10 Jahre TARGET: Erfolgsbilanz im Kampf gegen genitale Verstümmelung / Nehberg ebnet Weg für Ende des blutigen Brauches (mit Bild)
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(ots) -
Vieles, das im Jahr 2000 noch Vision war, ist heute zum
zehnjährigen Bestehen längst Wirklichkeit geworden: "Sir Vival"
Rüdiger Nehberg (75) ist es mit seiner Menschenrechtsorganisation
TARGET gelungen, den Weg für die weltweite Abschaffung der Weiblichen
Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation/FGM) zu ebnen. Sein
größter Erfolg war die "Fatwa von Kairo" (2006). Höchste
Islamgelehrte ächteten den blutigen Brauch als "Verbrechen". Nehberg
war immer überzeugt davon, dass sich das Ritual nur mit der Kraft der
Religion beenden lässt, mit Muslimen als Verbündete. Dies Konzept
bescherte ihm zunächst mehr Feinde als Freunde. Inzwischen überwiegt
die Bewunderung. Denn Rüdiger Nehberg und seine Frau Annette (50)
haben mit ihrem Engagement für die Mädchen Afrikas mehr erreicht, als
jeder andere vor ihnen.
TARGETs aktuellste Projekte laufen in Äthiopien: die
Aufklärungskampagne GOLDENES BUCH und der Bau der
"Geburtshilfestation Danakilwüste". Das Krankenhaus-Projekt wird von
Frauenärzten aus ganz Deutschland unterstützt. Rüdiger Nehberg ist
gerade mit Dr. Werner Harlfinger (Berufsverband der Frauenärzte,
Rheinland-Pfalz) vor Ort, um die weitere Abwicklung abzustimmen. In
der Hauptstadt Addis Abeba werden sie dazu auch Kontakt zu Prof. Dr.
Yusuf Lukman, dem Chef-Gynäkologen der Uniklinik, aufnehmen. TARGET
will mit dem Krankenhaus den Frauen des Afar-Volkes (Halbnomaden)
helfen. Sie sind meist sehr stark verstümmelt. Die
Säuglingssterblichkeit liegt dort als Folge von FGM bei 50 Prozent.
TARGETs Fahrende Krankenstation existiert in diesem Gebiet schon seit
2004. Doch Kaiserschnitte und Operationen sind gegenwärtig nicht
möglich.
Der Wüstenstaat Mauretanien - Annette und Rüdiger Nehberg
absolvierten hier 2005 ihre "Karawane der Hoffnung" - hat bereits
2008 eine erste Lieferung der GOLDENEN BÜCHER erhalten. In Djibouti
ist die Aktion ebenfalls gestartet, in Somaliland und im Sudan wird
sie vorbereitet. Vorbeter von Moscheen erhalten das kostbar
gestaltete Werk gratis für ihre Predigten. Es ist in Arabisch,
Französisch und Englisch verfasst. Übersetzungen in den jeweils
wichtigsten Stammessprachen werden beigefügt. Für Äthiopien hat die
"Bingo! Umweltstiftung Niedersachsen" gerade 23 250 Büchlein in
Afaraf und Somali finanziert. DAS GOLDENE BUCH enthält die "Fatwa von
Kairo". Es ist ein religiöses Verbot, das im November 2006 während
einer von TARGET initiierten internationalen Gelehrtenkonferenz an
der Al-Azhar-Universität, dem Zentrum des sunnitischen Islam,
verfasst wurde. Es ist für Muslime verbindlich. Langfristig ist eine
Vier-Millionen-Auflage des GOLDENEN BUCHES geplant.
"Der Erfolg von Kairo war der Höhepunkt meines Lebens", betont
Rüdiger Nehberg, der ehemalige Konditor und Retter der
Yanomami-Indianer. Dennoch hat er den Ehrgeiz, dieses Ergebnis zu
übertreffen. Er träumt von einer spektakulären Aktion in Mekka, von
einem ultimativen Schlusspunkt - von der Verkündung des FGM-Verbotes
auf dem Heiligen Platz vor Millionen von Pilgern. Die neue Botschaft
soll auf einem gigantischen Transparent prangen. Dazu bedarf es der
Kooperation des Königs von Saudi-Arabien. "Das ist mein
Jubiläumswunsch, daran arbeite ich gerade mit Nachdruck", verrät
Nehberg.
