulande kann Frauen vor massiver Ausbeutung im Ausland schützen. Schließlich hat sich mittlerweile in vielen Ländern, vor allem in Osteuropa, ein regelrechter Reproduktionstourismus entwickelt, an dem sich auch deutsche Paare beteiligen. Unter welchen Bedingungen dort Babys gemacht werden, darüber hat der deutsche Staat keinerlei Kontrolle. Ein klar geregeltes und transparentes Gesetz sowie eine faire Aufwandsentschädigung für die Spenderinnen in Deutschland können durchaus einer Kommerzialisierung von Eizellspenden entgegenwirken - auch im Ausland.

Pressekontakt:

BERLINER MORGENPOST

Telefon: 030/887277 - 878
bmcvd@morgenpost.de


Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuellWeitere Infos zu dieser Pressemeldung:

Themen in dieser Pressemitteilung:


Unternehmensinformation / Kurzprofil:
drucken  als PDF  an Freund senden  Finanzgericht Sachsen-Anhalt bearbeitet 14 Klagen zur Grundsteuer Berliner Morgenpost/Ein Mann des Volkes/Kommentar von Thorsten Knuf
Bereitgestellt von Benutzer: ots
Datum: 06.08.2024 - 20:04 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 2116691
Anzahl Zeichen: 3708

Kontakt-Informationen:
Ansprechpartner: ots
Stadt:

Berlin



Kategorie:

Politik & Gesellschaft



Diese Pressemitteilung wurde bisher 317 mal aufgerufen.


Die Pressemitteilung mit dem Titel:
"Berliner Morgenpost/Dieses Gesetz diskriminiert/Leitartikel von Alina Juravel"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von

BERLINER MORGENPOST (Nachricht senden)

Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).


Alle Meldungen von BERLINER MORGENPOST


 

Werbung



Facebook

Sponsoren

foodir.org The food directory für Deutschland
Informationen für Feinsnacker finden Sie hier.

Firmenverzeichniss

Firmen die firmenpresse für ihre Pressearbeit erfolgreich nutzen
1 2 3 4 5 6 7 8 9 A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z