Landeskrankenhaus RLP droht Rekordverlust / Kritik am Geschäftsführer und hohe Fluktuation von Fü

Landeskrankenhaus RLP droht Rekordverlust / Kritik am Geschäftsführer und hohe Fluktuation von Führungskräften / Exklusive Recherche des Südwestrundfunks (SWR)

ID: 2206680

(ots) - Das Landeskrankenhaus in Andernach rechnet nach einer SWR-Recherche für dieses Jahr mit einem Verlust von rund 14 Millionen Euro. Wie die Klinikleitung dem SWR mitteilte, wäre es der bislang höchste Verlust des Unternehmens.

Der Aufsichtsrat teilte dem SWR mit, man werde in dieser Woche zu einer Sondersitzung zusammenkommen, "um die aktuelle finanzielle Lage weiter zu analysieren und weitere Schritte zu besprechen." Wie die aussehen sollen, ist unklar. Kündigungen seien nicht geplant, so das Landeskrankenhaus.

Die Klinikleitung führt das historische Minus auf die finanziell schwierige Lage aller Krankenhäuser zurück. Auf Anfrage heißt es: "Wie fast alle Krankenhäuser bundesweit muss sich auch das Landeskrankenhaus den Rahmenbedingungen der nicht auskömmlichen Finanzierung stellen."

Mitarbeiter, die sich anonym an den SWR gewandt haben, sehen das anders. Sie sagen, der drohende Rekordverlust sei nur zum Teil durch die allgemein schwierige Lage der Krankenhäuser zu erklären. Die wesentliche Ursache sei der Verlust von Managementkompetenz. In den vergangenen zwei Jahren hätten rund 20 Führungskräfte das Unternehmen verlassen. Darunter unter anderem eine ärztliche Direktorin, kaufmännische Direktoren, Bereichsleiter, ein Pflegedirektor, eine Heimleiterin usw. berichten die Mitarbeiter. Die Betroffenen hätten jeweils seit mindestens 10 Jahren im Unternehmen gearbeitet, teilweise sogar mehr als 25 Jahre, heißt es.

Der SWR hat dazu im Landeskrankenhaus nachgefragt. Die Geschäftsleitung spricht von "natürlicher" Fluktuation. Der Aufsichtsrat teilt mit, dass man sich zu Personalangelegenheiten nicht äußere.

Die Mitarbeiter, die sich anonym an den SWR gewendet haben, sagen, Ursache für das Ausscheiden der Führungskräfte sei in fast allen Fällen Frust über den Geschäftsführer Alexander Wilhelm. Inzwischen seien auch konkrete Vorwürfe gegen Wilhelm an den Aufsichtsrat weitergeleitet worden.



Der SWR hat dazu bei Alexander Wilhelm nachgefragt. Er teilte mit: "Wenn solche Vorwürfe im Raum stehen, habe ich als Geschäftsführer grundsätzlich ein großes Interesse daran, dass diese schnell ausgeräumt werden."

Darüber hinaus hat der SWR beim Aufsichtsrat nachgefragt. Vorsitzende des Gremiums ist Nicole Steingaß (SPD), Staatssekretärin im rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium. Die dortige Pressestelle äußerte sich nicht dazu, um welche Vorwürfe es sich handelt, bestätigte aber, dass den Aufsichtsrat anonyme Vorwürfe gegen Wilhelm erreicht hätten. Man sei derzeit dabei, die Vorwürfe zu prüfen. "Wir bitten um Verständnis, dass zu der laufenden Prüfung derzeit keine weiteren Aussagen getroffen werden können. Im Übrigen gilt, dass Personalien auch auf Ebene der Geschäftsführung nicht kommentiert werden.?

Der Vertrag des Geschäftsführers Alexander Wilhelm läuft im Mai kommenden Jahres aus. Ob er nach den Vorwürfen und dem drohenden Rekordverlust überhaupt verlängert wird, ist offen. Die Aufsichtsratsvorsitzende Steingaß teilt auf SWR-Anfrage mit, "Aufsichtsrat und Geschäftsführung arbeiten gut und vertrauensvoll zusammen und werden rechtzeitig über eine Vertragsverlängerung entscheiden". Ein klares Bekenntnis zur Fortsetzung des Vertrags sieht anders aus.

Sehr zurückhaltend äußert sich der Vorgänger von Alexander Wilhelm, Gerald Gaß. Er hatte das Landeskrankenhaus etwa 13 Jahre geführt und wurde 2021 Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Gaß teilte dem SWR auf Anfrage mit, "die Vorwürfe gegen Alexander Wilhelm kommentiere ich nicht". Rückendeckung sieht anders aus.