FGM ist noch in 35 Ländern üblich, vor allem in Afrika und Asien.
140 bis 150 Millionen Frauen sind verstümmelt. Täglich kommen 8000
neue Opfer hinzu. Meist sind es Muslimas. Ihnen werden Teile der
äußeren Genitalien entfernt - mit Instrumenten wie Rasierklingen,
ohne Narkose. Bei der "Pharaonischen Verstümmelung", der schlimmsten
Form, stirbt jedes dritte Mädchen. Der blutige Brauch wird seit
alters her missbräuchlich vor allem mit dem Islam gerechtfertigt.
Auch heute noch - obwohl dazu nichts im Koran steht. Die Abschaffung
kann nur mit der Kraft der Religion gelingen, war daher Nehbergs
logische Schlussfolgerung.
"Jedes Ziel lässt sich erreichen, wenn man es will." Getreu diesem
Lebensmotto führt Rüdiger Nehberg seinen Kampf gegen FGM. Am 5.
August 2000 gründete er mit seiner damaligen Lebenspartnerin und
heutigen Frau Annette den Verein TARGET (engl.: "Ziel"). Der Name ist
Programm. Bis heute. Die Idee dazu reifte 1999 in Amsterdam. Nehberg
hatte damals "Wüstenblume" gelesen, das kürzlich verfilmte Buch der
Somalierin Waris Dirie, die als Fünfjährige brutal beschnitten wurde.
Mit Tränen in den Augen und einer ungeheuren Wut im Bauch beschloss
Nehberg, sich so lange gegen diese menschenverachtende Tradition
einzusetzen, bis sie weltweit abgeschafft ist. In Äthiopien in der
Danakilwüste war er 1977 bereits mit ihr konfrontiert worden. Aisha,
eine Nomadenfrau auf der Flucht, hatte ihm von ihrer Verstümmelung
berichtet. Es war eine Begegnung mitten im Bürgerkrieg, und der
Abenteurer konnte sich damals noch nicht vorstellen, als Fremder
gegen eine solche uralte Tradition anzugehen.
"Vor zehn Jahren hat man mich für verrückt erklärt. Es hieß: Der
Islam sei nicht dialogfähig", erinnert sich Nehberg an die
TARGET-Gründung. Annette Nehberg ergänzt: "Wir haben uns einfach
nicht beirren lassen und uns gesagt: 'Wenn wir nur ein Mädchen
retten, hat sich jeder Einsatz gelohnt.'" Das TARGET-Konzept hat sich
bewährt. Die beiden Norddeutschen erlebten in der islamischen Welt
vom ersten Moment an große Kooperationsbereitschaft. Mit Respekt,
Demut und dem Koran als Waffe gewannen sie die Muslime und die Elite
der Gelehrten, darunter Ägyptens Großmufti Prof. Dr. Ali Gom'a, als
Verbündete. Selbst hartnäckige Traditionalisten änderten ihre Meinung
über FGM, nachdem sie die Foto- und Filmdokumente der
Menschenrechtler aus Deutschland gesehen hatten. Dass Nehberg etwas
Arabisch spricht, tat ein Übriges.
Annette und Rüdiger Nehberg wurden 2008 für ihre Verdienste im
Kampf gegen FGM mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Der Film
"Karawane der Hoffnung" (ProSieben) - eine TV-Dokumentation der
Regisseure Dr. Bernhard Albrecht und Karsten Scheuren über TARGETs
Engagement in Äthiopien wurde dieses Jahr mit dem Adolf-Grimme-Preis
ausgezeichnet. DAS GOLDENE BUCH erhielt 2009 den Designpreis
"reddot".
Weitere Infos
www.target-nehberg.de
Dort finden sich auch honorarfreie Fotos zum Download.
TARGET-Spendenkonto
Sparkasse Holstein, Bankleitzahl 213 522 40, Kontonummer 50 500
Pressekontakt:
Cornelia Büddig
04154 / 79 48 88
buero@target-nehberg.de
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Datum: 29.07.2010 - 10:05 Uhr
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