Brisant: Wilhelm wurde 2021 unter fragwürdigen Umständen Geschäftsführer des Landeskrankenhauses: https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/schwarzbuch-bund-der-steuerzahler-rlp-gewaehrt-spitzenbeamten-sonderurlaub-bis-zur-pension-100.html (https://eur03.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fwww.swr.de%2Fswraktuell%2Frheinland-pfalz%2Fschwarzbuch-bund-der-steuerzahler-rlp-gewaehrt-spitzenbeamten-sonderurlaub-bis-zur-pension-100.html&data=05%7C02%7CSibylle.Schreckenberger%40swr.de%7C86a572bfcc084939436508de117daea7%7Cbcca095d88d442f88260cc216b81f62d%7C0%7C0%7C638967428645635919%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJFbXB0eU1hcGkiOnRydWUsIlYiOiIwLjAuMDAwMCIsIlAiOiJXaW4zMiIsIkFOIjoiTWFpbCIsIldUIjoyfQ%3D%3D%7C0%7C%7C%7C&sdata=0lsDeyslInsmeFlplRpbR7m8kGKcRBYG7hj6W4anjVk%3D&reserved=0) ]

Er wurde damals als Staatssekretär beurlaubt, um den lukrativen Job als Geschäftsführer zu übernehmen (rund 240.000 Euro Grundvergütung mit erfolgsabhängiger Vergütung). Nach Ansicht des Landesrechnungshofs ist das rechtswidrig. Die Staatskanzlei dagegen hält den "Sonderurlaub" für rechtmäßig und sagt, sie habe eine andere Rechtsauffassung als der Rechnungshof

Vom rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium hieß es damals: "Das Land Rheinland-Pfalz geht davon aus, dass es davon profitieren wird, dass das Landeskrankenhaus von dem vorübergehend beurlaubten Staatssekretär geführt wird und er - nach Beendigung der Beurlaubung - diese Kompetenz wieder in die Landesregierung einbringt."

Die bisherige Bilanz des beurlaubten Staatssekretärs: Rund 20 Führungskräfte haben das Unternehmen verlassen und das Landeskrankenhaus macht in diesem Jahr seinen voraussichtlich größten Verlust.

Hintergrund I

Das Landeskrankenhaus ist eine Anstalt des öffentlichen Rechts und nach eigenen Angaben der größte Betreiber von Krankenhäusern für psychisch kranke Menschen in Rheinland-Pfalz. Das Landeskrankenhaus beschäftigt nach eigenen Angaben an rund 30 Standorten etwa 5.400 Mitarbeiter. Zum Unternehmen gehören mehrere Kliniken unter anderem in Alzey, Mainz, Meisenheim und Bad-Kreuznach.

Hintergrund II

Dass allein in den vergangenen 12 Monaten, 11 Führungskräfte das Landeskrankenhaus verlassen haben, will die Aufsichtsratsvorsitzende nicht kommentieren. Der Aufsichtsrat nehme keine Stellung zu einzelnen Personalangelegenheiten, da diese der Vertraulichkeit unterliegen, teilt das Gesundheitsministerium mit und verweist auf die Geschäftsführung des Krankenhauses. Die teilt mit: "Das Landeskrankenhaus beschäftigt rund 5.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an rund 30 Standorten in Rheinland-Pfalz. Bei einer Organisation dieser Größe ist es selbstverständlich, dass es kontinuierlich personelle Veränderungen und natürliche Fluktuationen gibt. Die Fluktuation im Haus bei der Gesamtzahl der Mitarbeitenden entspricht aktuell dem üblichen Maß auch an Wechseln zwischen Wettbewerbern."

Deutlich kritischer dagegen die Einschätzung von Reinhard Belling. Er ist Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Träger psychiatrischer Krankenhäuser in Deutschland. Zu den Mitgliedern gehört auch das Landeskrankenhaus. Belling sagte dem SWR, "wenn eine größere Zahl an langgedienten Führungskräften geht, dann sollte man sich Gedanken machen, ob in der Unternehmenskultur etwas schiefgelaufen ist."

Belling sagt, es sei bekannt, dass Führungswechsel bei Mitarbeitern Verunsicherung auslösen. Wenn es dann innerhalb kurzer Zeit gleich mehrere Führungswechsel gebe, führe das automatisch zu großer Unruhe bei den Beschäftigten. Zudem sei es schwieriger, zu führen. "Wenn man ein Unternehmen nach vorn bringen will, braucht man eine gemeinsame Überzeugung, wohin man will, wie man Herausforderungen anpackt. Eine hohe Fluktuation macht das schwierig." Und neue Mitarbeiter zu finden wird dann auch zur Herausforderung. "Bei einer so hohen Fluktuation muss man sich fragen, wie attraktiv man noch als Arbeitgeber für Bewerber ist.", so Belling.

SWR / Reporter: Gernot Ludwig

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